59.

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Hermine
Zusammen mit Blaise rannte ich fast schon durch die Gänge zum Krankenflügel. Draco würde bald aufwachen, ich konnte es kaum glauben. Er würde aufwachen und dann würde ich ihm verzeihen und sagen, dass ich ihn liebe. Alles würde gut werden.
Als wir schwer atmend im Krankenflügel angekommen waren, sah Madame Pomfrey uns zuerst etwas missbilligend an, jedoch schien sie uns für die Unruhe nicht wirklich böse sein zu können, da auch sie glücklich war, dass Draco endlich wieder aufwachen würde.
"Wie geht es ihm?"
fragte Blaise Madame Pomfrey aufgeregt, als wir uns auf den Besucherstühlen neben Dracos Bett nieder ließen. Sie lächelte
"Gut, ausgesprochen gut. Wie sie sehen können, hat er eine rege Augenbewegung, manchmal bewegt er auch Arme und Beine. Ach und außerdem hat er angefangen unverständliches Zeug zu murmeln."
erklärte sie uns und ging dann zu den anderen Betten, um nach den Patienten zu sehen.
Wie bei meinen nächtlichen Besuchen, nahm ich Dracos Hand und begann sanft darüber zu streichen. Außerdem stellte ich fest, dass man fast alle Verbände entfernt hatte und nur noch große gelb grüne Flecken an den Unfall erinnerten.
Da weder Blaise noch ich wussten, über was wir uns unterhalten sollten, saßen wir eine Weile schweigend da, bis Blaise dann jedoch fragte
"Und? Wie geht es dann für euch weiter, wenn er aufwacht?"
Diese offene und direkte Frage überraschte mich doch etwas, jedoch konnte ich sie verstehen, denn mir war klar, was für eine große emotionale Stütze Blaise in der schweren Zeit für Draco gewesen sein musste. Und dennoch lief ich rot an, antwortete aber trotzdem
"Ich... ähm, ich liebe ihn und nunja, dieser Unfall hat mir klar gemacht, dass ich es nicht ertragen würde ohne ihn zu sein.... Ich liebe ihn..."
Während ich gesprochen hatte, hatte ich meinen Blick von Blaise abgewandt und Draco angesehen und als ob er meine Worte gehört hätte, begann er zu blinzeln.
Für einen Moment dachte ich, dass ich mich nur getäuscht hätte, doch dann blinzelte er noch einmal. Mein Herz blieb für eine Sekunde stehen, nur um dann im doppelten Tempo weiter zu schlagen.
"Blaise er blinzelt! Er blinzelt."
Sagte ich aufgeregt und umklammerte seine Hand noch fester. Blaise war vor Aufregung aufgestanden und jetzt hörten wir auch, das Draco angefangen hatte leise zu murmeln, was er sagte konnten wir jedoch nicht verstehen.
Als das Blinzeln schließlich aufhörte und seine Augen offen waren, schien er langsam zu fokussieren und wieder die Welt um sich herum wahrzunehmen.
"Blaise?"
murmelte er schließlich schwach, Blaise nickte, unfähig irgendetwas zu sagen.
"H-hermine?"
fuhr er dann etwas ungläubig fort, als er auch mich bemerkt hatte. Ich hatte mich zu ihm aufs Bett gesetzt  und antwortete mit Tränen in den Augen
"Ja Draco. Oh Merlin, ich bin so glücklich, dass du endlich aufgewacht bist....ich... ich liebe dich Draco."
Er verzog sein Gesicht zu einer Grimasse, die wohl ein Lächeln darstellen sollte, anscheinend hatte er noch nicht all seine Muskeln wieder voll und ganz unter Kontrolle, aber es war das Schönste, was ich je gesehen hatte. Doch dann veränderte sie sein Gesichtsausdruck etwas und er fragte
"Warte, endlich? Wie lange habe ich... welches Datum haben wir?"
langsam schienen seine Hirnfunktionen wieder normal zu arbeiten.
"Den zweiundzwanzigsten Dezember."
antwortete Blaise sofort. Draco nickte, dann sah er mich an und nahm meine Hand.
"Hermine, ich weiß ich habe Fehler gemacht, aber ich bereue sie zutiefst. Dich zu treffen, war das beste, was mir je passiert ist. Ich liebe dich Hermine. Verzeihst du mir und erweist mir die Ehre mit mir zum Weihnachtsball zu gehen?"
Ich hatte Tränen in den Augen, er blickte mich so erwartungsvoll an, sodass mein Herz in eben dieser Sekunde, als er seine Frage gestellt hatte, geschmolzen war.
"Ja... ja natürlich Draco."
Als ich geantwortet hatte, sah er unglaublich erleichtert aus.
"So, nachdem nun das Wichtigste geklärt wäre, wäre ich sehr dankbar dafür, wenn mir jemand erklären würde, was bei Merlin mit mir passiert ist."
fragte Draco schließlich. Blaise grinste, sein bester Freund schien zurück zu sein und er antwortete
"Erinnerst du dich an das Quidditch Spiel gegen Ravenclaw im November?"
Er nickte schwach.
"Nunja, du hast den Schnatz gefangen und warst dann so gefesselt von etwas oder..."
er sah mich mit einem vielsagenden Blick an
"... jemanden, dass du nicht bemerkt hast, dass ein Klatscher direkt auf dich zugeflogen kam. Tja und zwei Sekunden später warst du 15 Meter tief gefallen und nur noch ein Matschhäufchen auf dem Boden. Seitdem liegst du hier."
fasste ihm Blaise seinen Unfall zusammen. Draco nickte
"Ach das ist der Grund weshalb ich mich fühle, als hätte Hagrid sich auf mir niedergelassen."
Ein leichtes Grinsen zierte sein Gesicht, als Madame Pomfrey schließlich zurück kam
"Schön, dass sie aufgewacht sind Mr. Malfoy. Sie hatten einen sehr schweren Unfall, wie ihnen sicher schon mitgeteilt wurde?"
Sie sah uns an, wir nickten bestätigend und sie fuhr fort
"Ich werde sie heute und morgen noch zur Beobachtung hier behalten."
Dann fügte sie noch mit einem Lächeln hinzu
"Aber zum Weihnachtsball dürfen sie gehen, wenn sie versprechen sich nicht zu überanstrengen und keinen Alkohol trinken."
Sie schien uns belauscht zu haben... Doch Draco nickte einfach nur glücklich.
"Gut gut. Ich denke sie brauchen noch etwas Ruhe und sie beide haben doch bestimmt noch Unterricht."
Sagte sie mit einer Stimme, die deutlich machte, dass dies keine Frage war. Und so standen wir auf und machten uns auf den Weg zur Tür, als Draco Blaise zurück rief.
"Geh schon mal vor, ich komme gleich."
sagte Blaise zu mir und kehrte zu Draco zurück. Glücklich verließ ich den Krankenflügel, und wollte schon zu Zaubertränke gehen, als Blaise mich keine zwei Minuten später wieder einholte, er lächelte.
Als mein Blick die Weihnachtsdekoration in den Gängen streifte, fiel mir mit Entsetzen ein, dass ich gar kein Kleid für den Ball hatte. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich diesen Gedanken laut ausgesprochen hatte, jedoch sagte Blaise plötzlich
"Mach dir um das Kleid keine Sorgen, dafür ist gesorgt."
Und sein mysteriöses Grinsen wurde noch breiter. Ich fragte jedoch nicht nach und so gingen wir schweigend in die Kerker zu Snapes Klassenzimmer.
Und da Draco wieder aufgewacht war und heute der letzte Tag vor den Ferien war, konnte nicht mal eine schlechtgelaunte Fledermaus meine gute Laune vertreiben.
Und so betrat ich den Klassenraum mit einem Lächeln, obwohl wir ziemlich zu spät kamen. Und prompt kam Snapes zynischer Kommentar
"Ach Miss Granger und Mister Zabini, schön, dass sie uns auch noch mit ihrer Anwesenheit beehren. Womit rechtfertigen sie ihr zu spät Kommen dieses Mal?"
"Draco ist aufgewacht, es geht ihm gut."
antwortete ich lächelnd, ein Raunen ging durch die Klasse.
"Ruhe!"
bellte Snape sofort und fuhr fort
"Und dazu brauchte er ihren Beistand? Ich wache jeden Tag ganz ohne Hilfe auf."
"Vielleicht wäre es besser, wenn sie das nicht tun würden."
antwortete ich nun genauso zynisch.
"Fünfzig Punkte Abzug für Gryffindor Miss Granger. Und nun setzen sie sich endlich und fangen an das Kapitel zu lesen, sie haben schon zu viel von meiner Zeit verschwedet."
knurrte er und wendete sich wieder seinen auf dem Schreibtisch liegenden Pergamenten zu. Aber auch dieser Punktabzug konnte mein Glück nicht trüben und so saß ich lächelnd in der letzten Reihe und saß den Unterricht aus.

Beim Abendessen erzählte ich Harry, Ginny und Ron die ganze Geschichte. Sie alle schienen ebenso wie ich sehr glücklich darüber zu sein, dass Draco aufgewacht war. Und als ich erzählte, dass eines der ersten Dinge, die Draco gesagt hatte, war mich zu fragen, ob ich mit ihm zum Weihnachtsball gehen möchte, quietschte Ginny geradezu und umarmte mich stürmisch. Dann sagte sie
"Dann wird der Abend ja perfekt, jetzt wo wir allen ein Date haben..."
Sie grinste mich an und fuhr mit Blick auf einen rot anlaufenden Ron fort
"...denn Ron hier, wurde von Hannah Abott gefragt."
Ron war jetzt rot wie eine Tomaten und sagte verlegen
"Jaaa... ähm, sie scheint wohl ganz nett zu sein...."
Ginny zwinkerte mir zu und so verbrachten wir schließlich den Abend zusammen und spekulierten darüber, wie wohl für mein Kleid "gesorgt" worden war. Und als ich aus Gewohnheit hinüber zum Slytherintisch sah, erblickte ich Pansy, die ebenfalls ziemlich glücklich zu sein schien. Und als sich unsere Blicke trafen, lächelte sie sogar zaghaft.
Als es schließlich spät war und meine Freunde ins Bett gegangen waren, verließ ich meinen Turm noch einmal, um Draco zu besuchen.

Als ich im Krankenflügel ankam, stellte ich fest, dass Draco immer noch Alpträume zu haben schien. Und so nahm ich, wie auch schon in den Nächten davor, seine Hand und redete beruhigend auf ihn ein. Und wie auch schon in den vorherigen Nächten, beruhigte er sich fast augenblicklich. Doch dieses Mal breitete sich zusätzlich noch ein Lächeln auf seinem Gesicht aus und er sagte
"Ich liebe dich Hermine."
Dann schlug er die Augen auf und ich verlor mich wie so oft in ihrem endlosen Grau.
"Ich dich auch."
Flüsterte ich zurück und strich ihm die Haare aus dem Gesicht.
"Wie spät ist es? Solltest du nicht eigentlich schlafen?"
fragte er mich dann mit seiner, auch in trivialen Situationen oft etwas anzüglichen Art, bei der er gerne eine Augenbraue hob.
"Irgendwer muss dich doch beruhigen, wenn du deine Alpträume hast."
gab ich zurück.
"Wie gut, dass ich dich habe."
flüsterte er und schloss seine Augen wieder.
"Gute Nacht Draco."
sagte ich mit eine Lächeln, küsste ihn sanft auf die Stirn und ging zurück in den Turm der Vertrauensschüler.

Am nächsten Morgen wachte ich vom Zwitschern der Vögel und von den Sonnenstrahlen, die durch das Fenster ins Zimmer fielen, auf. Ich hatte so gut geschlafen, wie seit Wochen nicht mehr. Glücklich sah ich aus dem Fenster, morgen Abend würde der Weihnachtsball statt finden. Ich freute mich wirklich schon sehr darauf, jedoch wusste ich immer noch nicht, was ich wohl tragen würde, aber das war sowieso nebensächlich. Denn ich ging mit Draco hin...

An diesem Tag gab es unter allen Schülern nur ein Thema, den am nächsten Abend bevorstehenden Ball. Die Stimmung war gelöst und seit Wochen, fühlte ich mich endlich wieder, als wäre ich ein Teil von alledem.

Den größten Teil des heutigen Tages verbrachte ich bei Draco im Krankenflügel. Als ich mit dem Arm voller Bücher an sein Bett trat, strahlte er mich an. Es war schön ihn so glücklich zu sehen. Da ich inzwischen wusste, dass er gerne las, hatte ich ihm die Bücher zum Zeitvertreib mitgebracht und so saßen wir neben einander und lasen, genau wie in der Zeit vor dem Unfall, nur, dass jetzt alles gut war. Zwischendurch kamen und gingen einige Besucher und sogar Pansy kam, um sich nun ebenfalls bei Draco zu entschuldigen. Sie schien etwas von ihrer bösen, abwertende Art verloren zu haben und ich stellte fest, das Pansy wohl auch ganz nett sein konnte.

Am Abend wurde ich schließlich von Madame Pomfrey rausgeworfen. Wehmütig verabschiedeten wir uns voneinander und obwohl es nur wenige Stunden waren, bis wir uns wieder sehen würden, kam mir diese Zeit unendlich lang vor.
Als ich dann jedoch in die weichen Kissen fiel, schlief ich fast augenblicklich ein. Der Schlafmangel der letzten Wochen schlug zu und sorgte dafür, dass ich diese Nacht komplett durchschlief und erst am Weihnachtsmorgen wieder erwachte.
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So das war's Mal wieder. Dieses Kapitel ist etwas länger, als die anderen, da ich Weihnachten unbedingt in eigenen Kapiteln haben wollte.
Ich hoffe wie immer sehr, dass es euch gefallen hat und dann sehen wir uns auch schon im nächsten Kapitel.
Bis bald.

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