Hermine
Dann drückte ich die Klinke hinunter und betrat den Raum.Im Krankenflügel war es dunkel, Madame Pomfrey war nirgendwo zu sehen. Erleichtert atmete ich durch und sah mich um. Von einigen Betten war ein leises Schnarchen zu hören. Auf Zehenspitzen ging ich die Betten entlang, doch erst am Ende des Raumes wurde ich fündig. Draco lag etwas abseits der anderen im letzten Bett. Als ich ihn sah, schlug ich mir die Hand vor den Mund, um nicht zu aufzuschreien. Seine Decke war ein wenig verrutscht und so sah ich, dass sein Körper zwischen den Verbänden, die seinen Körper stabilisieren sollten, über und über mit blauen, violetten und gelblichen Flecken übersäht war. Es sah wirklich schlimm aus.
Vorsichtig setzte ich mich zu ihm aufs Bett, ich wusste nicht, ob er inzwischen aufgewacht war und nur schlief oder ob er noch im Koma lag. Vorsichtig nahm ich seine nicht bandagierte Hand, sie war warm und ich konnte förmlich spüren, wie das Blut durch seine Adern floss. Wenigstens lebte er, es bestand noch Hoffnung. Vorsichtig streichelte ich seine Hand, ich sah ihn an, er sah irgendwie so friedlich aus und gleichzeitig so zerbrechlich.
Nachdem ich eine Weile so da gesessen hatte, veränderte sich sein Gesichtsausdruck jedoch plötzlich. Er wirkte irgendwie gestresst, ängstlich und angespannt. Sein Körper bewegte sich zwar nicht, sein Gesicht jedoch sprach Bände. Er schien sowas wie einen Alptraum zu haben, vorsichtig strich ich ihm die Haare aus dem Gesicht und versuchte ihn flüsternd zu beruhigen.
"Hey Draco, ich bins. Alles ist gut, keine Sorge, das ist nur ein Traum, alles wird gut. Ich bin ja hier."
Und so saß ich dort, streichelte seine Hand und redete beruhigend auf ihn ein. Und tatsächlich beruhigte er sich schon nach wenigen Minuten wieder, als würde er spüren, dass ich da bin. Aufwachen tat er jedoch nicht.
Deshalb kehrte ich schweren Herzens in den Turm zurück, als die ersten Sonnenstrahlen begannen sich durch die undurchdringliche Dunkelheit der Nacht zu kämpfen.
Die Korridore waren immer noch kalt und dunkel und zu meinem Glück auch immer noch verwaist, so hatte ich keine Probleme zurück zu gelangen. Ich schlich mich an Ron vorbei zurück in Dracos Zimmer und ließ mich erschöpft, aber etwas beruhigter als am gestrigen Abend, in die Kissen fallen.Ich musste tatsächlich eingeschlafen sein, denn als Ginny mich fast zwei Stunden später weckte, fühlte ich mich, wie erschlagen. Sie sah mich mitleidig an, sagte jedoch nicht viel. Sie wollte mir wohl ein bisschen Ruhe geben. Ich seufzte schwer, ein weiterer Tag ohne Draco, ein weiterer Tag an dem ich nicht wusste, ob er je wieder aufwachen würde, ein weiterer Tag an dem ich ihm nicht sagen konnte, das ich ihn liebte, stand bevor.
Ich stand auf und beschloss heute eines seiner Hemden unter meinem Pullover zu tragen und die Kette natürlich, ich hatte sie seit dem Quidditch Spiel nicht mehr abgelegt und hatte auch nicht vor es zu tun. Durch die Kette hatte ich irgendwie das Gefühl, dass Draco an meiner Seite wäre und dass ich nicht ganz so alleine war. Ich hatte mich schon öfter gefragt, ob die Kette wohl magisch war, hatte jedoch bis jetzt keinen Beweis dafür gefunden.Zusammen mit den anderen ging ich zum Frühstück. Alles schien wie immer und dennoch war es ganz anders, denn der Platz auf dem normalerweise Draco saß und der immer schon da war, wenn ich kam, war leer. Das Frühstück verlief größtenteils schweigend. Harry, Ron und Ginny unterhielten sich leise über irgendetwas, ich hörte jedoch nur mit einem Ohr zu. Meine Gedanken kreisten um den geschundenen Körper, der oben im Krankenflügel lag und hoffentlich bald aufwachen würde.
Nach dem Frühstück hatten wir Kräuterkunde, zusammen mit den Slytherins. Normalerweise arbeitete ich dort mit Draco zusammen, weshalb mir seinen Abwesenheit heute noch schmerzlicher vorkam. Meine Freunde bedachten mich immer wieder mit besorgten Blicken, wussten anscheinend jedoch nicht wirklich, was sie sagen sollten. Aber ich konnte sie verstehen, ich hätte auch nicht gewusst, was zu sagen war, um mich aufzuheitern, außer, dass Draco aufgewacht war.
Schließlich kam auch Professor Sprout und als sie sah, dass ich keinen Partner hatte, teilte sie mir Pansy zu. Na super, das hatte mir ja gerade noch gefehlt. Jedoch fühlte ich mich zu niedergeschlagen, um zu protestieren. Und so schlurfte ich schweigend zu Pansy hinüber, versuchte sie nicht anzusehen und begann mit der Arbeit.
Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Pansy mir immer wieder Blicke zu warf und anscheinend versuchte sich dazu durchzuringen etwas zu sagen, jedoch ignorierte ich sie.
Nach einer Weile jedoch schien sie es geschafft zu haben, denn ich hörte ein genuscheltes
"Hey Hermine?"
Oh, sie benutzte meinen Vornamen, wie nett. Dachte ich sarkastisch und fragte etwas aggressiver, als geplant
"WAS?"
Sie schien zwar zuerst etwas erschrocken zu sein, dann fuhr sie jedoch fort
"I-ich weiß, dass du mich wahrscheinlich hasst und du hast auch allen Grund dazu... a-aber ich... ich wollte dir sagen, dass es... e-es mir wirklich leid tut."
brachte sie scheinbar unter schwerster Anstrengung hervor. Ich hörte auf meine Knolle zu schneiden und sah sie zum ersten Mal heute wirklich an. Sie sah ebenso wie ich furchtbar aus, sie hatte wie ich tiefe Augenringe und ihr sonst ordentliches, glänzendes Haar wirkte irgendwie stumpf. Betreten sah sie zu Boden.
"I-ich weiß, dass dir das nicht viel bringt, aber ich wollte es dir dennoch sagen. Weißt du i-ich habe Draco auch geliebt, immer schon, seit wir uns kennen. Ich... wir haben alles zusammen gemacht... und dann kamst du und... und er war auf einmal so anders..."
Ihre Augen waren feucht geworden, jedoch erlaubte sie ihren Tränen nicht zu fließen. Überrascht von so viel Ehrlichkeit sah ich sie immer noch sprachlos an. Und als sie sich abwandte und weiter arbeiten wollte, nahm ich ihren Arm, sie sah mich überrascht an und ich sagte
"Danke."
Sie nickte und dann widmeten wir uns beide wieder unserer Arbeit, als wäre nichts gewesen.Der weitere Tag verlief ohne besondere Vorkommnisse, meine Gedanken kreisten um Draco, sodass die monotonen Stimmen der Lehrer allmählich ineinander über gingen. Am Ende des Tages war Draco immer noch nicht aufgewacht. Ich saß alleine und mit leerem Blick in der Bibliothek und starrte auf das leere Blatt Pergament vor mir, was eigentlich längst mit meinem Aufsatz für Verwandlung beschrieben sein sollte. Doch ich konnte mich nicht konzentrieren, was wenn Draco nicht bald aufwachte? Oder erst in einem Monat? Er würde seine Prüfungen nicht schaffen und... ach das war doch alles egal, Hauptsache er wachte überhaupt wieder auf. Ich seufzte, es hatte doch alles keinen Sinn... Also packte ich meine Sachen zusammen und ging hoch in den Turm.
Nachdem ich Ginny nachdrücklich versichern musste, dass ich wirklich alleine zurecht käme, hatte ich den Turm nun wieder ganz für mich. Es tat mir in schwierigen Zeiten irgendwie gut alleine zu sein, ich mochte die Ruhe. Das hatten ich und Draco wohl gemeinsam...In dieser und den darauf folgenden Nächten war ich immer bei Draco. Da ich selbst nicht schlafen konnte, schien es mir sinnvoller, als einfach nur unruhig im Bett herum zu liegen. Und in jeder dieser Nächte beruhigte ich ihn, wenn er wieder seine Alpträume zu haben schien.
Die Folge davon war, dass ich nach kurzer Zeit genauso aussah, wie Draco vor seinem Unfall, aber das war mir egal. Die Tage gingen vorbei, Mahlzeit für Mahlzeit starrte ich auf Dracos leeren Platz, während die Tage und Stunden ineinander über gingen. Wie ich zum Unterricht ging und meine Hausaufgaben schaffte, wusste ich selbst nicht so genau, ich schien auf eine Art Autopilot geschaltet zu haben.
Ginnys Blicke wurden mit der Zeit immer besorgter, doch ich kümmerte mich nicht darum.
Da Draco bereits alle Vorbereitungen für den Weihnachtsball getroffen hatte, brauchte ich mich auch darum nicht mehr kümmern und so nahm ich auch nicht wirklich war, wie die Zeit verging. Irgendwann fiel mir die alljährliche Weihnachtsdekoration in den Gängen auf und ich stellte fest, dass es schon eine Woche vor Weihnachten sein musste. Doch ich war überhaupt nicht in Weihnachtsstimmung und hatte auch keine Lust zum Ball zu gehen und so saß ich alleine in der Bibliothek oder in unserem Turm und starrte ins Leere, während alle anderen vom Weihnachtsball sprachen. Und mit jedem Tag, an dem er nicht aufwachte, starb meine Hoffnung ein kleines bisschen mehr.An irgendeinem dieser tristen, grauen Tage, als ich durch die inzwischen wirklich frostigen Gänge zum Mittagessen ging, kam jedoch Blaise auf mich zugerannt.
"Hermine."
rief er schon von weitem, dass sich mehrere andere Schüler verwundert nach ihm umdrehten, störte ihn nicht im geringsten. Er schien in hektischer Freude zu sein, was eigentlich nur eins bedeuten konnte...
"Hermine, er... es tut sich etwas... Madame Pomfrey sagt, dass er wohl demnächst aufwachen wird. Er hat wohl angefangen sich zu bewegen. Er wacht auf... es wird wohl alles wieder gut..."
bestätigte Blaise meinen Eindruck, als er schließlich bei mir angekommen war. Er schien wirklich glücklich darüber zu sein, dass Draco es schaffen würden.
"Los komm, lass uns zu ihm gehen, es dauert wohl nicht mehr lange..."
sagte Blaise, immer noch atemlos. Völlig überrumpelt von dieser Neuigkeit und sprachlos, weil ich die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte, nickte ich bloß und folgte Blaise aufgeregt zum Krankenflügel.
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So das war's schon wieder, wie immer hoffe ich, dass es euch gefallen hat. Lasst mir doch gerne ein kleines Feedback da und dann sehen wir uns auch schon im nächsten Kapitel.
Bis bald.
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Yin und Yang
Fiksi PenggemarDramione "Die Spannung war förmlich greifbar, ich merkte, wie ihre Atmung schneller wurde und sie in dem zaghaften Versuch sich von meiner Nähe zu befreien, die Hände gegen meine Brust drückte. Jedoch gelang es ihr nicht den Abstand um auch nur eine...