Hermine
Eine angespannte Stille erfüllte das Stadion, keiner rührte sich und selbst die Gryffindors wagten es nicht irgendeinen Laut von sich zu geben. Alle starrten gebannt auf die Stelle, wo Draco vor wenigen Sekunden auf dem Boden aufgekommen war. Zwar hatte man den Sturz noch ein wenig abfangen können, aber dennoch hatte sich der dumpfe Laut, mit dem er auf den Boden aufgeschlagen war, in meinem Gedächtnis eingebrannt. Von Draco war nichts zu sehen, denn Madame Pomfrey und mehrere Lehrer waren sofort auf das Feld gestürzt, um nach ihm zu sehen. Ich konnte kaum etwas sehen und die Ungewissheit, wie es Draco ging schürte die Angst in meinem Herzen, welche sich immer tiefer zu krallen schien. Meine Hand hatte sich inzwischen so krampfhaft um den Anhänger geschlossen, dass meine Knöchel weiß geworden waren und ich fühlte mich den Tränen nahe.
Als Ron meinen Gesichtsausdruck bemerkte, legte er einen Arm um mich und murmelte
"Hey, das wird schon. Es ist doch schon ewig keiner mehr beim Quidditch gestorben."
Das half zwar nicht wirklich, aber es war eben Rons Art, Trost zu spenden. Und endlich, nach einer gefühlten halben Ewigkeit, es waren wahrscheinlich nur wenige Minuten gewesen, regte sich unten etwas. Aber anstatt, dass man verkündete, dass es Draco gut ging, legten sie ihn auf eine Trage und ließen diese zum Schloss schweben. Professor McGonagall verkündete schließlich, dass das Quidditch Spiel nun vorbei sei und dass sich alle Schüler zurück zum Schloss begeben sollten, verlor jedoch kein Wort darüber, wie es Draco ging. Die meisten Schüler schienen wieder zu sich selbst gefunden zu haben, denn das Stadion leerte sich langsam, mir jedoch hatte Dracos lebloses Gesicht auf der Trage den Rest gegeben, denn ich fing hemmungslos an zu weinen.
Warum hatte ich ihm nicht einfach verziehen? Was wenn er nun sterben würde? Oder war er schon tot? Wir hatten uns nicht wirklich versöhnt.
Ich... ich hatte ihm doch nicht mehr gesagt, dass ich ihn liebe. Denn in diesen Momenten war mir klar geworden, dass es stimmte, ich liebte ihn noch immer und würde es nicht ertragen können, wenn er jetzt sterben würde. Ich wollte nicht mehr ohne ihn sein... ich...
Ron, der mich bis dahin im Arm gehalten hatte, schien jetzt heillos überfordert mit der Situation und so spürte ich, wie Ginny mich jetzt in den Arm nahm und versuchte mich zu trösten. Durch mein seltsames Verhalten warfen uns mehrere Gryffindors seltsame Blicke zu, jedoch bedachte Ginny jeden von ihnen mit einem sehr bösen Blick, sodass sie sich nicht trauten etwas zu sagen und einfach wortlos weiter gingen.
Nach einer Weile hatte ich mich so weit beruhigt, dass wir uns ebenfalls auf den Rückweg zum Schloss machen konnten. Meine Hand umklammerte noch immer den Schlangen Anhänger und wurde langsam kalt und taub, jedoch würde ich ihn unter keinen Umständen loslassen.Im Schloss angekommen gingen Harry und Ron zurück zum Gemeinschaftsraum, das kam für mich jedoch nicht in Frage, ich musste ihn sehen, ich musste wissen, wie es ihm geht. Also begleitete mich Ginny zum Krankenflügel, doch bevor wir diesen erreicht hatten, sah ich schon Pansy weinend in einer Ecke sitzen, neben ihr Theodor Nott, der versuchte sie zu trösten. Ein mulmiges Gefühl machte sich in meinem Magen breit und meine Angst vor dem, was mich dort drinnen wohl erwarten würde, wurde größer. Umso dichter wir dem Krankenflügel kamen, desto mehr Quidditch Spieler aus Dracos Mannschaft kamen uns entgegen und schließlich sah ich auch Blaise aus der großen Flügeltür kommen. Als er uns sah, kam er direkt auf uns zu, er sah nicht besonders glücklich aus. Ich wollte einfach an ihm vorbei gehen, ich wollte nicht mit ihm reden, ich wollte nur Draco sehen, doch er hielt mich auf.
"Es hat keinen Zweck, Madame Pomfrey lässt niemanden rein, nicht mal die Quittung Mannschaft, nur ich durfte kurz rein."
Sagte er.
"Aber... was ist mit ihm? Lebt er noch? Ich will ihn sehen, ich will zu ihm. Was ist mit ihm?"
schluchzte ich völlig aufgelöst.
"Ja er lebt, aber er ist ohnmächtig. Hat einiges abgekriegt. Mehrere gebrochene Rippen und der Klatscher hat ihn ganz ungünstig am Bauch getroffen. Wahrscheinlich hat er innere Verletzungen."
Ich fing wieder an zu weinen, zum einen aus Freude, dass er nicht tot war, zum anderen, weil sich diese Verletzungen wirklich schlimm anhörten.
"A-aber er wird doch wieder, oder? Sag mir, dass er wieder ganz gesund wird."
"Madame Pomfrey sagt, dass die gebrochenen Rippen kein Problem sind und auch mit den inneren Verletzungen kommt sie wohl klar, es ist viel mehr das Koma, was ihr Sorgen macht, denn aufwachen muss er von ganz alleine. Sie sagt, dass sein Körper wohl sehr schwach sei, wegen dem Schlafmangel. Es ist noch nicht absehbar, wann er aufwachen wird..."
Gab Blaise stumpf wieder, was Madame Pomfrey ihm gesagt hatte, auch ihn schien das alles sehr zu belasten.
"Aber er wird doch wieder aufwachen, nicht wahr?"
fragte ich verzweifelt.
"Die Chancen stehen eigentlich gut und je schneller er aufwacht, desto besser, denn die Chancen sinken mit jedem Tag."
sagte Blaise traurig. Ich hörte Ginny noch dumpf
"Danke Blaise."
sagte, doch dann nahm ich alles nur noch äußerst abgeschottet wahr. Er musste unbedingt wieder aufwachen. Er musste es einfach...
Ich liebte ihn doch...Irgendwann fand ich mich im Turm der Vertrauensschüler wieder, wie ich dort hin gekommen war, wusste ich nicht mehr. Doch Ginny musste mich wohl dorthin gebracht haben, denn sie saß neben mir auf dem Sofa. Harry und Ron waren auch da, sie saßen auf dem anderen Sofa.
Wie viel Zeit war vergangen? Wann waren sie gekommen? Alles war irgendwie verschwommen, nur eins wusste ich noch, Draco war vom Besen gefallen und lag jetzt im Koma und es war nicht sicher, ob er wieder aufwachen würde.
"Hey, w-wann seid ihr denn gekommen?"
fragte ich Ron und Harry, immer noch etwas benommen.
"Vor etwa ner Stunde, du hast seit dem nur still da gesessen und ins Leere gestarrt."
"Hm."
machte ich daraufhin nur und strich wieder über den Anhänger, der sich immer noch in meiner Hand befand.
"Wie spät ist es?"
fragte ich schließlich.
"Es ist jetzt vier."
antwortete Harry mit einem kurzem Blick auf seine Armbanduhr. Ich nickte abwesend
"Ich glaube ich lege mich etwas hin."
fuhr ich fort und und stand auf. Meine Bewegungen fühlten sich seltsam steif an und alles erschien mir so unwirklich. Und so nahm ich auch nicht wirklich Notiz davon, dass ich nicht nach rechts in mein Zimmer ging, sondern das Zimmer mit der großen Schlange auf der Tür betrat. Ich ließ mich auf das Bett fallen und sog diesen unglaublichen, vertrauten Geruch ein und obwohl ich mich völlig ausgelaugt und müde fühlte, schlief ich nicht, sondern starrte mit leeren Ausdruck an die Decke.
Nach einiger Zeit steckte Ginny den Kopf herein und als sie sah, dass ich nicht schlief, sagte sie leise
"Hey, es gibt Abendessen. Ich nehme mal an, dass du nichts möchtest, aber falls doch, haben dir Harry und Ron etwas mitgebracht."
Sie kam herein und stellte einen Teller mit Broten auf den Nachttisch. Ich nickte bloß, zum Zeichen, dass ich sie zur Kenntnis genommen hatte und starrte weiter die Decke an. Ginny setzte sich zu mir aufs Bett
"Hey, das wird schon wieder. Er wacht bestimmt wieder auf. Blaise hat doch gesagt, dass Madame Pomfrey ganz zuversichtlich ist."
Ich nickte, lautlos begannen die Tränen wieder meine Wangen hinunter zu laufen.
"Aber Ginny, was ist, wenn sie sich irrt? Was wenn er nicht mehr aufwacht? Was ist, wenn ich ihn verloren habe? Warum war ich bloß so egoistisch und habe ihm nicht verziehen. Warum habe ich ihm nicht gleich zugehört? Dann hätte er vielleicht besser geschlafen, er hatte doch immer so schlimme Alpträume... Ich hätte für ihn da sein müssen."
Ginny sah mich an
"Hermine, du hast nichts falsch gemacht. Denk daran, was er getan hat, jeder andere hätte ihm das auch nicht so schnell verziehen. Dich trifft keine Schuld, hörst du? Du kannst nichts dafür. Er wird aufwachen und dann wird alles wieder gut werden, glaub mir."
Ich setze mich auf und umarmte sie
"Danke Gin, danke, dass du immer für mich da bist."
"Natürlich Mine. Und jetzt versuch etwas zu schlafen, du kannst momentan sowieso nichts ändern. Harry, Ron und ich bleiben diese Nacht hier. Du bist nicht alleine, wenn irgendwas ist, dann komm und weck uns, ja?"
Ich nickte, sank zurück in die Kissen und war froh so eine gute Freundin zu haben. Müde schloss ich die Augen und hoffte wirklich, etwas Schlaf zu finden.Den Schlaf fand ich tatsächlich, doch war er alles andere, als erholsam. Immer wieder sah ich Draco, wie der Klatscher ihn traf und hörte das dumpfe Geräusch, als sein Körper auf dem Boden aufkam. Nachdem ich zum x-ten Mal diese Nacht aufgewacht war, warf ich einen Blick auf den Wecker. Drei Uhr morgens... Ob Draco wohl schon aufgewacht war? Unruhig drehte ich mich um, wie es ihm wohl ging? Nach zehn Minuten des rastlosen Herumliegens, beschloss ich aufzustehen und nach ihm zu sehen. Um diese Zeit war wohl niemand mehr wach, ich musste ihn einfach sehen.
Da ich noch meine Kleidung von gestern trug, musste ich mich nicht umziehen und verließ nun leise das Zimmer. Anscheinend nicht leise genug, denn als ich das Zimmer verlassen hatte, fragte ein verschlafener Ron vom Sofa aus
"H-hermine? Wo willst du denn hin?"
"Ach ähm nirgendwo hin Ron. Alles ist gut, schlaf einfach weiter."
"Na wenn du meinst."
gähnte er und legte sich tatsächlich wieder hin. Zum Glück war Ron im müden Zustand nicht so der hellste und so konnte ich unbemerkt das Porträt öffnen und verschwinden. Wie erwartet war das Schloss wie ausgestorben, sodass ich auf den Gängen niemanden begegnete und schließlich am Krankenflügel angekommen war. Ich atmete einmal tief durch und wappnete mich innerlich für das, was mich möglicherweise hinter dieser Tür erwarten würde. Dann drückte ich die Klinke hinunter und betrat den Raum.
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So das war's dann auch schon wieder. Wie immer hoffe ich, dass es euch gefallen hat und würde mich sehr über ein kleines Feedback freuen. Und dann sehen wir uns auch schon im nächsten Kapitel.
Bis bald.
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Yin und Yang
FanfictionDramione "Die Spannung war förmlich greifbar, ich merkte, wie ihre Atmung schneller wurde und sie in dem zaghaften Versuch sich von meiner Nähe zu befreien, die Hände gegen meine Brust drückte. Jedoch gelang es ihr nicht den Abstand um auch nur eine...