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Draco
Ich wachte auf, weil mir unglaublich übel war. Es war noch dunkel und so stolperte ich im Dunkeln durch den Raum und wunderte mich, warum ich die Badezimmertür nicht fand, bis mir auffiel, dass ich gar nicht in meinem Zimmer, sondern im Jungenschlafsaal der Slytherins war. Also tastete ich mich im Dunkeln zurück durch das Zimmer, bis sich meine Finger endlich um die gesuchte Klinke schlossen. Bei jeder Bewegung schoss ein dumpfer Schmerz durch meinen Kopf, was meine Übelkeit nur noch verstärkte. Ich drückte sie herunter und taumelte in das Badezimmer, in welchem bei meinem Betreten das Licht angegangen war und wandte hinüber zur Toilette.

Nachdem ich meinen Mageninhalt los geworden war, ging ich hinüber zu den Waschbecken, um mir die Hände zu waschen. Als ich jedoch in den Spiegel sah, erstarrte ich. Ich sah schrecklich aus, meine Haut war fahl, ich hatte tiefe Ringe unter den Augen und meine Haare hingen strähnig von meinem Kopf herab. Dieser Anblick war ein weiterer Grund gewesen mit den wilden Partys und dem Alkohol aufzuhören. Ich fühlte mich schrecklich. Meine Augen waren total verquollen, ich musste letzte Nacht geweint haben. Oh Merlin, was war gestern Abend bloß passiert? Ich ließ mich an der Wand herunter gleiten und versuchte die bruchstückhaften Erinnerungen des gestrigen Abends abzurufen.

Gestern war das Quidditch Spiel... ich hatte den Schnatz gefangen...nach meinem beinahe Absturz. Der Krankenflügel... Madame Pomfrey... Blaise...die Party... Das Spiel... dieses blöde Spiel, bei dem ich eigentlich gar nicht mitmachen wollte... der Feuerwhisky... Theos gemeines Grinsen.... Pansy.... Oh Merlin.... Hermine!!
Was hatte ich bloß getan? Das würde sie mir nie verzeihen... Aber es war doch nur ein Spiel... Ihre Tränen, sie war weggelaufen. Ich musste sofort zu ihr und ihr alles erklären! Aber zuerst musste ich meinen Zauberstab finden und etwas gegen diese höllischen Kopfschmerzen machen. Also kehrte ich in den Schlafsaal zurück und tastete nach meinem Zauberstab, wobei ich mir einen Zeh an einem der Bettpfosten anschlug und leise aufschrie.
"Draco? Alles in Ordnung?"
hörte ich auf einmal Blaise verschlafene Stimme murmeln.
"J-ja alles gut."
gab ich als Antwort und hoffte, dass er mich damit in Ruhe lassen würde, doch er hakte nach
"Was machst du da, wo willst du hin?"
"Ähm nirgendwo hin."
flüsterte ich, endlich hatte ich meinen Zauberstab gefunden und wollte verschwinden, als ich plötzlich
"Lumos"
hinter mir hörte und sah, dass Blaise inzwischen aufgestanden war und mich jetzt mit sich in den Gemeinschaftsraum zog.
"Was soll das Alter?"
fragte ich ihn verärgert
"Wo willst du hin?"
Fragte er nocheinmal.
"Bitte nicht so laut."
murmelte ich, da die Stimme von Blaise, der jetzt in normaler Lautsprache redete, weitere Schmerzwellen durch meinen Kopf schickte. Er seufzte und sprach den Zauber gegen Kopfschmerzen. Ich seufzte erleichtert auf, doch Blaise ließ nicht locker
"Also?"
"Na schön.... Ich wollte zu Hermine... um ihr gestern Abend zu erklären.."
Blaise zog die Augenbrauen nach oben und fragte schnippisch
"In dem Zustand? Draco zuerst einmal, es ist fünf Uhr an einem Sonntagmorgen! Zweites, hast du mal in den Spiegel gesehen? Du siehst aus, wie ein Untoter und außerdem stinkst du zehn Meter gegen den Wind."
"Aber ich muss es ihr erklären Blaise...."
erwiderte ich verzweifelt.
"Nichts da, du gehst jetzt erstmal duschen und dann füllen wir dich mit zwei Litern Kaffee ab, vielleicht dann."
"Aber..."
"Keine Widerrede. Aber falls es dir helfen sollte, ich habe gestern mit Granger gesprochen und ihr die Situation erklärt. Sie hat dir definitiv nicht verziehen, aber sie wird dir zumindest zuhören...
Und Theo wird sich das nächste Mal sehr genau überlegen, was er dir für eine Aufgabe gibt..."
"Danke Blaise."
"Keine Ursache... aber bitte geh jetzt duschen, das ist kaum auszuhalten."
Ich nickte schwach und kehrte ins Badezimmer zurück, um zu tun, was Blaise mir befohlen hatte.

Nachdem ich fertig war, traf ich im Gemeinschaftsraum Blaise an, der sich inzwischen angezogen hatte und ein Buch in den Händen hielt, das er aber nicht wirklich zu lesen schien. Als er mich bemerkte, sagte er
"Jetzt musste ich nur für dich um fünf Uhr morgens an einem Sonntag aufstehen, nur um dafür zu sorgen, dass du keine Dummheiten machst...
Aber dafür sind Freunde ja schließlich da..."
und seufzte.
"Danke, ich weiß das zu schätzen."
"So dann wollen wir doch mal sehen, ob es hier um sechs Uhr morgens schon Frühstück gibt."
meinte er und damit machten wir uns auf den Weg in die große Halle.

Wie nicht anders zu erwarten, waren wir die einzigen dort. Die langen Bänke, an denen sonst hunderte von Schülern saßen, waren verwaist und so wirkte die Halle auf einmal leer und kalt. Die Hauselfen, die für das Essen zuständig waren und noch mitten in den Vorbereitungen für das Frühstück steckten, sahen uns etwas verständnislos an, sagte jedoch nichts. Und als wir uns an unseren üblichen Platz gesetzt hatten, erschien wie immer das Essen auf magische Weise auf dem Tisch. Blaise und ich zauberten beide unsere Tassen größer und füllten uns das Lebenselixier namens Kaffee ein. Allein der Duft hatte schon eine magische Wirkung auf unsere Lebensgeister. Während wir auf die Wirkung warteten, begann Blaise sich großzügig Essen aufzufüllen. Und obwohl mir immer noch ziemlich übel war, quälte ich mir trotzdem etwas Toast hinunter, damit mein Magen wenigstens nicht komplett leer war und er sich wieder beruhigen konnte.
Nach einer Weile fragte Blaise
"Und, hast du dir schon überlegt, was du ihr sagen willst? Und wann? Und wo?"
"Ich ähm...also...."
"Oh Merlin"
seufzte Blaise und fuhr fort
"Also du hast mehrere Möglichkeiten, entweder du gehst gleich nachdem du den Kaffee ausgetrunken hast zum Turm der Vertrauensschüler und überfällst sie direkt nach dem Aufstehen, was ich dir allerdings nicht empfehlen würde. Oder du fängst sie vor oder nach dem Frühstück ab, oder du schickst ihr eine Eule mit Zeit und Treffpunkt für ein Gespräch."
"Was würdest du tun?"
"Ich würde ihr den Brief schicken. Dann kann sie kommen oder auch nicht.... was wir mal nicht hoffen. Und sie kann sich seelisch drauf vorbereiten und kann sich eine Ausrede ausdenken, warum sie plötzlich verschwindet. Oder sich einen Plan überlegen, wie sie dich am besten umbringt..."
antwortete er mit einem Grinsen.
"Das ist nicht lustig Blaise."
sagte ich leicht verärgert, fügte aber hinzu
"Die Idee mit dem Brief klingt gut, das werde ich machen."
Daraufhin zauberte ich ein Blatt Pergament, sowie Feder und Tinte auf den Tisch und verfasste eine Nachricht.
Liebe Hermine,
bitte triff mich heute nach dem Frühstück im Raum der Wünsche. Gestern war nicht das, wonach es aussah, bitte lass es mich erklären. Ich hoffe du kommst. Ich liebe dich.
DM
Inzwischen trudelten auch die ersten Frühaufsteher in der großen Halle ein. Ich trank also meinen Kaffee mit einem letzten großen Schluck aus und machte mich auf den Weg in die Eulerei, um den Brief abzuschicken.

Nachdem ich das erledigt hatte, machte ich mich auf den Weg zum Raum der Wünsche und hoffte, dass sie auch wirklich kommen würde. Hoffentlich würde sie mir Glauben schenken. Ich wusste nicht, was ich tun würde, wenn nicht...
Ich liebte sie wirklich, ich fühlte Dinge für sie, die ich noch nie zuvor für einen anderen Menschen gefühlt hatte.
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Pansy
Als ich auf dem Weg zum Frühstück in der großen Halle war, sah ich auf einmal Draco entgegen des Stroms nach draußen gehen. Wo er wohl hin will? Ich erinnerte mich an gestern Abend, dieses Spiel hatte mich definitiv ein Stück weiter in Richtung meines Ziels gebracht. Ich lächelte, es war fast wie früher gewesen, als ich noch Dracos Freundin gewesen war. Jetzt fiel mir auf, dass Draco einen kleinen Zettel in seiner Hand hielt. Interessiert folgte ich ihm nach draußen und beobachtete, wie er in die Eulerei ging, um den Brief abzuschicken. An wen der wohl war? Draco war bereits wieder auf dem Weg zurück, ich stand jedoch noch in meinem Versteck und war hin und her gerissen. Sollte ich den Vogel abfangen? Aber konnte ich das Draco antun? Plötzlich sah ich die Eule in den Himmel steigen, ich musste mich entscheiden. Aus einem Impuls heraus rief ich
"Stupor"
Und sah die Eule zu Boden fallen, doch bevor sie auf dem Boden aufschlagen konnte, fing ich sie ab und löste den Brief vom Bein des Vogels. Ich rollte ihn auseinander und überflog die Zeilen. Er war an Hermine....
Anscheinend hat sie unseren Kuss gestern gesehen. Gut, damit konnte man doch arbeiten... Das würde unserem Plan nur zu Gute kommen, wenn sie nicht zu dem Treffen kam, würde Draco annehmen, dass sie nichts mehr von ihm wollte. Ich steckte den Brief ein und erlöste den Vogel aus seiner Schockstarre. Als das erledigt war, machte ich mich auf den Weg zum Frühstück.
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Hey, vielen Dank für's Lesen. Ich hoffe es hat euch gefallen. Wir immer freue ich mich über Feedback und Votes. Wir sehen uns dann im nächsten Kapitel, ich freue mich auf euch.

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