43.

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Ron
Sie zog mich mit sich durch die langen Korridore des Schlosses zum Turm der Vertrauensschüler. Dort angekommen ging sie schnurstracks in ihr Schlafzimmer und warf mich aufs Bett. Noch bevor ich richtig lag, war sie schon aus ihrem Rock gestiegen und war nun dabei ihre Bluse auf zuknöpfen. Als sie schließlich auch damit fertig war, stieg sie ebenfalls auf das Bett und krabbelte über mich. Sie fuhr damit fort mich zu küssen und machte sich daran mich ebenfalls von der Kleidung zu befreien. Ich berührte ihre seidige Haut, nach der ich mich so lange gesehnt hatte. Meine Hände fuhren ihren Rücken runter und wieder hinauf und vergruben sich schlussendlich wieder in ihren unglaublichen Haaren. Sie wanderte mit ihren Küsse tiefer, über meinen nackten Oberkörper, bis sie am Bund meiner Hose angekommen war und sich jetzt an meinem Gürtel zu schaffen machte. Plötzlich hielt sie jedoch inne und flüsterte
"Ich liebe dich."
Und schlagartig war das schlechte Gewissen zurück gekehrt, alle Zweifel, die ich vorher so effektiv verdrängt hatte, schlugen nun gebündelt auf mich ein. Und gerade, als die den Gürtel geöffnet hatte und mir die Hose herunter ziehen wollte, hielt ich sie an den Schultern fest und hinderte sie am weiter machen. Sie sah mich verwirrt an und wollte weiter machen, doch ich zog sie von mir herunter und sagte
"Nein, hör auf, ich kann das nicht."
Ich konnte es wirklich nicht, denn mir war schlagartig klar geworden, wie leer all das hier war. Ein Liebestrank konnte zwar starke Verliebtheit hervorrufen, aber wahre Liebe konnte er nicht erzeugen. Nein, Hermine liebte mich nicht, nicht so wie ich sie liebte. Vielleicht würde sich mich irgendwann lieben, aber nicht jetzt, nicht hier und vor allem nicht so. Nein, das konnte ich einfach nicht. Aber ich konnte es auch niemanden sagen, es war schließlich immer noch illegal. Aber in diesem Zustand lassen konnte ich sie auch nicht, ich musste es rückgängig machen, einen Gegentrank brauen, auch wenn sie dann wahrscheinlich zu Malfoy zurück kehren würde. Malfoy, wie sehr ich ihn hasste, aber trotz allem konnte ich ihr das hier nicht weiter antun. Das machte mich genauso schlecht wie Malfoy. Ich musste Pansy finden und sie überreden mir zu helfen. Sie wusste sicherlich, wie man das Gegenmittel herstellte. Ich begann mich an zuziehen, doch Hermine versuchte mich daran zu hindern
"Was ist denn los? Was habe ich falsch gemacht? Liebst du mich denn nicht? Ich liebe dich doch."
Ich sah in ihre Augen, ich erkannte wie verletzt sie war, aber noch tiefer erkannte ich wieder diese Leere. Es war, als würde dieser Trank die wahre Hermine unterdrücken. Meine Augen füllten sich mit Tränen, weil ich wusste, dass meine jetzige Entscheidung alles verändern würde, dass ich sie für immer verlieren würde. Ich nahm ihre Hand und sagte
"Hermine, ich liebe dich und deshalb muss ich jetzt gehen. Es wird alles wieder gut, ich verspreche es."
Ich gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn, strich ihr die Tränen von der Wange und ging, ich musste dringend Pansy finden.
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Draco
Ich hatte mir aus der Küche eine Flasche Feuerwhisky geklaut und irrte jetzt ein wenig ziellos durch die Gänge. Irgendwann kam ich am Gemeinschaftsraum der Slytherins an, inzwischen hatte ich bereits die Hälfte der Flasche geleert. Ich stolperte durch das Porträt und ließ mich in einen der Ledersessel fallen. Da es schon ziemlich spät war, war ich allein, das Feuer im Kamin war bereits heruntergebrannt, sodass nur noch einige letzte Kohlestücke glühten. Das wenige Mondlicht, das es durch die Wassermassen des Schwarzen Sees schaffte, erzeugte eine bläulich schimmernde, kalte Atmosphäre. Es passte Perfekt zu meiner Stimmung, ich fühlte mich kalt und leer und versuchte jede Andeutung eines Gefühls mit der hellbraunen Flüssigkeit aus der Flasche zu ertränken. Bei jedem Schluck brannte der Alkohol scharf in der Kehle und brannte so auch die letzte Emotion aus meiner geschundenen Seele heraus. Der Eisprinz war zurück.

Ich musste irgendwann eingeschlafen sein, denn nun rüttelte jemand an meiner Schulter und Schrie mich an. Bei dem lauten Geräusch überkam mich eine Welle der Übelkeit und mein Kopf drohte zu zerspringen.
"Draco, wach auf Draco! Draco, bei Merlin, was ist passiert? Wo warst du gestern den ganzen Tag? Und was machst du noch hier, es ist Montag!"
Überschüttete mich Blaise mit einer Flut von Fragen. Genervt tastete ich nach der Whisky Flasche, die neben mir in den Sessel gerutscht war. Ich wollte einen großen Schluck nehmen, doch dann viel mir auf, dass die Flasche leer war. Genervt starrte ich die Flasche an und ließ sie dann auf den Boden fallen.
"Was willst du Blaise?"
Fragte ich genervt.
"Draco, was ist passiert?"
"Gar nichts. Nichts ist passiert, alles ist egal. Egal...ja...nichts ist wichtig. Alles was du wissen musst ist, dass der alte Draco wieder da ist, der wahre Draco. Hast du zufällig noch eine Flasche davon?"
Fragte ich ihn und zeigte auf die leere Flasche am Boden. Blaise massierte seine Schläfen und murmelte
"Oh Merlin nein, womit habe ich das verdient? Er ist dein Freund und du würdest alles für ihn tun. Ok Blaise, Schritt eins um Draco vom Boden aufzukratzen: Ausnüchterung."
Und dann sagte er etwas lauter.
"Ok Draco, das wird schon wieder. Der Unterricht fällt heute für dich aus. Komm mit, du gehst jetzt schlafen."
Damit zog er mich aus dem Sessel und bugsierte mich in den Jungenschlafsaal. Dort ließ ich mich auf sein Bett fallen und wartete darauf, dass Blaise endlich gehen würde.
Nachdem er endlich mit seinem Vortrag, ich solle ja im Bett bleiben und warten, bis er wieder kommt, fertig war, rollte ich mich aus dem Bett und begann die Sachen der anderen auf der Suche nach einer Flasche Feuerwhisky zu durchwühlen. Kurze Zeit später war ich fündig geworden und machte mich damit auf den Weg zurück in den Gemeinschaftsraum. Der war bereits leer, denn alle Schüler waren inzwischen beim Unterricht. Zuerst wollte ich lesen, doch dann wurde mir das zu langweilig und zu anstrengend, da die Buchstaben vor meinen Augen verschwammen. Und obwohl ich nicht mehr in der Lage war vernünftig geradeaus zu laufen, beschloss ich einen Spaziergang durch das Schloss zu machen. Und so lief ich zusammen mit meiner Flasche durch die Korridore, die aufgrund des Unterrichts inzwischen verwaist waren und nur noch vereinzelt ein paar Nachzügler panisch durch die Gänge hasteten. Nach einer Weile jedoch überkam mich erneut ein starkes Übelkeitsgefühl und so taumelte ich in die nächst gelegenen Toilette.

Nachdem ich mich dort übergeben hatte, ließ ich mich an der Kabinenwand herunter gleiten und nahm einen weiteren tiefen Schluck aus der Flasche, um den ekligen Geschmack im Mund zu vertreiben. Und umso länger ich dort auf dem kalten Steinfußboden saß, desto mehr überkam mich das Gefühl der Traurigkeit. Die Emotionen, die ich eigentlich verbannt haben wollte und die ich niemanden zeigen durfte, brachen jetzt hervor und so begann ich bitterlich zu weinen. Und während ich meinen ungewollten Gefühlen freien Lauf ließ, erinnerte ich mich zurück an unseren ersten Zusammenstoß im Zug. Ihr starren, ihre Verwirrtheit. Ich erinnerte mich, wie ich in ihr Zimmer gekommen war, an die Spannung, die zwischen uns geherrscht hatte und an das Lied, dass sie damals gesungen hatte. All das schien eine Ewigkeit her zu sein, doch konnte ich mich an jedes Wort erinnern, das sie mit ihrer wunderschönen Stimme gesungen hatte.

Staring at the bottom of your glass
Hoping one day you'll make a dream last
But dreams come slow and they go so fast
You see her when you close your eyes
Maybe one day you'll understand why
Everything you touch surely dies

Es beschrieb meine jetzige Situation perfekt. Das mit Hermine war ein Traum gewesen, ein wunderschöner Traum, aber doch eben nur ein Traum. Und Träume gingen viel zu schnell wieder. Und ich sah sie jedes Mal, wenn ich meine Augen schloss, aber ich durfte es nicht, ich musste es verbannen. Und mich von ihr fern halten. Ich schaffte es einfach nicht etwas Gutes hervor zu bringen, ja nicht mal zu etwas Schlechtem war ich fähig gewesen. Schließlich hatte ich es damals nicht geschafft Dumbledore umzubringen, ich habe es nie geschafft die Erwartungen meines Vaters zu erfüllen, war nie gut genug gewesen. Alles was ich anfasste starb. Ich war für nichts gut genug und schon gar nicht für Hermine, die mich schließlich auch nicht mehr wollte. Zerrissen von diesem inneren Schmerz, schrie ich und schlug auf die Kabinenwand ein, bis ich plötzlich eine Stimme hörte.
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Fun fact: Dieses Kapitel hat genau 1400 Wörter 😂
Ich hoffe es hat euch gefallen, wie immer freue ich mich sehr über Feedback und Votes. Und dann sehen wir uns auch schon im nächsten Kapitel. Ich freue mich auf euch.

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