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Hermine
Am Weihnachtsmorgen, wurde ich von einem seltsamen Klopfen geweckt. Verschlafen sah ich mich um, bis ich realisierte, dass etwas gegen meine Scheibe klopfte, oder besser gesagt, gegen Dracos Scheibe, denn ich schlief immer noch in seinem Bett. Schnell stieg ich aus dem Bett, um nachzusehen, was dieses Geräusch verursachte.
Draußen vor dem Fenster schneite es große weiße Flocken, sodass alles, was sich auch nur für fünf Minuten nach draußen wagte, sofort zugeschneit wurde. Deshalb fiel mir auch nicht sofort auf, dass der Schneehaufen auf dem Fenstersims gar kein Schneehaufen, sondern ein kleiner Waldkauz war, der gegen die Scheibe hämmerte. Eilig öffnete ich das Fenster und sofort kam der kleine Vogel hinein geflattert, setzte sich auf ein Regal und schüttelte den restlichen Schnee ab. Das bedauernswerte Wesen zitterte jetzt vor Kälte, streckte mir aber trotzdem tapfer sein Bein entgegen, an dem ein Brief befestigt war. Ich nahm ihm den Brief ab, gab ihm einen Eulenkeks und trocknete ihn dann mit einem Schwung meines Zauberstabs. Glücklich knabberte der kleine Kauz an seinem Keks, während ich den Brief öffnete und die Nachricht las.

Liebe Hermine,
eigentlich wollte ich an diesem wunderschönen Morgen bei dir sein, wenn du aufwachst, Madame Pomfrey wollte mich so früh jedoch nicht gehen lassen. Da es mir so verwehrt geblieben ist dich wach zu küssen, musst du eben mit dem Vogel und dieser Notiz vorlieb nehmen.
Auf deinem (oder sollte ich besser meinem sagen?) Bett findest du dein Geschenk, ich hoffe sehr, dass es dir gefällt.
Wir sehen uns gleich beim Frühstück.
Ich liebe dich.
DM

Überrascht sah ich zu dem Bett und tatsächlich, am Ende des Bettes lag, neben ein paar anderen kleineren Geschenken, ein großes schwarzes Packet, mit einer silbernen Schleife, das mir bis jetzt noch nicht aufgefallen war. Neugierig ging ich zum Bett und begann das Packet zu öffnen. Vorsichtig öffnete ich die Schleife, hob den Deckel ab und hielt den Atem an. In der Schachtel lag ein wunderschönes silbernes Abendkleid, dazu passender Schmuck und Schuhe, obendrauf lag eine kleine Notiz.

Ich würde mich sehr freuen, wenn du es heute Abend tragen würdest.
Übrigens, eine gewisse Kette würde exzellent dazu passen.
DM

Ich legte die Notiz zur Seite und nahm das Kleid heraus. Es war ein elegantes, bodenlanges Kleid, dessen Träger nicht über die Schultern, sondern über die Oberarmen gingen. Es war eng geschnitten und an verschiedenen Stellen mit einzelnen glitzernden Steinen besetzt, sodass es mich an einen silbernen Sternenhimmel erinnerte. An der einen Seite des Kleides war ein Schlitz, der mir zwar etwas mehr Bewegungsfreiheit verschaffte, gleichzeitig aber auch die Sicht auf mein Bein zuließ.
Vorsichtig legte ich es zurück auf das Bett. In dem Karton befanden sich außerdem noch ein Paar silberner Stilettos und ein Paar langer Ohrringe, deren Steine verdächtig nach echten Diamanten aussah.
Es war ein viel zu teures Geschenk, aber was hatte ich von Draco Malfoy anderes erwartet? Ich seufzte, es war wirklich wunderschön.
Die anderen Geschenke auf meinen Bett waren von meinen Freunden und meinen Eltern, dabei handelte es sich größtenteils um Süßigkeiten und Bücher, aber auch um eine neue Schreibfeder und ein hübsch verziertes Tintenfass. Auch über diese Geschenke freute ich mich wirklich sehr, denn meiner Meinung nach ging es beim Beschenken nicht um das Geschenk selbst, sondern die Liebe und die Gedanken der Person, die dahinter steckten.
Glücklich zog ich den selbstgestrickten Pulli von Mrs. Weasley an und machte mich schließlich auf den Weg zum Frühstück. Die Gänge waren herrlich geschmückt und die Ritterrüstungen sangen Weihnachtslieder, wenn man an ihnen vorbei lief. Aus Erfahrung wusste ich, dass das sehr schnell sehr nervig werden konnte, doch an diesem Morgen war einfach alles wunderbar.

Als ich die große Halle betrat stellte ich zu meiner Verwunderung fest, dass man die Tische umgestellt hatte, sodass die Trennung der Häuser aufgehoben worden war. Mit noch größerer Verwunderung stellte ich jedoch fest, dass Harry und Ginny, zusammen mit Ron und Hannah Abott, mit Draco, Blaise, Pansy und Theodor Nott zusammen saßen und sich anscheinend bestens verstanden. Ich blinzelte ungläubig, doch als ich wieder hinsah, hatte sich an der Situation nichts geändert. Als Ginny mich schließlich erblickte lächelte sie fröhlich und bedeutete mir zu ihnen zu kommen, was ich auch tat. Als ich sie schließlich mit fragendem Blick ansah erklärte Harry mir, dass Draco und Blaise sie gebeten hätten sich zu ihnen zu setzen und wohl ziemlich beharrlich gewesen waren, aber auch, dass sie sich bis jetzt ausgesprochen gut unterhalten hätten und sogar Ron nickte zustimmend. Verwundert sah ich Draco an, der etwas verlegen lächelte und versuchte seinen Bemühungen mit einem Schulterzucken abzutun.
"Wir sollen doch die Häuserfeindschaft überwinden, deswegen haben sie doch auch die Tische verstellt. Und so machen wir doch einen guten Anfang, nicht war?"
sagte Blaise und rückte ein Stück von Draco ab, um mir Platz zu machen. Ich stimmte ihm zu und setzte mich auf den freigemachten Platz. Ein betretenes Schweigen entstand, um die Stille zu brechen, fragte ich schließlich
"Und, wie geht es dir Draco? Bist du dir sicher, dass es die richtige Entscheidung war den Krankenflügel zu verlassen?"
"Jetzt wo du da bist, könnte es mir nicht besser gehen."
sagte er mit schmachtenden Blick und legte seine Hand auf meinen Oberschenkeln, meine Haut kribbelte.
"Oh Gott Leute, wir sind doch erst beim Frühstück, andere Leute wollen hier essen."
kam es sarkastisch von Pansy, die anderen lachten, ich lief rot an, fiel dann aber auch in das Lachen mit ein.
"Ach übrigens, vielen Dank für die Geschenke Leute, ich habe mich wirklich sehr gefreut."
sagte ich, während ich mein Brötchen mit Marmelade beschmierte.
"Kein Problem Mine. Wir haben uns auch sehr über deine Geschenke gefreut."
antwortete Harry. An Draco gewandt fuhr ich fort
"Ich muss dir wohl nicht sagen, dass dein Geschenk viel zu teuer ist und ich es eigentlich nicht annehmen kann. Es aber dennoch tun werde, weil ich weiß, dass Widerstand zwecklos ist?"
Er lächelte
"Gefällt es dir?"
"Ja sehr, dankeschön."
"Gewöhn dich schonmal dran, mir schenkt er seit Jahren viel zu teuren Scotch und ich kann mich nicht dagegen wehren. Ich glaube langsam, dass er mich zum Alkoholiker machen will."
sagte Blaise sarkastisch
"Nicht das da Nachhilfebedarf bestünde..."
kam es süffisant von Theo und alle lachten.
"Ich muss doch sichergehen, dass du was vernünftiges zu trinken da hast, falls ich mal was brauchen sollte."
sagte Draco schließlich nach einem großen Schluck aus seiner Kaffeetasse.

Es war ein wirklich schöner Morgen, wir alle saßen noch lange zusammen und redeten. Der Humor der Slytherins war wirklich einzigartig und eine nette Abwechslung. Wir alle genossen das Gespräch sehr und es war, als hätte es all die schlechten Zeiten nicht gegeben. Nach einer Weile hatte sich Astoria zu Blaise gesellt und auch Neville und Luna hatten sich zu uns gesetzt. Hin und wieder warfen uns noch einige Schüler seltsame Blicke zu, doch das störte uns nicht im Geringsten. Ich saß an Draco gelehnt, genoss seine Nähe und seine Wärme, redete mit Ginny und Ron, ja sogar mit Pansy und genoss dieses ausgedehnte Frühstück. Und schließlich kam mir der Gedanke, dass ich mir vorstellen könnte jedes Weihnachten so zu verbringen, zusammen mit Draco und meinen Freunden, dieser Gedanke machte mich unheimlich glücklich.

Als wir mit dem Frühstück fertig waren, beschlossen wir in den Raum der Wünsche zu gehen, da wir die Zeit bis zum Abend zusammen verbringen wollten und die Bibliothek dafür nicht in Frage kam.
Der Raum der Wünsche hatte sich in ein gemütliches überdimensionales Wohnzimmer verwandeln, in dem mehrere Sofas und Sessel standen und der von einem großen Kamin behaglich warm war. Durch die Fenster konnte man sehen, dass es draußen immer noch fröhlich schneite, was es drinnen nur umso gemütlicher machte.
Ron spielte Zaubererschach gegen Blaise und schien sehr zu Theos Missfallen tatsächlich zu gewinnen, während Harry ihnen interessiert zusah. Ginny unterhielt sich angeregt mit Pansy, die wie sich herausgestellt hatte echt cool sein konnte, und Astoria, während Luna, Neville und Hannah Koboldstein spielten. Draco und ich hatten uns auf einem der Sofas niedergelassen, ich hatte mich an ihn gelehnt und zusammen lasen wir das selbe Buch, obwohl Draco immer wieder aufhörte zu lesen und stattdessen mich ansah. Nach einer Weile fragte ich ihn, ob er das Buch langweilig finde, doch er antwortete
"Du bist so wunderschön, wenn du liest. Du blendest alles um dich herum aus und versinkst vollkommen in deinen Büchern, das finde ich faszinierend. Kein Buch der Welt ist spannender als du."
Ich blickte auf und sah, dass seine Augen eine Nuance dunkler geworden waren, sein Blick war so intensiv, dass mein Körper zu kribbeln begann. Ich sah, wie er unbewusst seine Lippen befeuchtete, doch dann den Blick abbrach. Etwas enttäuscht sah ich ihn an, er beugte sich zu mir und flüsterte mir mit seiner rauen Stimme ins Ohr
"Ich will, dass unser erster Kuss nach allem was passiert ist etwas Besonderes wird, ich will, dass er unvergesslich wird."
Seine Stimme hatte eine Gänsehaut bei mir ausgelöst, doch nun sah ich ihn verwundert an
"Warum?"
"Weil ich will, dass unser Neustart genauso wunderschön und unvergesslich wird, wie du es bist."
"Hm. Du bist kitschig, weißt du das?"
fragte ich ihn grinsend.
"Das ist alles deine Schuld, wenn du nicht so atemberaubend wärst, würde das gar nicht passieren."
sagte er mit einer hochgezogenen Augenbraue. Daraufhin rollte ich nur mit den Augen und fuhr mit meinem Buch fort.
Es war ein wirklich schöner Tag und schon bald war es Abend und damit Zeit sich für den Ball fertig zu machen.
Also verließen wir den Raum der Wünsche und Draco und ich machten uns händchenhaltend auf den Weg zum Turm der Vertrauensschüler.
Dort angekommen, wollte ich sein Geschenk nehmen und mich dann in meinem Zimmer umziehen, als er fragte
"Was machst du da?"
"Ich sammle meine Sachen zusammen und mache mich dann bei mir fertig."
"Bist du sicher, dass du dich nicht hier umziehen willst? Vielleicht brauchst du ja Hilfe."
sagte er neckend und sah mich an, als würde ich schon jetzt nur in Unterwäsche vor ihm stehen.
"Aber dann geht doch die Überraschung verloren."
flüsterte ich ihm mit einem kleinen Zwinkern zu und verließ den Raum.
Ich ließ die Sachen in meinem Zimmer auf das Bett fallen und ging duschen.
Als ich fertig war, bändigte ich meine Haare, sodass sie in sanften Locken über meine Schultern fielen und legte ein dezentes Make-up auf. Dann kehrte ich in mein Schlafzimmer zurück und zog Dracos Geschenke an. Als letztes folgte die Kette mit dem silbernen Schlangenanhänger und dadurch, dass die Kette längenverstellbar war, konnte ich sie jetzt deutlich höher am Hals tragen. Zufrieden stellte ich mich vor den Spiegel und konnte selbst kaum glauben, dass das wirklich ich war. Es war wunderschön.
Aufgeregt warf ich noch einen letzten Blick in den Spiegel und verließ dann mein Zimmer, um mich mit Draco auf den Weg in die große Halle zu machen.
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Zu kitschig? Egal es könnte noch schlimmer werden;)
Wie immer hoffe ich sehr, dass es euch gefallen hat. Lasst mir doch gerne eine kleine Rückmeldung da und dann sehen wir uns auch schon im nächsten Kapitel.
Bis bald.

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