Kapitel 8

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Hey, leider sind die Reaktionen wieder weniger geworden... Aber nunja, mir macht das Schreiben Spaß......Darum geht's weiter.


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Kapitel 8 


Raphael Ragucci 


„Raffi, ich rede mit dir. Hallo?"

Ein Stoß, Schmerz breitet sich in meinem linken Schienbein aus. „Au, spinnst du?" Ich schrecke hoch, sehe meine kleine Schwester an. Linda hat die Stirn in Falten gelegt, skeptisch ist ihr Blick.

„Ah, da bist du ja wieder.", meint sie dann und verzieht keine Miene. „Wir sehen uns wie oft? Alle hundert Jahre mal? Und du starrst auf dein Smartphone. Was gibt's da so Interessantes?"

„Nichts, was interessanter ist als meine wunderschöne Schwester.", antworte ich und stecke mein Smartphone zurück in meine Jeanstasche. Der neunte März, Linda und ich haben uns vor der letzten Show der Tour in ein Café zurückgezogen, zwei leere Espressotassen stehen vor uns. Ich freue mich, dass sie in Berlin ist, um das Konzert zu besuchen, ich habe sie unendlich vermisst. Viel zu selten sehen wir uns, viel zu wenig Zeit hatte ich in den letzten Wochen für meine Familie in Wien.

„Das habe ich gemerkt.", gibt Linda zurück. „Also, wem schreibst du schon den ganzen Nachmittag so permanent? John ist es mit Sicherheit nicht.", stellt sie direkt klar. Schlaues Mädchen. „Eine von deinen dubiosen Instabekanntschaften?"

„Nein.", antworte ich. „Ich glaube, dass ich ernsthaft jemanden kennen gelernt habe.", gestehe ich Linda und die Skepsis in ihrem Blick erhärtet sich.

„Du glaubst, jemanden kennen gelernt zu haben?", fragt sie. Sie nimmt einen Schluck aus ihrem Wasserglas, verzieht die Mundwinkel. „Was ist das für ein Blödsinn, Raffi?"

„Sie heißt Isabelle. Ich habe dir doch erzählt, dass ich in dieses Kinderdorf gehen werde, um mit den Kids dort Musik zu machen. Sie ist dort Erzieherin."

„Du warst einmal dort.", unterbricht Linda mich. „Ja. Und ich habe, nachdem ich dort war, den Rest des Tages mit Isabelle verbracht. Wir waren erst bei ihr zu Hause, dann etwas essen und dann hat sie bei mir übernachtet."

„Erspar mir bitte die Details der Übernachtung." Ein kleines Grinsen erscheint auf dem sonst so ernsten Gesicht meiner kleinen Schwester. „Du hast doch nicht wirklich jemand völlig fremden mit in deine Wohnung genommen? Seit wann bist du so unvorsichtig?"

„Isabelle ist in Ordnung, keine Sorge.", gebe ich zurück.

„Und das weißt du, weil...?", will Linda wissen. Sie ist skeptisch, wenn es um die Frauen in meinem Leben geht vor allem, seit Ria mich verlassen hast. Linda hat den Charakter unserer Mutter geerbt. Ein Fels in der Brandung, sie ist eine Löwin, die ihre Familie beschützt. Verkehrte Rollenverteilung- aber sie passt auf ihren großen Bruder auf. Auch, wenn uns sieben Jahre trennen, Linda war schon immer die Vernünftigere von uns Beiden. Die, mit dem klaren Blick, auf das Wesentliche fokussiert. Viel weniger eine Träumerin, als ich ein Träumer bin. Einer der wenigen Menschen, die mich ehrlich und knallhart auf den Boden der Tatsachen prallen lassen, wenn ich zu hoch fliege.

„Keine Ahnung, reine Menschenkenntnis.", antworte ich ihr. „Nicht jeder analysiert jeden um sich herum so zwanghaft wie du." Sie lässt sich kurz dazu hinreißen, mir die Zunge heraus zu strecken, eine der wenigen Entgleisungen ins Linda Raguccis Leben. „Blödmann.", grinst sie.

„Ich liebe dich auch, kleine Schwester.", schmunzle ich. Am liebsten würde ich jetzt herüber greifen und ihr das lange, braune Haar verwuscheln, so, wie ich es als Kind oft getan habe. Sie hat es gehasst und hasst es bis heute, darum wiedestehe ich dem Drang.

Raben  / RAF Camora / Bonez Mc/ Teil 1&2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt