Kapitel 46
Raphael Ragucci
„Können wir bitte miteinander reden?"
Das dritte Mal an diesem Abend stehe ich fassungslos herum, dieses Mal aber nicht, weil ich positiv überrascht bin. Und wieder übernimmt mich die Übelkeit, ihr Anblick lähmt mich aber ebenfalls nicht positiv.
„Nein, könnt ihr nicht. Zieh ab, Maria." Tatsächlich ist es meine kleine Schwester, die sich zwischen uns schiebt. „Ich glaube, zwischen euch ist alles gesagt. Dich will hier niemand. Sei froh, dass alle anständig und du eine Frau bist sonst wärst du hier schon hochkant rausgeflogen. Jeder weiß, was du Rapha angetan hast. Und ich könnte dich dafür erwürgen."
„Ich kann mich nicht erinnern, dich eingeladen zu haben, Maria und denke, dass wir bei unserer Letzten Begegnung schon deutlich waren.", höre ich die Stimme meiner Freundin, wie immer klingt sie ruhig und lässig, als würde sie diese Situation kalt lassen. Sie schiebt sich an mir vorbei, wie ein Schild stehen jetzt meine kleine Schwester und meine Freundin vor mir. Ich sehe aus den Augenwinkeln Sale und John heran kommen.
„Nicht ihr. Du hast es mir gesagt. Ihr tut so, als könne er nicht für sich selbst sprechen. Geht zur Seite. Linda und von dir hätte ich mich Verstand erwartet. Sonst bist du doch so kritisch. Und jetzt verbündest du dich mit der da?"
Maria wirkt selbstbewusst, hält den Blickkontakt mit den Beiden Frauen, während ich noch immer da stehe und kein Wort rausbekomme.
„Rapha, lass uns bitte reden.", wendet sie sich an mich.
„Ria, verpiss dich, ehrlich.", sage ich endlich. „Es gibt nichts zu klären. Und rede nicht so über meine Freundin."
„Sie ist eine Nutte. Ich rede über sie, wie ich es will. Wie kannst du mich nur gegen sowas eintauschen?"
Ich bin völlig perplex, als ich plötzlich sehe, wie Isa einen zügigen Schritt nach vorne macht und ihre Hand hochschellt. Isas Gesichtsausdruck ist von neutral auf eiskalt gewechselt und beinahe sehe ich schon ihre Faust in Marias Gesicht.
„Isa!", entfährt es mir, als sie Ria am Kragen ihrer Bluse packt und sie herum dreht. Ria stößt mit dem Rücken an die Wand.
„Raphael, mach was!" Ria hat Angst vor Isa und ich kann es durchaus nachvollziehen. Dieser Blick, so kalt, ich hasse es, wenn sie so aussieht. Die Wand, die sie mir sooft beschrieben hat ist hochgefahren und jegliches Gefühl in ihr scheint verschwunden. Schon vor einigen Wochen bei mir in der Wohnung hatte Ria Angst vor Isabelle- und da sah sie nicht so bedrohlich aus.
Ein Moment, in dem mir deutlich wird, woher Isabelle kommt. Sie kann es unterdrücken, sie kann sich benehmen- aber man bekommt ihre Vergangenheit wahrscheinlich niemals ganz aus ihr heraus. Zuviel Gewalt hat sie gesehen, zu viel Zeit hat sie in ihrer Jugend wahrscheinlich auf den Straßen Berlins verbracht. Wenn ich mir ihre Freunde ansehe, die ich kenne, ist sie wohl eine der wenigen, die, zumindest soweit ich weiß, keinen Dreck am Stecken haben.
Ihre Augen sind die von einem Menschen, der eine gewisse Ungerührtheit in sich trägt. So liebevoll, herzlich und offen sie auch ist. Dieser Teil wird wohl immer in ihr bleiben. Und gerade ist sie übernommen davon, nicht mal ihre innere Ruhe hält sie davon ab, meine Ex mit dem Rücken an die Wand zu stellen.
„Gib ihr.", höre ich überrascht Linda sagen. Meine Schwester grinst. Ich weiß, dass sie Hass auf Ria hat. Sie selbst würde Ria wahrscheinlich zu gern verprügeln, doch ihr anstand hält sie zum Glück davon ab. „Linda!", fahre ich sie an und schüttle den Kopf.
Ich trete vor, sehe, dass Aylin in meinem Blickfeld erscheint.
„Chérie, lass los." Ich stelle mich hinter Isabelle. Sanft umfasse ich Isabelles Handgelenke, meine Berührung scheint sie runter zu fahren, ihr Griff um Rias Bluse lockert sich ein wenig.
![](https://img.wattpad.com/cover/181095493-288-k315700.jpg)
DU LIEST GERADE
Raben / RAF Camora / Bonez Mc/ Teil 1&2
FanfictionTeil 2 Manchmal im Leben treffen Menschen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein können. Deren Werte und Normen völlig verschieden sind. Und trotzdem lohnt es sich, auch mal unter die Oberfläche zu schauen. Aylin trifft Bonez MC. Und verlie...