Kapitel 50

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Kapitel 50


Isabelle Sommer


„Bm, A, D.. D, Rapha! Der G Akkord kommt später. " Ich lache auf, lehne mich kurz an seine Schulter. Es ist dunkel geworden, wir sitzen auf der großen Terrasse von Leticias Haus, ein wenig Abseits von den anderen. Der Himmel ist sternenklar, die Lichter der Stadt liegen wie ein Meer vor uns. Der Halbmond scheint hell vom Himmel.

Raphael und ich sitzen auf einer der Liegen, ich meine Füße auf der Sitzfläche, er eine Gitarre auf dem Schoß. Ich fühle mich ein wenig schwer, habe zum Essen zwei Gläser Wein getrunken und festgestellt, dass ich tatsächlich gar nichts vertrage. Aber das Zeug hat geschmeckt, ich habe mich wohl gefühlt und meine Prinzipien ein wenig über den Haufen geworden. Natürlich habe ich mich noch immer benommen und trotzdem fand Raphael es witzig, dass zwei Gläser Wein mich schon ansäuseln.

Ich halte ihm mein Smartphone hin auf dem die Chords für einen Song angezeigt werden. Er soll „Hanging by a moment" von Lifehouse für mich auf der Gitarre spielen. Er kennt den Song hat ihn aber noch nie gespielt und seit fünf Minuten diskutieren wir über die Akkordfolge.

„D passt da nicht hin. Hast du was an den Ohren, das hört man doch.", meint er. Er nimmt das Smartphone aus meiner Hand und sieht sich die Noten noch einmal an.

„Doch, das passt mach nochmal. Und dieses Mal in der richtigen Melodie, dann passt es auch." Ich kichere, während er scheinbaren endlich den Dreh raus bekommt und beginn, die erst Strophe zu spielen und endlich kann ich singen.

„Alter, ich liebe deine Stimme.", murmelt er und sieht mich kurz an. Er lächelt, verpatzt einen Ton, die Gitarrensaite quietscht und ich muss auflachen, ehe er die Akkorde für den Refrain spielt. Ich liebe es, mich ihm Musik zu machen, liebe es, dass er auch offen für andere Musikstile ist und ich ihn dazu bringen kann, auch mal Lifehouse auf der Gitarre zu spielen.

I'm falling even more in love with you letting go of all I've held onto. I'm standing here until you make me move. I'm hanging by a moment here with you."

"Sing mit.", fordere ich, bevor ich die zweite Strophe zu singen beginne.

„Nein, ich kann nicht singen.", lacht er. „Und neben dir klingt es noch schlimmer. Und ich kann kein Englisch."

„Blödsinn.", murmele ich kurz. Die Noten werden höher und ich brauche mich nicht mal anstrengen, um die Töne zu treffen. Ich liebe das Singen, wenn er sich darauf einlässt bringe ich es ihm bei. Wobei es wahrscheinlich gar nicht so schlimm ist, wie er tut. Er wird jetzt nicht singen wie The Weeknd aber so ein wenig kann er es schon.

Ich muss lachen, als er sich ein weiteres Mal verspielt und er nimmt das Ganze mit Humor. Dieser so perfekte nicht ganz perfekte Mann an meiner Seite.

Wir beenden das Lied und ich höre, wie jemand etwas auf Italienisch sagt. Mario Ragucci, Raphaels Opa sitzt am Gartentisch, ein wenig finsterer Blick, Zigarette in der Hand. Raphael sieht auf, lacht und antwortet. Von wegen er spricht nicht mehr so viel Italienisch.

„Was sagt er?", frage ich und sehe ihn an.

„Zitat: „Die macht bessere Musik als du.", dolmetscht mein Freund grinsend. „Er meinte dich." Ich muss lachen, werfe seinem Opa einen Blick zu. Der lächelt ein wenig.

„Sag ihm, dass ich im Gegensatz zu dir nur Songs nachsingen kann.", meine ich. Ist ja auch so. Selber Beats bauen und Texte schreiben? Niemals. Raphael übersetzt- ich hoffe, das Richtige und Opa Ragucci antwortet prompt.

Raben  / RAF Camora / Bonez Mc/ Teil 1&2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt