Kapitel 40

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Kapitel 40


Raphael Ragucci


Nervös ziehe ich an meiner Zigarette, stoße den Rauch aus und starre auf dieses dämliche Handy, welches ich am liebsten wegen seiner Nutzlosigkeit quer über die Straße geschleudert hätte. Eigentlich rauche ich in meinem Maserati nicht doch gerade kann ich es nicht sein lassen. Zwar habe ich die Fenster herunter gelassen und doch weiß ich, dass ich es bereuen werde, wenn ich das nächste Mal einsteige und die Karre nach Rauch stinkt.

Ungeduldig wippe in mit den Knien, warte auf Aylins Rückruf. Sie versucht gerade, Nathan und Vincent zu erreichen. Seit knappen zehn Minuten warte ich bereits auf ihre Nachricht. Keine Ahnung, wo sie überall herumtelefoniert, aber sie will sich melden, sobald sie etwas herausgefunden hat.

Auch Aylin macht sich Sorgen, auch sie ist der festen Überzeugung, dass es gar nicht zu Isabelle passt, ohne ein Wort zu sagen zu verschwinden und über Stunden nicht aufzutauchen. Die Dunkelheit hat sich inzwischen über Berlin gelegt, der Verkehr um mich herum ist beinahe eingeschlafen. Ein paar Menschen sind noch unterwegs, beim Barber und beim Dönerlade gegenüber brennt noch Licht, vor letzerem saßen eben noch ein paar Typen und rauchte Shisha.

Beinahe zucke ich zusammen, als plötzlich jemand gegen mein Beifahrerfenster klopft.

Ich wende mich herum, zwei Typen stehen davor, Araber, dem Aussehen nach. Schwarzes Haar, schwarze Bärte, braune Haut. Ernste Züge um die Mundwinkel, die Augen von dem, der an der Scheibe steht liegen im Schatten. Die Typen, die eben noch vor dem Imbiss gesessen haben.

„Digga, mach mal runter.", höre ich ihn sagen. Ich ziehe eine Augenbraue hoch, schalte die Zündung ein und lasse das Fenster des Maseratis herunter.

„Was lungerst du hier rum?", fragt er. Bin schon mal freundlicher gefragt worden aber das macht mir nichts. Zu viele Jungs dieser Sorte gehören zu meiner eigenen Gang. „Zivilbulle oder was?"

„Klar, im Maserati.", gebe ich zurück. Unter anderem Umständen hätte ich gelacht. Absurde Frage, als ob irgendein Cop schon 'nen Maserati von innen gesehen hat.

„Das ist kein Bulle. Das ist der Typ da.", meint der andere hinter ihm. „RAF Camora."

„Was für RAF Camora? Bist du das?", will der Erste wissen.

„Digga, grad nicht.", meine ich. Ein kurzer Augenblick des Schweigens zwischen uns, ein Begreifen der Männer. Sie haben mich erkannt und kapiert, dass ich gerade als Privatperson hier in ihrer Straße herum stehe und mit RAF Camora nichts zu tun haben will.

„Du gehörst doch zu Isa, oder nicht?", fragt der Zweite. „Hab dich und die Karre schon ein paar Mal hier gesehen. Was stehst du hier vor ihrer Tür? Stalker oder was?"

„Woah.", mache ich. „Komm runter." Bombe, mich jetzt auch noch mit zwei Arabs rumstressen zu müssen. Aber andererseits, ich habe keine Ahnung, ob diese Typen nicht auch zu ihrem Freundeskreis gehören. Vielleicht haben die was gehört.

„Ihr kennt Isa?", frage ich, ein knappes nicken ist die Antwort. „Und jetzt?", fragt der Erste wieder.

„Ich suche sie. Sie ist seit zwölf Stunden verschwunden und keiner weiß wohin." Erkläre ich kurz. Wieder einen Moment des Schweigens, die Männer tauschen einen Blick, kurze Abschätzung, was sie mir sagen wollen und was nicht.

„Ich hab sie heute Morgen gesehen, die ist gegen zehn mit dem Panamera los. Den hört man immer, darum weiß ich das.", meint der Zweite. Irgendwie ist der mir ein wenig sympathischer. „Ist ja immer zügig unterwegs, die Kleine. Aber heute Morgen war sie besonders schnell."

Raben  / RAF Camora / Bonez Mc/ Teil 1&2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt