Zwischen Hamburg und Berlin Kapitel 1

2.1K 63 84
                                    

Guten Abend, ihr Lieben!

Ich weiß, es ist noch der 19.06. aber ich habe einfach gerade die Zeit zum updaten.

Hier ist also der zweite Teil von Raben. Er wird anders, als der erste. Eine ganz andere Thematik, andere Charaktere, eine andere Geschichte.

Dennoch werdet ihr natürlich ein paar alte Bekannte treffen.

Das erste Mal hier schreibe ich mit Betaleserin (was auch dringend nötig ist) bei der ich mich an dieser Stelle einmal bedanken möchte. @longislandicetea Vielen Dank also für deine Arbeit, deine Meinung und dafür, dass ich ab und zu über deine Kommentare lachen kann :)

Ich werde nicht so oft updaten, wie ihr es von mir gewohnt seid, der Plan ist, dass ihr erstmal jeden Samstag ein neues Kapitel bekommt.

Ich (ich...ich...ich...) freue mich drauf und bin gespannt, ob ihr es mögen werdet.

Das erste Kapitel dürfte dem aufmerksamen Leser von Teil 1 bekannt vorkommen ;)

Bis bald,

Rica

Zwischen Hamburg und Berlin

Kapitel 1

Aylin Nazemi

„Leyla, raus hier, wir machen Übergabe!" Sanft, aber dennoch bestimmt, schiebe ich die Zwölfjährige rückwärts aus dem, mit einer großen Glasfront vom Flur getrennten, Büro. Die Kleine verzieht die Lippen zu einem Schmollmund und rauft sich ihre dunklen Locken.

„Ihr seid unfair.", meckert sie und ich weiß, dass sie es nicht ganz ernst meint. Natürlich will sie unsere Aufmerksamkeit, sicherlich hat sie noch eine Menge zu erzählen. Aber die Dienstübergabe muss ohne sie stattfinden. Wobei ich zumindest in den nächsten zehn Minuten nicht vorhabe, tatsächlich eine Dienstübergabe zu machen. Es wird eher eine Klatschübergabe zwischen besten Freundinnen.

„Zieh Leine."

Meine Kollegin und, wie schon gesagt, beste Freundin Isabelle Sommer dreht sich schwungvoll auf unserem alten und quasi nur noch aus Gebrauchsspuren bestehenden, Bürostuhl um. Das Kinderdorf, in dem wir arbeiten ist sparsam. Solange man auf den Bürostühlen noch sitzen kann, und sei es, man sitzt auf der Halterung zwischen Sitzfläche und Rollen, wird ein Scheiß getan, um sie umzutauschen.

„Troll dich. Und zwar außer Hörweite."

Ich kenne niemanden, der diese Mischung aus Spaß und bitterem Ernst so gut verkörpert, wie Isa. Tatsächlich sieht sie bierernst aus. Doch Leyla weiß genau, dass ihre deutlichen Worte niemals böse gemeint sind. Sie streckt ihrer Bezugserzieherin die Zunge heraus. Isa zeigt ihr den Mittelfinger, ganz pädagogisch wertvoll.

Wir arbeiten als Erzieherinnen in einer Berliner Kinder,- und Jugendhilfeeinrichtung, ich seit vier Jahren, Isabelle seit etwas mehr als drei. Ich liebe diesen Beruf, trotz all seiner Schattenseiten. Unregelmäßige Arbeitszeiten, endlos lange Dienste, Wochenend,- und Feiertagsarbeit. Schicksale, die wir mitbekommen, die dem Otto Normalbürger in seinen kühnsten Träumen nicht einfallen, Familienkonflikte, die einem die Tränen in die Augen treiben. Verjunkte, zahnlose Eltern aus bildungsfernen Schichten, die die Kinder in ihrer Hot Box, dekoriert mit ein paar Flaschen Billigwodka und Dosenbier schlafen lassen. Bonzen, die so sehr unter beruflichem Druck stehen, dass sie psychisch am Ende sind und ihre, grenzenlos erzogenen Kinder in unsere Obhut geben. Die Liste ist endlos.

Leyla trollt sich tatsächlich und ich schiebe die Tür hinter ihr zu. Es brennt in mir, meine beste Freundin ausfragen zu können. Doch ich warte noch einen Moment, bis Leyla tatsächlich außer Hörweite ist. Schwungvoll drehe auch ich meinen Bürostuhl herum. Ich muss grinsen, obwohl ich eigentlich ein wenig enttäuscht von meiner besten Freundin bin.

Raben  / RAF Camora / Bonez Mc/ Teil 1&2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt