Raben / RAF Camora / Bonez Mc/ Teil 1&2

Kapitel 27

Kapitel 27

Raphael Ragucci

„Du freust dich ja wirklich auf sie, Digga.", grinst Bonez mich von der Seite an, während wir im Flughafen Marseille stehen und darauf warten, dass Isabelle und Aylin aus der Schiebetür der Ankunftshalle treten.

Der Flughafen ist gut mit Menschen gefüllt, wir beide tragen Kapuzen und Caps tief ins Gesicht gezogen. Der Flug kommt direkt aus Berlin, man weiß nie, wer so alles im Flieger gesessen hat und darauf, jetzt von irgendjemandem angesprochen zu werden habe n wir beide keine Lust.

Manche Momente sind und bleiben privat und das Wiedersehen mit meiner Freundin gehört definitiv zu den Augenblicken, die ich mit keinem teilen möchte. Meine Freundin. Wahnsinn. z

„Save.", gebe ich zurück, weiß selber, dass ich gerade, ich grinse, wie der letzte Trottel. Scheiße, es waren eigentlich nur vier Tage, die wir getrennt waren und ich habe sie vermisst, als wäre es eine Ewigkeit gewesen. Dreieinhalb Tage werde ich sie wieder bei mir haben und ich freue mich, wie ein kleiner Junge. Beinahe peinlich, wie verschossen ich bin aber ändern kann ich es sowieso nicht. Also nehme ich es an, wie es ist. Genieße das Gefühl, frisch verliebt zu sein, es wird sich früh genug wieder verflüchtigen um hoffentlich in das viel tiefere Gefühl der Liebe überzugehen.

„Ich freue mich, dass sie dir scheinbar so gut tut. Seit Ria weg ist hast du nicht mehr so gestrahlt, Raf.", meint Bonez ernst. „Jetzt weißt du, warum sie sie gegangen ist. Weil jemand wollte, dass du Isabelle triffst."

„Werd nicht philosphisch, Bruder.", gebe ich amüsiert zurück. „Da kommen sie." Ich nicke mit dem Kopf in Richtung Schiebetür. Mein Herz schlägt auf der Stelle einen Tackt schneller, als sie sie erkenne. Beide Frauen lässig gekleidet, die Haare zum Dutt gebunden, sie ziehen ihre Koffer hinter sich her. Aylin ist hübsch, klar. Aber für mich verblasst sie neben Isabelle. Sie lachen über irgendwas, sehen sich um, ich hebe kurz die Hand, als sie in unsere Richtung sehen. Isabelle beginnt zu strahlen und ich glaube, sie wird ein wenig schneller, als sie auf uns zu kommt. Aylin fällt ein wenig hinter ich zurück.

„Hi.", grinst sie, als sie endlich vor mir steht und für einen Moment sehen wir uns in die Augen. Die ihren Funkeln, wie die Sonne auf dem Meer. Tiefgrün, ein wenig blau darin, unendlich tief. Verdammt, was geht mit mir, sowas zu denken.

„Hi. Hattest du keinen anderen Pulli?", frage ich grinsend. Ihr Pulli ist ein wenig weiter geschnitten, endet ein Stück über der Hüfte, rot mit weißen Streifen an den Armen und auf der Brust prangt das Logo von Ghetto Sport- Modelabel von Bonez bestem Freund Fler. Ich deute darauf, ziehe eine Augenbraue hoch.

„Sorry, der Frauenjogger von Corbo ist rosa. Steht mir nicht.", gib sie keck zurück, ehe sie ihren Koffer stehen lässt und mir endlich in die Arme fällt. Sie stellt sich auf die Zehenspitzen für einen Kuss, in Sneakers ist sie wirklich ein ganzes Stück kleiner als ich. Mein Herz explodiert, als ich ihre Lippen auf meinen spüre, sie schlingt ihre Arme um meinen Nacken, ich lege meine Hand an ihre Wange. Wie gut sie einfach küsst.

„Ey, ihr zwei, die Toilette ist dort hinten.", höre ich Bonez belustigte Stimme hinter uns und ich glaube, es ist Zeit, dass wir uns voneinander lösen. Ein letzter kurzer Kuss noch, ehe sie mich loslässt.

„Hi, John." Sie lächelt sie an. „Das Ding da sieht nicht mal an einer hübschen Frau wie dir gut aus.", meint er schmunzelnd und nickt auf ihren Pulli, ehe sie sich zur Begrüßung die Hände reichen.

„Wollte sicher gehen, dass ich nicht ausversehen in einer deiner Instastorys lande.", gibt sie lachend zurück und zwinkert Bonez zu. Sie versteht sofort, dass wir sie nur foppen wollen und hat das Selbstbewusstsein, zu kontern. Ich liebe es, dass sie kein Mäuschen ist, welches beleidigt den Kopf einzieht, wenn man ein wenig Spaß macht. Bonez lacht nur, ich bin mir sicher, dass diese Beiden auf Dauer auch gut miteinander auskommen, sich eventuell sogar verbrüdern.