Kapitel 11

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Kapitel 11 

Raphael Ragucci 

Für einen Augenblick ist es still, als Isabelle vor mir den Backstageraum betritt. Ausnahmslos alle Blicke liegen für diesen Moment auf dieser Frau, die sich kurz umsieht, dann dieses entwaffnende Lächeln lächelt. Kein Stück Unsicherheit, nicht den kleinesten Zweifel strahlt sie aus vor diesem Raum voller ihr so völlig unbekannten Menschen. Unerschütterlich souverän steht sie dort, weiß genau, dass gerade die alleinige Aufmerksamkeit auf ihr liegt.

„Einen schönen guten Abend euch. Ich bin Isabelle.", durchbricht ihre Stimme die Stille.

„Kannst du dich bitte aufnehmen, während die einen Erotikroman liest und mir die Aufnahme per Whats App zukommen lassen? Raf gibt dir meine Nummer." Maxwell hat sich als Erster gefangen und ich kann seinen Gedankengang durchaus nachvollziehen. Schließlich waren meine ersten Gedanken zu Isabelle nicht wesentlich anders. Ich lache unterdrückt auf, drücke Isabelles Hand, dann ein Knall, als eine Plastikflasche knapp an Maxwell vorbei fliegt und lautstark gegen die Wand hinter ihm prallt.

Mein Blick geht in die Richtung, aus der die Flasche geflogen kam. Linda sitzt neben Bonez und Aylin auf der Couch, die Arme vor der Brust verschränkt, kopfschüttelnd.

„Sag mal, wie benimmst du dich?", schimpft sie. „Schade, dass ich nicht getroffen habe."

„Sorry, du kannst auch mir natürlich auch die Anleitung meiner Waschmaschine vorlesen." Maxwell grinst beinahe spitzbübisch, erhebt sich und kommt auf uns zu. Bevor er bei uns ankommt und Isabelle die Hand reichen kann schiebe ich mich dazwischen, packe ihn mit der Linken am Kragen und drücke ihn schwungvoll an die Wand.

„Bruder, die Frau gehört zu mir. Das Einzige, was du vorgelesen bekommst sind die Leviten und zwar von mir, wenn du nochmal sowas loslässt." Für ganze fünf Sekunden können wir beide ernst bleiben, ernst sehe ich ihn an, weiß um den aggressiven Ausdruck, den ich aufsetzen kann, wenn ich denn will.

Dann ein Grinsen und wir lachen auf. Ich lasse Maxwell los, trete zur Seite. Er zieht sich sein Shirt zurecht, dann streckt er Isa die Hand hin. „Hi, Maxwell.", grinst er. „Schön, dass du hier bist.", meint er herzlich und erntet ihr warmes Lächeln.

„Schön, dich kennenzulernen.", meint sie. Diese einnehmende Art die sie hat, unfassbar. John erhebt sich ebenfalls, kommt auf uns zu und reicht ihr die Hand, stellt sich vor, stellt ihr seine Tochter vor.

„Hallo John, ich glaube von dir habe ich bereits am meisten gehört." Sie schüttelt seine Hand, beide lächeln sich an, John schiebt sich sogar sein Cap aus dem Gesicht. „Eine hübsche Frau hat Raf da mitgebracht.", meint John und Isa lacht. „Danke."

Und ich darf ihr keine Komplimente machen. Läuft ja.

„ Und du bist heute da, um Papa zu unterstützen?", wendet sie sich an die Kleine. Sie hockt sich herunter, um mit Tyga auf einer Höhe zu sein, kurz mustert Tyga sie, dann scheint sie Vertrauen zu fassen.

„Ich besuche Papa auf der Arbeit.", erzählt sie. „Das ist cool."

„Das ist richtig cool.", meint Isa. „Du hast richtig hübsche Haare, hat John dir die geflochten?"

Tyga zieht die Nase kraus. „Quatsch, das war Mama. Papa kann doch keine Zöpfe flechten!"

Wir lachen, dann sieht Tyga Isabelle noch einmal an.

Mein Blick trifft den von John, sein rechter Mundwinkel zuckt nach oben. Auch ihn hat sie wohl innerhalb von Sekunden um den Finger gewickelt, sein Blick gibt mir seinen Segen.

Raben  / RAF Camora / Bonez Mc/ Teil 1&2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt