Kapitel 3

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Kapitel 3

John Lorenz Moser

Scheiße.

Ich hab mit vielem gerechnet. Aber nicht damit. Aylin kommt um den Wagen herum und geht auf uns zu. Lächelt dabei ein wenig schüchtern aber noch immer offen, freundlich.

Sie ist hübsch. Nicht nur hübsch. Bildschön, eigentlich. Südländerin, lange, pechschwarze Locken , Kurven da, wo sie hingehören. Das Outfit stilvoll, elegant . Sie ist größer als Isabelle, ihre Beine schier endlos lang und betont von High Heels. Geschmeidig bewegt sie sich. Bei manchen Frauen wirkt das aufgesetzt. Bei Aylin hingehen sieht es natürlich aus.

Sie bleibt vor mir stehen. Mit den Schuhen ist sie sicher knapp über einen Meter achtzig groß, aber dennoch muss sie ihren Kopf ein wenig in den Nacken legen um mir in die Augen sehen zu können.

Das dämmrige Licht lässt ihre braunen, mit Make up perfekt betonten Augen, beinahe schwarz wirken. Zwei glühende Kohlestücke, ein Ausdruck, der verrät, dass hinter dem schüchternen Lächeln wahrscheinlich eine temperamentvolle Persönlichkeit steckt.

Mein Mund wird trocken, ich muss mir kurz über die Lippen lecken, schlucken. Eine klassische Schönheit, diese Frau. So viele Frauen habe ich in den letzten Jahren gesehen, aber nur wenige mit dieser Eleganz, diesem Stil bewegten sich in meine Nähe. Es war immer der selbe Typ Frau. Der Ausschnitt zu tief um elegant zu wirken, der Rock zu kurz um stilvoll zu sein. Aylin strahlt eine Würde aus, die ich seit langem vermisse. Scheiße, sie spielt in der oberen Liga und die Frage ist, wie bewusst ihr das ist und wie sehr sie das einzusetzen weiß.

Ich für meinen Teil brauche einen Augenblick um mich zu sammeln, um zu meiner gewohnten Form zurückzufinden.

Die Frau hat mich umgehauen wie ein Faustschlag von meinem Cousin Marten. Und hat dafür etwa fünf Sekunden gebraucht. Vergessen habe ich Raf, der ein paar Meter weiter noch immer mit Isa rumknutscht wie ein pubertierender Fünfzehnjähriger. Ich sehe auf, muss grinsen, als ich die Beiden wieder im Blick habe. Am liebsten hätte ich mich geschüttelt, um meinen Kopf einmal gerade zu rücken. Dann sehe ich Aylin an.

„John, ich wünsche dir einen guten Abend.", sage ich zu ihr und lächle. Verfluche mich, dass ich gerade ein nicht ganz genau geplantes Outfit trage. Denn auch für sie zählt der erste Eindruck und hätte ich gewusst, dass eine Frau wie sie aufkreuzt hätte ich mich besser angezogen.

„Das hier ist Linda, die Schwester von diesem Liebeskranken Idioten da." Grinsend nicke ich zu Raf, Aylin lächelt erneut. Wie schön ihr Lächeln ist. Die Frauen nicken sich kurz zur Begrüßung zu, ehe ich weiter spreche. „Komm schonmal mit rein, ich glaube, das da dauert noch...Wobei..." Ich überlege mir kurz einen blöden Witz.

„...so lange braucht er auch wieder nicht. Meist ist er nach zwei Minuten fertig.", verarsche ich Raf.

„John, rede nicht wie der letzte Penner, wir haben Besuch", rügt Linda mich, ehe sie lacht.

„Dann lasst uns reingehen.", sagt Aylin, wir setzten uns in Bewegung und ich lass es mir nicht nehmen, ihr auf den Arsch zu gucken. Heftiges Teil, auf jeden Fall.

In Gedanken lasse ich die Tür zum Backstagebereich laut ins Schloss fallen, nach dem wir hinein gegangen sind.

Die Show war der Wahnsinn, ich fühle mich wie high obwohl ich ausnahmsweise mal keine Drogen genommen habe. Zumindest die letzen vier Stunden nicht. Sie sind mein ewiges Laster und ich schaffe es nicht, es sein zu lassen. Rede mir ein, dass sie zu meinem Image gehören, Teil einer Strategie sind, die nicht mehr aufgeht, wenn ich plötzlich erzähle, wie schädlich dieser ganze Scheiß tatsächlich ist.

Raben  / RAF Camora / Bonez Mc/ Teil 1&2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt