Kapitel 37

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Kapitel 37


Raphael Ragucci


„Hast du das Ding aus dem Museum?", will Isabelle wissen und deutet auf das Handy in meiner Hand. Tatsächlich ein Handy, ein neues, altmodisches Teil mit dem man nur SMS schreiben und telefonieren kann. „Oder kann man sowas tatsächlich noch kaufen?" Sie grinst, beugt sich herüber und küsst meine Wange.

„Dass du sowas überhaupt noch kennst, du Zwerg!", ruft Joshi herüber und lacht auf. „Mit deinen sechsundzwanzig Jahren."

„Junge, tu nicht so, als wäre ich von einem anderen Stern. Ich bin in den Neunzigern aufgewachsen, ich weiß sogar noch, was man mit einer Kassette und einem Stift macht.", gibt sie zurück und streckt Joshi die Zunge raus.

„Hattest du noch einen Walkman oder schon einen Discman?", will Joshi wissen. „Discman.", antwortet Isabelle grinsend. „Kennt ihr das noch, dass man die Dinger nirgendwo hinstecken konnte, weil sie immer zu groß waren?"

„Ja, und wenn das Ding scheiße war, ist die CD immer hängen geblieben, sobald irgendwas geruckelt hat. ", lacht mein Kumpel und auch ich muss bei der Erinnerung daran grinsen. Natürlich kenne ich dieses Problem noch aus meiner Jugend. Manchmal krass, wenn ich daran denke, dass ich meine ersten Joints geraucht habe, als Isabelle noch in die Grundschule gegangen ist.

Ich stecke die SIM Karte in das Handy, schalte es ein und muss einen Moment darüber nachdenken, wie man nochmal eine Prepaid Karte aktiviert. Wie viele hundert Jahre habe ich das nicht mehr gemacht? Wahnsinn, wie die Zeit verflogen ist von Raphael Ragucci, der sich keinen Handyertrag leisten konnte bis hin zu RAF Camora dem Millionär. In manchen Momenten noch immer unbegreiflich für mich.

„Du musst diese Taste drücken, dann die Nummer eingeben, die auf der Karte hier steht und dann diese Taste." Isabelle, die neben mir auf der Couch in meinem Studio sitzt, lehnt sich zu mir herüber. Der mir inzwischen so vertraute Duft von Gucci Bloom steigt mir in die Nase, ihre Schulter streift meine, mit ihrem Zeigefinger deutet sie auf die Tasten auf dem Handy und auf die Nummer auf dieser Telefonkarte auf meinem Schoß.

„Im Ernst?", gebe ich ironisch zurück. Isabelle grinst, öffnet den Mund.

„.. und wenn du jetzt „Nein im Dieter" sagst, dann schmeiß ich dich für heute aus dem Studio.", schiebe ich hinterher und sie schließt den Mund verzieht die Lippen zu einem kleinen Schmollmund und ich nehme ihre kleine Hand in die Meine.

„Spaßbremse. Joshi, sag was.", meint sie und ich muss auflachen. „Nein, ich muss ihm Recht geben. Der Spruch wäre unterirdisch gewesen.", steht mein Kumpel mir bei.

Ich tippe schnell die Tastenkombination ein, lache mich innerlich kaputt. Schlechte Witze machen können Isabelle und ich beide gut, ich bin froh, dass niemand mitbekommt, wie wir uns manchmal unterhalten, wenn wir unter uns sind. Beschissene Wortwitze, Ironie und Sarkasmus begleiten uns eigentlich täglich. Nach wie vor Lachen wir eine Menge zusammen und noch immer fühlt sich mit ihr alles so unendlich leicht an. Scheiße, sie ist eine verdammte Traumfrau.

Ich betrachte ihre Hand in der meinen, die Flügel des Raben auf ihrem Unterarm reichen bis fast zu ihrem Handgelenk, gestochen ist er in Form einen Aquarellbildes. Ich liebe dieses Bild auf ihrer Haut, obwohl wir uns unsere Raben unabhängig voneinander haben stechen lassen, obwohl sie unterschiedliche Bedeutungen für uns Beide haben fühlt es sich an, wie eine Verbindung. Ich drehe ihre Hand. Wahnsinn, wie klein sie neben der Meinen aussieht. Und wie viel schöner sie aussehen wird, wenn sie irgendwann einen Ring von mir daran trägt.

Raben  / RAF Camora / Bonez Mc/ Teil 1&2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt