Kapitel 31

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Kapitel 31


Raphael Ragucci


Stechend fährt der Schmerz mir durchs Knie und durchs Handgelenk, als ich auf dem harten Asphalt aufkomme. Mit mehr Glück als Verstand fange ich mich so ab, dass ich nicht mit dem Kopf aufschlage, der Motor des Rollers heult auf und das Gefährt schlittert ein paar Meter über den Boden, ich spüre ein brennen an meiner Hüfte, als ich auch ich ein Stück über den Boden rutsche, kann mir bildlich Vorstellen, wie der Stein meine Haut aufschürft.

Der Bruchteil von Sekunden und ich habe mich tatsächlich auf die Fresse gepackt. Verwirrt und benommen bleibe ich einen Moment auf dem Boden liegen, muss mich fangen, sehe Schuhpaare und Beine in meine Richtung kommen.

Schwarze Air Max tauchen in meinem Blickfeld auf, ich versuche, mich hochzudrücken. Der Schmerz in meiner linken Hand durchfährt mich so sehr, dass es mir beinahe die Schwärze vor die Augen treibt und ein Schmerzlaut entfährt mit unterdrückt.

„Ich habe es dir gesagt, du Depp.", höre ich die Stimme meiner Freundin, spüre einen Augenblick später ihre Hand auf meine Schulter. Warm, sanft, beruhigend.

„Digger, alles gut?", höre ich Bonez Stimme. „Ist er auf den Kopf gefallen?", höre ich Sale fragen. Sie stehen dicht bei mir.

„Klar ist er auf den Kopf gefallen. Sonst wär er nicht auf die Idee gekommen, Stunts mit dem Roller zu machen.", höre ich wieder die Stimme meiner Freundin. John und Sale müssen lachen, irgendwer hat sich darum gekümmert, den Roller abzustellen, es ist plötzlich irgendwie still, nur Bonez Musik schallt noch über die Straße.

„Willst du ihn nicht fragen, wie es ihm geht?", fragt John.

„Warum, er atmet doch noch.", gibt sie zurück. Ich hätte am liebsten gelacht, doch es kommt nur ein weiter, unterdrückter Schmerzlaut heraus. Sie ist ein Biest. Aber was anderes habe ich nicht erwartet.

Ich spüre ihre Hand an meiner Wange, flüchtig, sanft, das Gegenteil zu ihren Worten. „John, er kann sich nicht abstützen, hilf ihm mal hoch. Pass auf die Hand auf.", erkennt sie die Situation richtig. „Raphael, geht das? Hast du dir den Kopf angehauen?", fragt sie leise.

„Ja, geht. Meine Hand ist gefickt. Der Kopf ist okay.", presse ich hervor.

Blamage hoch tausend, als ich Johns Arme um mich spüre und er mir hilft, in eine sitzende Position zu kommen. Leichter Schwindel überkommt mich und ich atme tief durch. Bombe, die ganze Bande steht um mich herum und glotzt besorgt. Meine Freunde, die Hamburger, die Franzosen und Aylin.

„Jungs, könnt ihr mal eben eine rauchen gehen? Bis auf einen oder zwei?", höre ich Isabelle sagen und bin ihr unendlich dankbar. Diese Ruhe...ich liebe sie genauso, wie ihre andere Seite.

„Bitte. Blamage genug hier.", meine ich und die Truppe trollt sich ein Stück von uns weg, bis auf John und mein Kumpel Agic.

„Alles okay?", fragt Isabelle jetzt sanfter. „Wo hast du Schmerzen?"

„Knie, Hüfte und Hand. Letztes am meisten. Glaube, die ist gebrochen", antworte ich. Der Schmerz pocht, mein Daumen kaum noch zu bewegen. Die drei hocken neben mir, vorsichtig besieht Isabelle sich meine Hand.

„Das sieht durch aus.", diagnostiziert John. „Hier, trink einen."

Er reicht mir eine Flasche Whisky, ich nehme sie an und will sie an die Lippen setzen doch Isabelle ist schneller, windet sie aus meiner Hand und stellt sie hinter sich.

Raben  / RAF Camora / Bonez Mc/ Teil 1&2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt