Kapitel 30

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Kapitel 30


Raphael Ragucci


„Stell das Teil doch mal höher, mein Opa benutzt mehr Watt, als du und der ist über neunzig.", foppe ich Isabelle und trete in die Pedale des Indoor Bikes im hauseigenen Gym des Hotels. Sie sieht mich an, als wolle sie mich auf der Stelle umlegen.

Heiß sieht sie aus in den engen Sportklamotten, die sich präzise um ihre Kurven schmiegen, schwarz, von Nike und ihr Arsch sieht so bombe darin aus, dass ich sie am liebsten nicht aus dem Hotelzimmer gelassen und sie direkt noch einmal flachgelegt hätte. Aber dann hätte ich unseren Videodreh wörtlich abblasen lassen müssen. Haha, miesester Wortwitz des Tages geht schon um neun Uhr am Morgen am Raphael Ragucci.

„Was für Watt, Alter.", entfährt es ihr. Ich muss grinsen, da ist sie wieder, ihre Berliner Schnauze, die sie manchmal kein Stück halten kann. Die vergisst, dass sie eigentlich einiges an Eloquenz besitzt.

„Ich hasse diese...wie sagt ihr? Viehcherei?", flucht sie. Sie hat definitiv Kondition, sie ist auf jeden Fall absolut fit- aber Cardio findet sie scheiße, ich habe es begriffen. Beinahe sehnsüchtig blickt sie auf die Geräte zum Muskelaufbau auf der anderen Seite des Raumes.

„Viehcherei geschieht täglich.", meine ich nur und entlocke ihr ein Grinsen.

„Ihr Wiener habt sie nicht mehr alle. Viehcherei. Wer sagt sowas?" Isabelle im Pöbelmodus erlebe ich eher selten. Wenn dann aber richtig.

„Fünfhaus.", korrigiere ich.

„Ich bin aus Fünfhaus Bruder.", äfft sie mich nach, beinahe perfekt, nur die tiefe Tonlage schafft sie nicht so ganz. Und die Lyrics stimmen auch nicht.

„Sie ist aus Fünfhaus, Bruder. So geht der Text.",

„Leck mich."

„Heute Abend wieder, Chérie." Wir sehen uns an, sie grinst nur.

„Freu ich mich drauf.", gibt sie dann zurück und ich muss lachen. Verdammt, ich liebe, wie sie ist. Nie wirft sie mir mein Machogehabe vor, sie weiß, damit umzugehen. Wie viele Frauen mich schon für den Allerletzen gehalten haben, weil ich doch gern mal das Arschloch raushängen lasse. Wie viele Schlampen sich dadurch haben von mir ins Bett kriegen lassen. Sie ist völlig cool, solange es nicht an ihre Substanz geht.

„Raf, mein Schatz. Halbe Stunde Viehcherei reicht. Ich gehe jetzt zu den richtigen Geräten.", meint sie dann.

„Isi, mein Schatz. Mach 'n gescheites Cool Down. Und Cardio ist wichtig.", ich sehe sie an, der erwachsene Mann kommt in mir durch und am liebsten würde ich ihr jetzt ein Referat darüber halten.

„Carido ist scheiße.", meckert sie, verzieht die Mundwinkel hört aber auf mich und drückt die Tasten des Gerätes, um sich das Cool Down einzustellen anstatt einfach vom Fahrrad zu springen, wie sie es am liebsten gemacht hätte. Die letzen fünf Minuten zieht sie mit finsterem Blick aber konsequent durch.

Als das Gerät piept hört sie augenblicklich auf zu treten, greift sich das weiße Handtuch, welches sie sich hingehängt hat und wischt sich über ihr Gesicht. Ihr Haar ein wenig feucht, das Gesicht leicht gerötet und doch ist sie einfach nur schön.

„Bin dann mal weg.", grinst sie und steigt vom Bike.

Am liebsten hätte ich mich zurückgelehnt, um sie zu beobachten, doch wer über die Wichtigkeit von Ausdauertraining predigt, muss auch durchziehen. Eine halbe Stunde habe ich noch auf meiner Uhr- ich verstehe, dass es nervt. Doch allein aus beruflichen Gründen brauche ich eine gute Kondition. Denn rappen und gleichzeitig auf der Bühne herum springen wie ein Irrer kann schon anstrengen und wie das letzte Nilpferd ins Mikro schnaufen will ich auch nicht. Mal abgesehen, von dem gesundheitlichen Aspekt.

Raben  / RAF Camora / Bonez Mc/ Teil 1&2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt