Kapitel 23
Isabelle Sommer
Scheiße, und wie er mich kommen lässt.
Nie habe ich es nachvollziehen können, wenn mir jemand von Sex erzählte, der einen in andere Sphären katapultiert, einen ins Delirium schickt. Immer habe ich zügellose Leidenschaft als eine Erfindung von Buchautoren gehalten und mich immer gefragt, was diese Menschen fühlen, wenn sie davon sprechen. Von Sex, der mehr ist als das, was ich bisher kannte. Spaß, für den Moment ein gutes Gefühl, immer ein wenig die Kontrolle behalten, nie ganz in dem Gefühl versinken. Herausfinden, was sich gut anfühlt und wissen, was man tun muss, um zu kommen.
Nichts ist es in dem Vergleich zu dem, was Raphael mit mir anstellt. Vielleicht liegt es an dem Gefühl, an der Nähe zwischen uns, vielleicht daran, dass wir Mehr sind.
Ich will ihn so nahe bei mir, wie noch nie jemand anderen zuvor, bewege mich ihm entgegen, er ist über mir, in mir. Mein Nägel kratzen über seinen Rücken, seine Haut auf meiner, heiß, weich, wahnsinnig gut. Gleichzeitig spüre ich seinen beinahe stahlharten Körper, sehe das Spiel seiner Muskeln, das dunkle, beinahe schwarze Haar fällt ihm ins Gesicht, seine Stimme tief und rau an meinem Ohr. Er bringt mich an den Rand meines Verstandes und katapultiert mich darüber hinaus. Niemals hätte ich geglaubt, so etwas empfinden zu können, einem Menschen so nahe sein zu wollen.
Das Licht aus meinem Flur fällt in mein Schlafzimmer, als wir schließlich verschwitzt, ausgelaugt aber undendlich zufrieden und befriedigt auf meinem Bett liegen. Ich bin berauscht von Raphael, von den Orgasmen, die er mir beschert hat, mein Körper überreizt, empfindlich, wenn er mich jetzt zu sanft berührt. Wir liegen auf meiner Decke, völlig nackt und trotzdem ist mir wahnsinnig heiß. Ich liege halb auf ihm, ein Bein über den Seinen, seine Arme fest um mich geschlungen- noch nie habe ich mich irgendwo so geborgen gefühlt, wie bei ihm. Seine ganze Erscheinung, diese tiefe Stimme, wie er mich ansieht, er hat etwas Schützendes. Ich brauche noch immer keinen Beschützer für irgendwas. Aber wenn ich doch einen brauche möchte ich, dass er derjenige ist.
Mit einem Arm hält er mich, mit der anderen Hand streicht er mir beinahe zärtlich durchs Haar. Seine muskulöse Brust hebt und senkt sich gleichmäßig, noch ein wenig zu schnell, ich drehe meinen Kopf ein wenig, küsse ihn. Allein das Gefühl seiner Lippen auf den Meinen schießt den Wunsch nach Mehr durch meine Nervenbahnen, geballt sammelt sich das Kribbeln in meinem Unterleib. Ich könnte die ganze Nacht mit ihm hier so liegen und knutschen, kuscheln und mit ihm schlafen.
Wenn das bedeutet, dass ich mich verliebt habe, dann will ich dieses Gefühl doch.
„Chérie, ich glaube dein Bett ist im Arsch.", murmelt er dann träge. Hm. Ich erinnere mich, irgendwas hat vorhin mal geknackt, doch ich war irgendwo zwischen Himmel und Hölle. Keinen Bedarf gehabt, mich um solche Nichtigkeiten zu scheren, so völlig eingenommen in diesem süßen Gefühl eins mit Raphael zu sein.
Unter mir kann ich fühlen, wie die Matratze sich ein wenig zu tief absenkt. War wohl der Lattenrost.
„Egal.", gebe ich zurück, schließe die Augen, streiche über Raphaels Brust, spüre seine erhitzte Haut, das Haar dort. Verdammt, ich hatte mir mal geschworen das bei Männern unattraktiv zu finden- doch an Raphael gibt es nichts, was ihn weniger schön für mich macht.
Er lacht leise, verbirgt sein Gesicht in meinem Haar und für einen Moment bleiben wir so liegen, genießen das Gefühl, genießen uns und haben beide vergessen, dass wir eigentlich über tausend Dinge reden müssen. Doch all das ist gerade weggeschoben, irgendwo in die hinterste Schublade unserer Gedanken, zu sehr wollen wir beiden das Hier und Jetzt und ich hoffe, dass es nicht wie ein Kartenhaus über uns zusammen fällt, dass wir unsere wenige Zeit zusammen mit Sex verschwenden, anstatt zu reden.
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Raben / RAF Camora / Bonez Mc/ Teil 1&2
FanfictionTeil 2 Manchmal im Leben treffen Menschen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein können. Deren Werte und Normen völlig verschieden sind. Und trotzdem lohnt es sich, auch mal unter die Oberfläche zu schauen. Aylin trifft Bonez MC. Und verlie...