Kapitel 35

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Kapitel 35


Isabelle Sommer


In einem Zug parke ich meinen Panamera vor Raphaels Garagen. Drei Stück hat er gemietet, um seinen Fuhrpark unterzubringen. Der alte Alpha steht draußen, der Audi, der Ferrari und der Maserati sind hinter den weißen Rolltoren verborgen. Ich habe einen Moment überlegt-den Audi fährt er am seltensten, darum habe ich beschlossen, den zuzuparken. Ein mir unbekannter Audi Coupé steht rechts neben mir und ich frage mich, ob er Besuch hat. Von den anderen Hausbewohnern wird wohl niemand einfach so vor seiner Garage parken- wobei, so frech wie die Leute manchmal sind würde es mich nicht wundern.

Ich nehme meine Beiden Taschen vom Beifahrersitz, meine Handtasche und die größere Sporttasche mit ein paar Klamotte und anderen Utensilien darin, die ich brauche, wenn ich die nächsten Tage bei Raphael verbringe. Ich freue mich sehr darauf, Zeit mit ihm zu verbringen, er hat mir gefehlt.

Ich schultere meine Taschen, schließe meinen Wagen ab und mache mich auf den Weg zur Haustür. Natürlich habe ich keinen Schlüssel zu seiner Wohnung und muss klingeln. Das tue ich und es dauert einen Moment, bis Raphael mir öffnet.

Er sieht um einiges gestresster aus, als am frühen Nachmittag, sein Blick düster, seine Stirn in Falten gelegt. Er ist mal ohne seine Cap unterwegs, hat sein dunkles Haar mit einer Art Haarreif nach hinten frisiert, trägt Jeans und einen grauen Pulli, um seinen Mund ist ein ernster Zug gelegt.

„Hey.", sage ich leise. Er macht mir Platz und ich trete ein. „Hey.", gibt er zurück. Er lässt sich nicht fallen, wie sonst, als ich ihn küsse. „Was ist los?", will ich wissen, streichele kurz über seine Wange. Seine Hände liegen an meiner Hüfte, kurz streicht er darüber. Er ringt sich ein Lächeln ab- doch er lächelt anders als sonst. Viel weniger offen und befreit, als er es sonst tut.

„Wir haben unerfreulichen Besuch.", meint er düster. „Und sie geht nicht." Er nimmt mir meine Taschen ab, stellt sie neben seine Garderobe, ich ziehe meine Sneakers aus.

„Wer ist „sie"?", frage ich, nun auch meine Stirn in Falten gelegt. Ich sehe hoch zu ihm. „Und warum geht sie nicht?"

„Ria.", lässt er mich wissen und einen Moment arbeitet es hinter meiner Stirn. Ria, er hat mal von ihr gesprochen. Aber ich brauche einen Moment, um den Namen in einen Kontext einordnen zu können. Dann schalte ich.

„Was will deine Ex denn hier? Tut ihr alles Leid und sie will dich zurück?", frage ich direkt. Ich meine, was soll sie sonst hier wollen? Ich sehe Raphael an, seine Mimi spricht Bände. Er kann der Welt vielleicht etwas vorspielen, der kann von mir aus in der Öffentlichkeit den Harten mimen. Aber privat ist Raphael Ragucci viel leichter greifbar und zu lesen, als man glaubt. Er braucht nichts zu sagen, ich weiß, dass ich richtig liege mit meiner Vermutung.

Ich sehe auf, als ich das Klappern von Absätzen auf dem Parkett höre. Eine große, recht hübsche Frau taucht im Flur auf, kastanienbraunes Haar, braune Augen, die Nase könnte eine Korrektur vertragen. Sie ist schlank, elegant gekleidet, die Haut gebräunt. Ein ganz anderer Typ Frau, als ich es bin. Das Klischee der Freundin eines Rappers.

Vielleicht die Situation, in der andere Frauen einknicken, in der sie Panik bekommen. In der sie sich von der Größe und Schönheit dieser Frau beeindrucken lassen. Von dem süffisanten Lächeln auf ihren Lippen, als sie auf mich herunter sieht. Doch mich wird sie nicht einschüchtern, sorry. Vielleicht erwartet sie einen Aufstand, vielleicht hat sie gehofft, dass ich rückwärts wieder aus der Tür renne, wenn sie auf dem Flur auftaucht, als würde sie noch immer hier wohnen.

Doch auch ich weiß, was ich habe. Eine Sache davon ist eine gute Portion an Selbstbewusstsein, welche mVoich nicht einknicken lässt. Vor ihr brauche ich mich definitiv nicht verstecken. Zwar bin ich ein Stück kleiner- aber dafür ist meine Nase gerade. Haha.

Raben  / RAF Camora / Bonez Mc/ Teil 1&2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt