Kapitel 47

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Kapitel 47


Isabelle Sommer


„Gott sei Dank bist du wieder da. Fahr nie wieder wie so eine Verrückte. Ich hatte Todesangst um dich.", fährt er mich halb erleichtert, halb wütend an, als John und ich eine halbe Stunde später zur Bar zurück kommen.

Er saß an der Bar, auf sein Smartphone starrend, als wir die Bar betraten, ist aufgesprungen, als er uns sah und auf uns zugekommen. Er schließt mich in die Arme.

„Na, hast du deine Eier doch noch gefunden?", frage ich nur und erwidere seine Umarmung. Wahnsinn, wie gut dieser Mann riecht, ich liebe es selbst in diesem Moment, meine Nase im Stoff seines Hemdes zu vergraben und tief einzuatmen. „Sie ist weg.", stelle ich fest.

„Ich hab ihr gesagt, dass sie sich verpissen soll. Und Linda hat sie rausgeworfen.", antwortet er. Raphael sieht zerknautscht aus, irgendwie fertig. Bombe, das habe ich mir für ihn so gewünscht. Fast tut er mir Leid und ich bereue meinen Auftritt eben. Das war nicht ich, das war die Wut in mir. Ich zweifle nicht an Raphael und mir. Doch ich hasse es, dass ich weiß, dass Ria ihm nicht gut tut. Miststück, schade, dass ich ihr Keine geben konnte. Wahrscheinlich hat sie ihn getroffen, mit ihren Worten, die sie ihm so vor den Kopf geknallt hat. Seine Schwächen vor versammelter Mannschaft offen zu legen war nicht die feinste Art.

Vielleicht war es auch das, was mich schließlich zum ausflippen gebracht hat. Nicht nur Raphael, der nicht bestimmt sein konnte, nicht nur, dass sie den Abend kaputt gemacht hat mit ihrem Auftauchen. Sondern vor allem, dass sie es noch immer schafft, ihn fertig zu machen.

Jetzt, wo meine Wut verraucht ist, sehe ich klarer, sehe ich differenzierter.

„Sorry, dass ich ausgerastet bin. Ich hab mich zur Idiotin gemacht."

„Irgendwann platzt auch dir mal der Arsch.", antwortet er. Er nimmt mein Gesicht in seine Hände küsst mich sanft. Ich lasse es zu.

„Isa, alles okay?", Aylin und Linda kommen zu uns herüber, ich löse mich von Raphael, nicke.

„Sie wusste es von Max Freundin.", lässt Linda mich wissen. Ich sehe sie verwirrt an, habe gerade keine Ahnung, von wem sie spricht.

„Wer ist Max?", frage ich und sehe, wie Raphael sich die Haare rauft. „Ich hätte es ahnen können.", meint er. „Max, Kontra K. Der Typ, mit dem du dich nach dem Konzert im Club unterhalten hast. Er war es, der mir von deinen Jobs erzählt hat. Und seine Freundin war immer mit Ria befreundet."

Es fällt mir wie Schuppen von den Augen. Max, er stand sogar auf der Liste für heute Abend hatte aber als fast Einziger absagen müssen. Max war der, bei dem ich im Club damals das Gefühl hatte, er würde irgendetwas über mich wissen.

„Max wusste, wann und wo wir uns heute treffen.", lasse ich Raphael wissen. Klingt logisch, er hat es seiner Freundin erzählt und die hat es an Ria weitergetratscht. Zumindest die Lücke habe ich gefunden.

„Er würde mir nichts böses wollen.", meint Raphael. „Aber seine Freundin wird Ria alles erzählt haben.", spricht er aus, was ich gedacht habe und ich nicke.

„Aber am Ende ist es auch egal.", seufze ich. „Du musst endlich auf die Alte klar kommen. Wenn sie das nächste Mal auftaucht muss es knallen, Raphael. Und zwar deutlich. Ich mache das nicht nochmal mit."

„Ich weiß.", antwortet er nur.

Für einen Augenblick stehen wir vier schweigend in der Runde. Um uns herum geht die Party weiter, ich sehe John, der zu mir rüber sieht und mir ein Lächeln zuwirft. Es war gut, dass er da war, er hat mich herunter gefahren. Zum Glück, sonst hätte ich noch länger meinen Verstand verloren.

Raben  / RAF Camora / Bonez Mc/ Teil 1&2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt