Kapitel 2: Kindergarten

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„Schon wieder ein neues Buch?", fragte Ginny lachend und schüttelte den Kopf.
„Du solltest auch mal in die Bibliothek, da sind wahre Schätze drin", sagte Hermine und setzte sich auf ihr Bett.
Krummbein sprang auf und setzte sich auf ihren Schoß, schnurrte, als Hermine ihn anfing zu kraulen.
„Lass mal lieber, jedes Mal wenn ich auch nur in die Nähe des Raumes gehe, schleicht plötzlich Kreacher umher und guckt mich verächtlich an..", sagte Ginny und erschauderte bei dem Gedanken an den alten, runzligen Hauselfen.
„Sirius hat ihn verhext, weil er mich immer beleidigt hat, vielleicht hat er Angst, er kriegt nochmal einen Fluch ab", sagte Hermine und lachte leicht.
Eigentlich war sie ein Freund und Verfechter der Hauselfen, aber Kreacher verspielte sich jedes Mal ihren Respekt und ihre Sympathie.
„Snape ist auch schon da, oder?", fragte Ginny und sah auf Krummbein.
„Ja..", meinte Hermine und sah Ginny mit einem enttäuschten Blick an.
„Er ist einfach unerträglich... ich verstehe nicht, was er hier will.", sagte Ginny und schüttelte den Kopf.
„Dumbledores Entscheidung...", sagte Hermine unschlüssig und zuckte mit den Schultern. Ginny atmete tief durch und legte sich dann auf ihr Bett, sie war schon umgezogen und bettfertig.
Hermine lehnte sich an das Rückenteil des Bettes und nahm das Buch wieder, um dort weiter zu lesen, wo sie aufgehört hatte, als Molly sie unterbrach.
Ab und zu hörte sie laute Stimmen von unten, als würden sich die Ordensmitglieder streiten, meistens hörte sie Sirius der mit Professor Snape diskutierte, das ein oder andere Mal Remus, der dann sehr schnell von Snape abgewürgt wurde, was Sirius wiederum sehr provozierte und ihn dazu brachte verschiedene Beleidigen und Spitznamen an Snape zu richten. Molly versuchte die beiden Streithähne so gut es ging auseinander zu halten.
Was für ein Kindergarten, dachte Hermine und schüttelte den Kopf.
Nach einigen Stunden fielen Hermine langsam die Augen zu, das Buch war schwere Kost und es war ein langer Tag.
Sie legte das Buch mit letzter Kraft auf den Nachttisch neben ihrem Bett, von Ginny hörte sie schon seit langer Zeit ein leises Schnarchen, das Stimmengewirr in der Küche hatte sich derweil beruhigt.
Sie legte sich auf die Seite und schlief schnell ein.

Nach gefühlt fünf Minuten wachte sie wieder auf, sie sah auf die Uhr und erkannte, dass sie einige Stunden geschlafen hatte, sie fühlte sich trotzdem noch wie gerädert und setzte sich langsam auf, ließ die Füße auf die Erde und stand schlaftrunken auf.
Sie ging langsam durch das Zimmer, auf den Flur ins Bad. Sie ging zum Waschbecken, sah in den Spiegel, ihre Augen waren kaum geöffnet, so schwer waren sie.
Sie wusch sich ihr Gesicht, putzte sich die Zähne und zog sich dann ihre Alltagskleidung aus und ihren Pyjama an. Es war ein lockeres T-Shirt und eine kurze weite Hose, beides in einem ausgewaschenen hellblau gehalten, sie hatte den Zopf geöffnet und ließ ihren Locken die Freiheit, die sie forderten.
Sie wollte gerade aus dem Bad wieder in ihr Zimmer trotten, als sie von unten eine Stimme hörte.
Es klang nach Sirius, es klang so, als würde er sich mit jemandem unterhalten, auch wenn das Gegenüber ihm keine Antwort gab. Hermine rieb sich die Augen und ging leise die alten Holztreppen hinunter, lugte in die Küche, aber da war niemand mehr.
Das Treffen war offensichtlich beendet, sie ging zur nächsten Treppe und ging weiter nach unten, Sirius Stimme wurde lauter und Hermine konnte Gesprächsfetzen ausmachen.

„Ach James... ich wünschte du wärst hier... würdest uns helfen. Du und Lily ihr wärt wirklich eine große Hilfe, für mich, für Remus und vor allem für Harry.... Und vielleicht würde Schniefelus dann auch nicht mehr hier auftauchen...", hörte sie ihn sagen, sie lachte leise und ging näher zur Tür.
Er stand im Raum, mit dem einen Unterarm am Kamin gelehnt und sah in die Flammen. Er hatte sein Sakko ausgezogen und seine Weste war geöffnet, er wirkte etwas legerer als noch gerade eben. Er knöpfte die Ärmel seines Hemdes auf und krempelte sie bis zu den Ellenbogen hoch.
Hermine legte den Kopf schief, entweder lag es daran, dass sie einfach furchtbar müde war und noch etwas Schlaf in ihren Augen lag, oder diese Art von Kleidungsstil stand ihm einfach, aber er wirkte in diesem Moment wirklich gutaussehend.
Hermine wollte sich gerade umdrehen und wieder nach oben in ihr Bett gehen, als Sirius sie bemerkte.

„Was machst du hier?", fragte er sanft.
Sie gähnte leicht, „ich hab dich reden hören und ... entschuldige, ich wollte dich nicht belauschen.", sagte sie leise und Kopf schüttelnd.
Er seufzte, dann sah er wieder in die Flammen. Hermine konnte nicht anders, als leise in den Raum zu gehen und mit ein wenig Abstand vor Sirius stehen zu bleiben, „ist alles in Ordnung?", fragte sie leicht besorgt mit müder Stimme.
„Alles bestens", sagte er und schmunzelte sie an, „ich rede manchmal mit James... ich weiß er kann mich nicht hören und nicht antworten, aber es ist einfach eine schöne Vorstellung.", fuhr er fort.
Hermine zog eine Schnute und nickte langsam, „verstehe ich.", sagte sie und lächelte ihn verständnisvoll an.
„Ach du...", sagte er mit einem wehmütigen Lächeln, wandte sich vom Feuer ab und ließ sich auf das Sofa fallen, atmete laut auf und strich sich über das Gesicht.
Hermine sah zögerlich zu ihm, dann setzte sie sich ebenfalls auf das Sofa, seitlich neben ihn in eine Ecke gelehnt, die Knie zur Brust gezogen, sie lehnte den Kopf an das Polster des Sofas und gähnte wieder auf.

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