Kapitel 114: Der Halbblutprinz

1.7K 94 5
                                    


„Bist du jetzt völlig übergeschnappt?", fragte Severus an den Schulleiter gewandt, „Sie ist eine Schülerin! Du kannst aus ihr kein Ordensmitglied machen!"
„Warum nicht? Habe ich nicht genau so ein Recht für das Gute zu kämpfen?", wollte Hermine enttäuscht wissen.
„Wissen Sie eigentlich, was mit Ordensmitgliedern passiert, wenn sie erwischt werden? Sie werden gequält, misshandelt, getötet... wenn ein Todesser Sie in die Finger kriegt...", er schüttelte den Kopf, sah fassungslos zu Dumbledore.
„Severus...-", Dumbledore wurde von Hermine unterbrochen, die sich wütend vor Severus aufbaute.
„Wenn ein Todesser mich in die Finger kriegt, dann werde ich sowieso misshandelt und gequält. Ich habe keine Angst davor und ich werde mich nicht kampflos ergeben!", sagte sie aufgebracht.
„Miss Granger-"
„Professor Snape"
„Ihr grenzenloser Mut, die so geliebte gryffindor'sche Eigenschaft wird Sie noch ins Verderben stürzen...", das war das letzte, was er sagte, bevor er das Büro verließ.

„Warum will er mir immer vorschreiben, was ich kann oder nicht kann?", fragte sie wütend, mehr sich selbst, als Dumbledore.
„Er macht sich Sorgen, mehr Sorgen, als du dir vorstellen kannst.", sagte Dumbledore traurig.

Hermine ging wieder in ihre Räume, sie dachte darüber nach was Severus und Dumbledore gesagt hatten.
Severus war wirklich sauer, mehr noch als sonst, sie verstand nicht genau, was ihn so daran störte, dass sie jetzt ebenfalls ein Ordensmitglied war und sie verstand nicht genau, was Dumbledore damit meinte, dass Severus sich mehr Sorgen machte, als sie sich vorstellen konnte.
Sie seufzte auf, tigerte durch ihren Raum, sie wollte am liebsten zu ihm, wollte aber nicht durch das Schloss laufen und er würde vermutlich nicht zu ihr kommen heute Abend. Dann fiel ihr etwas ein, was Severus gesagt hatte.
‚Nur ein Ordensmitglied kann meinen Kamin kontaktieren', sie näherte sich ihrem Kamin, er vergrößerte sich automatisch, was er vorher noch nie gemacht hatte, sie trat ein, sprach ihr Ziel aus: Wohnzimmer Professor Snape.
Grüne Flammen legten sich um sie und keine Sekunde später kam sie hustend in seinem Raum an, stolperte aus dem Kamin und fiel ihm direkt in die Arme.

Er sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an, „sehr elegant", meinte er sarkastisch und setzte sie auf die Couch, ging zum Schrank und nahm sich ein Glas Whiskey, gab ihr ein Glas Kürbissaft.
„Warum bist du so sauer?", fragte sie, als sie das Glas entgegennahm.
„Weil du dich immer weiter in Gefahr bringst...", er schüttelte den Kopf, leerte das Glas in einem Zug und füllte sich nach.
„Ich passe auf mich auf..."
„Ich sehe, wie sehr du auf dich aufpasst..."
„Warum soll ich nicht für die Menschen kämpfen, die mir wichtig sind?"
„Der Orden bedeutet nicht einfach nur Kämpfen und Beschützen, sondern im schlimmsten Fall auch dein Leben zu geben...", meinte er, seine Stimme war eine Mischung aus sauer und enttäuscht.
„Das würde ich sowieso."

Er leerte das zweite Glas und lief durch sein Wohnzimmer, er konnte sich jetzt nicht hinsetzen, am liebsten wäre er nach draußen gestürmt, um durch den Verbotenen Wald zu laufen, frische Luft und ein Spaziergang lenkten ihn oft gut ab.
„Glaubst du ich würde Harry, Ginny oder Ron sterben lassen? Oder Remus und Tonks? Glaubst du ich würde dich sterben lassen?", sie drehte sich auf der Couch um und folgte dem Auf- und Ablaufen, er blieb ruckartig stehen und sah sie an.
„Du wirst nicht für mich sterben", sie wusste nicht, ob es eine Drohung oder ein Versprechen war.
„Wenn es nötig ist...", schob sie nach und nickte.
„Nein.", der dunkle Bariton hallte von den Wänden wieder, Hermine sah ihn unsicher an, „Bitte, versprich es mir.", flehte er.
„Ich werde dir nichts dergleichen versprechen.", sagte sie ruhig, „Vielleicht solltest du mir einfach versprechen, dich nicht töten zu lassen."
„Nichts liegt mir ferner als zu sterben... vor allem nicht jetzt.", er schmunzelte leicht zu ihr. Hermine stieg über die Couch, was er mit einer hochgezogenen Augenbraue kommentierte, und nahm ihn in den Arm. Er legte seine Arme um sie, vergrub sein Gesicht in ihren Locken.

---
„Hey Hermine! Frohes Neues Jahr!", rief Harry, als er einige Tage später den Gryffindorgemeinschaftsraum betrat, in dem Hermine bereits auf ihre Freunde wartete und sie in den Arm nahm.
„Dir auch ein Frohes Neues Jahr.... Euch auch!", sagte sie als Ron und Ginny den Raum betraten.
Ron lief eng umschlungen mit Lavender vorbei, die Hermine einen vielsagenden Blick gab, was Hermine nicht im geringsten interessierte.
Harry zog sie in eine Ecke, Ginny folgte den beiden.

„Tonks hat uns informiert über den Angriff... geht's euch wirklich gut?", fragte Hermine und sah zu Ginny und Harry.
„Ja, alles in Ordnung...", sein Blick glitt zu Ginny, die ihn anlächelte, „Aber was meinst du mit uns?", wollte er wissen.
Oh, man... wie kann man sich nur so verplappern....?, sie schlug sich innerlich vor die Stirn.
„Na den Orden... Hermine ist doch jetzt offiziell ein Mitglied des Orden des Phönix", sagte Ginny und sah sie wissend an.
„Woher weißt du das wieder?", fragte Hermine kopfschüttelnd, war aber froh, dass Ginny Harry ein wenig ablenken konnte damit.
„Remus und Tonks haben darüber diskutiert... Tonks fand es toll, Remus eher nicht.", sagte die Weasley lachend.
„Remus findet viele Sachen im Moment ganz und gar nicht gut...", sagte sie wieder gedankenverloren und hätte sich am liebsten wieder vor die Stirn geschlagen, sie konnte nicht so offen reden wie mit Severus, zum größten Teil, weil es Severus betraf.

Harry und Ginny sahen Hermine fragend an, diese schüttelte nur mit dem Kopf, „schon gut... und sonst, gibt's was Neues im Fuchsbau?", sie sah zwischen Harry und Ginny hin und her, natürlich sah sie die positive Spannung zwischen ihnen, sie fragte sich, wann Harry genug Mut zusammengekratzt hätte um Ginny den Hof zu machen und schmunzelte leicht.
„Och... alles beim Alten...", meinte Harry nervös, zog dann das zerschlissene alte Buch aus seiner Hosentasche und wollte darin lesen, stand auf und setzte sich auf das Sofa des Gemeinschaftsraums.

„Der Halbblutprinz", sagte Ginny leise zu Hermine, als Harry außer Hörweite war.
„Was?"
„Der Halbblutprinz... ihm hat das Buch gehört, was Harry die ganze Zeit liest... hast du schon mal etwas von ihm gehört?", fragte die Rothaarige nachdenklich und sah nach draußen.
„Sagt mir gar nichts", meinte Hermine traurig, „aber vielleicht kann ich etwas herausfinden...", sie lächelte Ginny an und nahm ihre Hand.
„Willst du eigentlich warten bis Harry den ersten Schritt macht oder ergreifst du die Initiative?", fragte sie fast beiläufig, Ginny errötete, „Nicht nur du kriegst Sachen mit, die dich nichts angehen", lachte Hermine, stand dann auf und verließ den Gemeinschaftsraum.

Sie ging in die Bücherei, versuchte etwas über den von Ginny erwähnten Halbblutprinzen herauszufinden, er musste unglaublich talentiert und mächtig sein, verbesserte Tränke ohne Probleme, konnte allem Anschein nach Zauber erfinden, ebenso wie Tränke.
Über so einen mächtigen Magier musste es doch Aufzeichnungen geben.
Sie ging durch die Reihen, tippte jedes Buch an, von dem sie dachte, dass es Informationen beinhalten könnte und zog weiter.
Hinter ihr schwebte ein Stapel verschiedenster Bücher, Zaubertrank-Bücher, Geschichte der Zauberei, Mächtige Zauberer und ihre Geschichte, Neue Zauber und ihre Tücken und viele ähnliche.
Sie setzte sich an einen Tisch in einer dunkleren Ecke, noch war die Bücherei leer und sie hatte Ruhe und Zeit die Bücher akribisch genau zu durchkämmen.
Buch nach Buch las Hermine, suchte nach Hinweisen oder Texten, aber nichts.
Das kann doch nicht sein, dass es keinerlei Informationen gibt, dachte sie und schlug ein weiteres Buch verzweifelt zu.

„Wie gehen Sie mit den Büchern um, Miss Granger?", kam es dunkel aus einer Reihe hinter ihr, Hermine musste sich einen erschrockenen Schrei verkneifen.
„Erschreck mich nich so!", zischte sie genervt und zog das nächste Buch zu sich.
„Was machst du mit den ganzen Büchern?", fragte Severus belustigt.
„Ich suche nach jemandem...", meinte sie fahrig und suchte die Seiten wieder ab.
„Vielleicht kann ich dir helfen... wen möchtest du finden?", fragte er schmunzelnd.
Hermine musterte ihn, er hatte recht, er hatte viele Informationen, vielleicht hatte sie Glück.
„Hast du schon mal etwas vom Halbblutprinzen gehört?", fragte sie leise.
Er presste die Kiefer aufeinander und starrte sie an.
„Severus?", sie versuchte in seine Augen zu dringen und ihn aus seiner Trance zu holen. Er nickte langsam.
„Ja... ich habe... schon einmal von ihm gehört.", sagte er langgezogen.

Schattenspiele Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt