Kapitel 57: Neugier

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„Du liebe Güte Harry, was machst du hier?", fragte sie erschrocken, als sie ihn erkannte.
„Gucken, wie es dir geht...", meinte er und musterte sie.
„Es geht mir gut", gab sie mit einem Lächeln zurück, Harry sah sie weiter skeptisch an, „du fängst schon an wie Sirius", sagte sie und verdrehte die Augen, „Professor Snape ist nicht ganz so schlimm, wie ihr immer denkt. Er kann auch netter sein..."
Harry gab ihr seinen altbekannten was-redest-du-da-Blick und schüttelte dann den Kopf, „Professor Snape ist nur nett, wenn er etwas will.", sagte er und erinnerte Hermine noch mehr an Sirius.
„Und was glaubst du will er von mir? Einer Muggelgeborenen, die er ja so hasst...", sie ließ die Frage offen stehen, er konnte ihr darauf keine Antwort geben, „.... Gute Nacht Harry.", sie ging in den Mädchenschlafsaal, legte sich ins Bett und dachte vor dem Einschlafen wie gestern auch an Professor Snape.

Es war der nächste Tag, 19 Uhr, Hermine klopfte freudig an seine Tür und wurde mit einem milden „Herein" ins Zimmer gebeten.
„Guten Abend Professor Snape", meinte sie freundlich, als sie die Tür des Büros wieder schloss.
„Guten Abend Miss Granger", sagte er samten als er von seinem Schreibtisch hoch sah, er musterte sie, ein kleines Lächeln schlich sich über seine Lippen.
„Sie werden mir heute bei einem Trank assistieren.", sagte er, als sie vor seinem Schreibtisch stand.
„Sehr gerne", meinte sie und ihr Lächeln wurde breiter.
Er stand auf, ging durch eine Tür zu seiner Linken in sein Privatlabor, Hermine folgte ihm. Er hatte schon alles vorbereitet.

„Können Sie sich denken, welchen Trank wir brauen werden?", fragte er, als er ihren neugierigen Blick bemerkte.
Sie dachte nach, „mh... die Zutaten sprechen alle für einen Wolfsbanntrank.", sie sah ihn mit großen Augen an.
„Sehr gut Miss Granger", er wandte sich der Arbeitsplatte zu, „ja... heute werden wir Lupins Lebenselixier brauen..."
„Der Trank ist sehr schwer, sind Sie sicher, dass Sie meine Hilfe dabei wollen?", fragte Hermine und sah ihn verwundert an.
„Miss Granger... Sie sind nach mir die wahrscheinlich fähigste Person in diesem Schloss einen solchen Trank herzustellen, Professor Dumbledore ausgenommen. Ich vertraue Ihren Fähigkeiten.", sagte er sonor, es hörte sich fast an wie ein Gebet.
Hermine glitt in Träumereien, „warum können Sie nicht auch zu anderen so nett sein?", fragte sie leise.
„Weil andere nicht halb so viel Talent haben wie Sie.", sagte er ebenso leise und gab ihr einen intensiven Blick.
Dann fing er an die Zutaten in den Kessel zu werfen.

Hermine beobachtete ihn und seine Handgriffe, sie wusste ja, dass er ein sehr guter Zaubertränkemeister und Zauberer war, aber seine präzise und akribische Arbeit imponierten ihr ungemein.
Die allgegenwärtige Konzentration, die im Raum förmlich greifbar war, war für Hermine ein Segen. Sie liebte es konzentriert und still zu arbeiten, etwas, was die meisten anderen ihrer Mitschüler nicht schafften.
Während einer Pause, in der sie auf den Trank warten mussten, lehnte sich Hermine seitlich an die Arbeitsplatte und musterte ihn.
„Augen auf den Trank Granger", sagte er mit einem leichten Schmunzeln, Hermine konnte ihre Augen trotzdem nicht von ihm nehmen.
„Sie sind kein schlechter Lehrer", sagte sie plötzlich, was ihn aufblicken ließ, „ich war nur so sauer an dem Abend. Sind kein schlechter Lehrer, Sie sind im Gegenteil einer der Besten hier, zumindest was das fachliche Wissen angeht.", schob sie mit einem Schmunzeln nach, „Beim Umgang mit Menschen..."
„Ich behandle jeden so, wie er es verdient hat.", meinte er offen heraus.
„Und wer bestimmt, wer was verdient hat? Sie?"
„Wer sonst?"
„Ich glaube Ihre Sichtweise ist manchmal ein wenig sehr subjektiv Sir.", meinte Hermine und sah ihn mit einem zerknautschten Gesichtsausdruck an.

Er schwieg und sah sie an, „jedem anderen würde ich für diese Unverschämtheit Punkte abziehen", sagte er drohend und langsam.
„Sehen Sie, Sie sind nicht objektiv.", meinte Hermine leise.
„5 Punkte Abzug für Gryffindor für diese Unverschämtheit", seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, Hermine starrte ihn an, dann fing sie laut an zu lachen.
„Hermine Granger lacht bei Punktabzügen...", meinte er ungläubig und schüttelte den Kopf.
„Vielleicht verdiene ich mir ja die 5 Punkte gleich wieder", meinte sie immer noch leicht lachend, es war fröhlich und befreit, etwas was in seiner Gegenwart eher unüblich war und so konnte er nicht anders, als sie fasziniert anzusehen.
Sie bemerkte seinen Blick und lächelte gütig.
„Augen auf den Trank, Professor", hauchte sie schmunzelnd und sah provokativ zum Gebräu vor ihnen.
Snape räusperte sich, dann wandte er sich ebenfalls wieder zu der Arbeitsfläche und rührte im richtigen Moment gegen den Uhrzeigersinn, der Trank verfärbte sich und er gab die nächste Zutat dazu. Hermine beobachtete die Geschehnisse aufgeregt, ihre Augen glühten vor Neugier.
„Miss Granger würden Sie mir noch die-", fing er an, als Hermine ihm schon die gewollte Zutat hinhielt. Mit einem prüfenden Blick sah er zur Zutat, dann zu Hermine und grinste, „Danke."
Hermine grinste ebenfalls und stellte sich nah an ihn, um den Effekt zu sehen, den diese letzte Zutat auf den Trank hatte.
„Nicht so nah", meinte er und schob sie vorsichtig etwas nach hinten, Hermines Gesicht war fast über dem heißen Trank, „Sie verbrennen sich sonst..."
Sie sah verlegen zu ihm und nickte, „Entschuldigung."
Er füllte den Trank in Phiolen ab, beschriftete sie und gab ihr die Fläschchen zum Verstauen in das Regal.
„Fünfte Reihe ganz links, nach dem Veritaserum", sagte er und säuberte die Arbeitsfläche magisch.
Hermine nahm die Phiolen und sah nach oben zur fünften Reihe, versuchte auf Zehenspitzen gestellt, das Regal zu erreichen. Er drehte sich um und sah ihren kläglichen Versuch, musterte sie.

Ihr Oberteil war durch das Strecken hochgerutscht und legte ein Stück Haut frei, ihre Beine waren durch die Streckung noch länger und der Rock, der sonst einen Großteil ihrer Beine verdeckte ließ ebenfalls die Haut der hinteren Oberschenkel aufblitzen. Neugierig ließ er seinen Blick über sie gleiten, etwas, was er sonst ebenfalls nicht tat, seine Schülerinnen lösten für gewöhnlich keine Gefühle in ihm aus; für gewöhnlich: Hermine schon.
Hermine gab weiter ihr Bestes das Regal zu erreichen, bis sie ein, „Stellen Sie die Phiolen einfach irgendwohin, ich werde sie schon finden", hörte und Snape schnell aus dem Labor schritt.
Hermine sah sich verwirrt um, er war schon wieder in seinem Büro, als sie die Phiolen auf den Tisch stellte und langsam das Labor verließ.
Er saß nah an seinem Schreibtisch und war über Aufsätze gebeugt. Sie spürte bis zur Tür des Labors wie angespannt er war und verstand den plötzlichen Gefühlswandel nicht.
„Sie können gehen.", schnarrte er und sah nicht mal vom Schreibtisch auf.
Sie seufzte und sah traurig auf ihn, seine linke Hand zitterte, sie musterte ihn und ging langsam zu ihm.
„Sir... tut... tut Ihr Mal weh?", fragte sie leise, sie sah besorgt auf ihn.
„Nein", sagte er gepresst und ballte die Hand zu einer Faust.
„Hab ich etwas falsch gemacht?", fragte sie traurig, sie wollte wissen, warum er wieder so kalt war.
„Nein", sagte er wieder gepresst und knackte mit den Fingern, als er seine Hand krampfhaft öffnete. Sie ging noch einen Schritt auf ihn zu und stand nah an seiner Seite, so nah, dass sie seinen Kräuterduft roch. Snape seinerseits roch ihren Blumenduft und verkrampfte sich wieder.

„Warum sagen Sie mir nicht die Wahrheit?", fragte sie leise, legte vorsichtig ihre Hand auf seinen Unterarm, Snape sah mit aufgerissenen Augen auf ihre Hand, Hermine nahm sie schnell wieder weg und ging traurig zur Tür.
„Moment", seine Stimme schnitt durch den totenstillen Raum, sie drehte sich erschrocken um, er kam mit schnellen Schritten zu ihr.

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