Kapitel 33: Weihnachtsgeschenk

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„Es reicht schon, dass Dumbledore es weiß...", meinte sie und schüttelte den Kopf.
„Hat er etwa was gesagt?", fragte Sirius interessiert.
„Er meinte nur, dass ich dir Zeit geben soll und dass du keinen Ärger bekommen wirst...", sagte sie mit zuckenden Schultern.
„Ihm bleibt wirklich nichts verborgen.", meinte Sirius, rutschte dann ein Stück nach vorne, setzte sich an die Bettkante, saß damit hinter Hermine und legte einen Arm locker um ihren Hals.
Sie spürte, dass er sich zu ihr beugte, sein Mund war nah an ihrem Ohr.

„Dann gib mir noch etwas Zeit... die klügste junge Hexe wird doch auf den weisesten Zauberer aller Zeiten hören..", flüsterte er, nahm die Haare zur Seite und gab ihr einen zarten Kuss auf den Hals.
Hermine grinste, lehnte sich an ihn und atmete tief ein.
Dieser warme holzige Duft umhüllte sie, beflügelte ihr Herz. Sie setzte sich etwas anders hin, suchte bei Sirius Halt und legte aus Reflex eine Hand auf sein Knie.
Sie spürte unter ihrer Hand, wie seine Muskeln sich anspannten, wie ein Blitzschlag, der seinen Körper entlang fuhr, spürte er die Wärme ihrer Hand an sich.

Sie drehte sich langsam zu ihm, so unendlich langsam, dass Sirius dachte sie wäre eingefroren in der Bewegung. Er merkte, wie ihm das Herz bis zum Hals schlug, wie er sie am liebsten gepackt und geküsst und noch einiges mehr mit ihr angestellt hätte. Er merkte, wie sich Gefühle in anderen Gegenden seines Körper breit machten, sie musste ganz eindeutig ganz schnell aus seinem Zimmer. Noch bevor sie sich komplett zu ihm umgedreht hatte und ihre Hand dabei ein Stück hochgerutscht war, durchschnitt er die angespannte Luft mit einer kratzigen Stimme.
„Hast du eigentlich ein Weihnachtsgeschenk für mich?"
Hermine hielt abrupt inne. Nein, hatte sie nicht. Warum hab ich daran nicht gedacht?, fluchte sie innerlich.

„I-ich muss es nur noch einpacken.", sagte sie stotternd, sie lächelte ihn nervös an, dann stand sie auf und verließ das Zimmer. Sirius atmete auf, ließ sich auf sein Bett fallen und schloss die Augen. Gerade nochmal gut gegangen, dachte er.
Hermine lief aufgeregt durch das Haus und suchte nach Tonks.
„Tonks? Tonks?", sie brüllte in jedes Zimmer, „Nymphadora!", sagte sie aufgebracht und halb verzweifelt.
Sie musste bis heute Abend noch ein Geschenk für Sirius finden.
„Nenn mich niemals... Nymphadora...", meinte Tonks angeekelt und bog um eine Ecke des Hauses.

„Da bist du ja! Tonks, wir müssen in die Winkelgasse, kann ich mit dir mitgehen?", fragte Hermine hoffnungsvoll.
„Eigentlich dürft ihr das Haus nicht verlassen... Anordnung von Dumbledore.", sagte sie und sah sie entschuldigend an.
„Ich brauche ein Geschenk für Sirius... ich hab es in der Schule völlig vergessen zu besorgen...", meinte Hermine und ließ sich unsanft gegen eine Wand fallen.
„Was willst du ihm denn schenken?", fragte Tonks.
„Ich weiß es nicht... irgendwie hat er schon alles... vielleicht... ein Medallion oder eine neue Taschenuhr?", fragte Hermine nachdenklich.
„Ich glaube es ist völlig egal, was du ihm schenkst.", meinte Tonks lächelnd.
„Gehst du mit mir?", fragte Hermine und musterte sie.
Sie atmete laut aus, „dann müssen wir dich äußerlich verändern... pack deine Sachen. Wir treffen uns unten.", sagte sie und grinste sie an.
Hermine rannte in ihr Zimmer, holte ihre Jacke und eine Tasche mit ihrer Geldbörse und rannte wieder den Flur entlang, die Treppe herunter und wartete an der Eingangstür auf Tonks.
Sie kam kurz nach Hermine, zog ihren Zauberstab und richtete ihn auf sie.

„Keine Sorge.. es tut nicht weh.", sie murmelte einen Zauberspruch und Hermine merkte, wie sich ihr Körper etwas veränderte. Sie wuchs ein kleines Stück, die lockigen Haare wurden zu schwarzer glatter Seide, die Form ihrer Augen veränderte sich ebenfalls.
Als Tonks fertig war, sah sie zufrieden auf Hermine, die nicht mehr wie Hermine aussah.
Sie gab ihr einen Spiegel und Hermine betrachtete ihr neues Erscheinungsbild.

Schwarze lange seidige Haare, dunkle Augenbrauen, ein ovales schmales Gesicht, eine kleine Stupsnase und dunkelrote volle Lippen. Ihre Sommersprossen waren verschwunden, sie hatte eine glatte, helle, makellose Haut.
Am meisten stachen ihre Augen heraus. Sie waren ein wenig runder, als ihre mandelförmigen Augen und die Farbe war tiefschwarz, sie glänzten aufgeregt in den Spiegel. Sie wirkte insgesamt ein wenig älter, als ihr 16-jähriges Ich.
„Ich... sehe... fantastisch aus", sagte sie mit veränderter Stimme und lächelte Tonks an.
„Dann lass uns gehen, bevor es jemand bemerkt.", meinte Tonks zufrieden und öffnete die Tür.
Sie gingen schnell hindurch und Tonks ließ leise die Tür wieder zugleiten.
Sie bot Hermine ihren Arm an, dann apparierten sie gemeinsam vom Grimmauld Place vor den Tropfenden Kessel um durch ihn zur Winkelgasse zu gelangen.
Tom der Wirt begrüßte Tonks und ihre unbekannte Freundin herzlich, sie gingen schnell durch das Wirtshaus durch die Hintertür und standen vor einer Mauer. Tonks hob ihren Zauberstab, tippte ihn gegen die Steine und die Mauer öffnete sich, sie gingen hindurch.

„Wo kann man denn am besten Taschenuhren kaufen?", fragte Hermine als sie durch die Winkelgasse liefen.
„Ich hab da so eine Idee", sagte Tonks und zog Hermine mit sich. Nach kurzem Fußweg standen sie vor einem kleinen unscheinbaren Laden in einer dunkleren Ecke.
„Es sieht zwar nicht schön aus, aber manchmal findet man wahre Schätze in dem Laden.", sagte sie und lächelte Hermine an.
Hermine nickte, die beiden gingen durch die Tür, eine kleine Glocke bimmelte und zeigte dem Verkäufer an, dass sein Laden betreten wurde.
Hermine sah allerlei Schnickschnack in den Regalen, viele glänzende und glitzernde Dinge, die Hermine noch nie gesehen hatte.
Ein großer, dickbauchiger aber sehr freundlich aussehender Mann betrat den Verkaufsraum und strahlte bis über beide Ohren, als er die beiden jungen Frauen sah.

„Guten Tag meine Damen! Wie kann ich Ihnen helfen?", fragte er mit einer angenehmen kehligen Stimme. Sein Gesicht wurde von einem langen Schnurrbart geziert, der beim Sprechen an den Enden zitterte.
„Guten Tag, wir suchen eine Taschenuhr oder ein Medallion, wenn Sie solche Dinge führen.", sagte Hermine und lächelte ihn an. Seine Augen blitzten auf, als er hörte wonach sie suchten.
„Aber sicher führen wir solche Schätze! Folgen Sie mir bitte!", flötete er melodisch durch den Raum. Hermine folgte ihm, Tonks sah sich weiter um.

Der Mann führte Hermine vor einen Schaukasten mit vielen verschiedenen Taschenuhren, große, kleine, lange, kurze, mit und ohne Verzierungen.
„Für welchen Anlass soll die Uhr denn sein?", fragte er und musterte sie.
„Es soll ein Geschenk sein... für Weihnachten", Hermine sah ihn schuldbewusst an, „es ist ziemlich spät, ich weiß.", sagte sie.
„Es ist erst dann zu spät, wenn es zu spät ist.", sagte er mit einem kleinen Lachen, er lächelte sie an. Hermine erwiderte den Blick.
„Also... ein Geschenk für Weihnachten..., für einen Mann oder eine Frau?", fragte er weiter.
„Für einen Mann", sagte sie.
„Bruder, Vater, Onkel oder mehr für einen Freund? Oder für eine Liebe?", fragte er und lächelte sie an.
Hermine dachte nach, „für einen lieben Freund", versuchte sie die Situation zu umschreiben.
„Ich verstehe", sagte der Verkäufer und nickte. Sein Blick sagte ihr, dass er es vermutlich tatsächlich verstand.
„Und wie ist er grob gesagt?"
„Er ist rebellisch, ein Kindskopf, sehr lieb und zuvorkommend und loyal... aber er kann auch beschützend und einnehmend sein. Eine sehr angenehme Person, in dessen Nähe man sich gerne aufhält.", sagte sie und nickte dabei.
„Scheint, als wäre er ein guter Mann", sagte der Verkäufer und zwirbelte sich den Schnurbart.
„Das ist er...", meinte Hermine und lächelte bei dem Gedanken an Sirius.

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