Kapitel 79: Harry und Snape

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Die Tür des Klassenzimmers flog auf und eine dunkle Gestalt rauschte in den Raum, der schlagartig verstummte.
Er drehte sich auf dem Absatz schwungvoll um, Hermine verdrehte innerlich die Augen, er musste einfach immer dramatische Auftritte hinlegen.
Sie sah ihn abwartend an, der strenge Blick, der durch die Reihen ging, verwandelte sich langsam in ein breites süffisantes Grinsen, es sah schon fast bösartig aus.

„Verteidigung gegen die Dunklen Künste", meinte Snape dunkel und verschränkte die Arme vor der Brust, „Sie sind also die besten Ihres Jahrgangs in diesem Fach...", fuhr er fort und zog eine Augenbraue nach oben, „wenn ich mir diesen Haufen hier so ansehe... bezweifle ich das stark und das werde ich Ihnen ebenso verdeutlichen.", sein Stimme wurde schneidend kalt, als er durch die Reihen sah und an Seamus, Luna und Ron hängen blieb.
Luna sah ihn recht freundlich an, Ron und Seamus eher ängstlich. Hermine schüttelte leicht den Kopf.

„Was ist das Wichtigste in einem Kampf?", fragte er und lehnte sich an seinen Schreibtisch, sah durch die Reihen.
„Der Angriff!", meinte Crabbe und stieß Draco in die Seite, dieser sah ihn nur genervt an.
Snape sah genauso genervt zu den Slytherins, zwang sich dazu ein kleines Lächeln auf die Lippen zu legen, „nicht ganz, Mr Crabbe."
„Die Verteidigung?", fragte Seamus leise und vermied es Snape direkt anzusehen.
„Angriff und Verteidigung laufen Hand in Hand", meinte Snape dunkel.
„Hätte Black sich mal besser verteidigt, oder Potter?", Goyle lachte höhnisch, Crabbe stimmte dem ekelhaften Lachen zu.

Sowohl Hermine als auch Harry versteiften sich, Hermine musste mit den Tränen kämpfen, was Snape nicht verborgen blieb.
„Mr Goyle, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was daran so komisch ist, dass sich Reinblüter gegenseitig umbringen. Vielleicht finden Sie bis zu nächsten Stunde heraus, ob sich in Reinblüter-Familien nicht doch eine Spur von Wahnsinn wiederfindet, ich denke, Sie können guten Gewissens Ihre Eltern dazu kontaktieren.", sein Blick war hasserfüllt, Harry und Hermine sahen ihn fast schon fragend an, Goyle duckte sich mehr und mehr weg, Draco hörte gar nicht zu, „Wie auch immer Sie zu diesen Dingen stehen, der Tod von Sirius Black ist ein Verlust für die Zaubererwelt. Er war der letzte einer langen Ahnenreihe, wie Sie wissen, war vor vielen Jahren ein Black der Schulleiter von Hogwarts. Die Linie der Blacks hat hiermit geendet.", er sah wieder streng durch die Reihen, „Das Wichtigste in einem Kampf", fuhr er wieder fort, „ist die Überraschung... dass der Gegner bis zum Schluss darüber unwissend bleibt, welche Zauber Sie benutzen. Ob Angriff oder Verteidigung...", sagte er langsam.

Er stand auf, zauberte den Schreibtisch nach hinten und vergrößerte die Fläche vor sich.
„Wir werden heute Non-Verbale-Zauber üben.", verkündete er und zog den Zauberstab, sein Blick flog wieder durch die Reihen, blieb kurz an Hermine hängen und blitzte sie an, er wusste, dass sie nonverbale Zauber konnte, hatte sie ihn überraschenderweise in Blacks Haus damals aus dem Nichts entwaffnet, auch wenn er ihr den Rücken zugekehrt hatte, sie hatte ihn kalt erwischt, das wollte er ihr nicht noch einmal zusprechen.
Sein Blick flog weiter, blieb an seinen Slytherins hängen, Crabbe und Goyle waren eine einzige Dummheit, von ihnen konnte er nicht einmal erwarten, dass sie einen geraden Zauber hervorbrachten.
„Mister Malfoy... würden Sie mich angreifen? Ich werde non-verbal reagieren.", kündigte er an.
Draco wirkte fast schon genervt, er stand auf, stellte sich in die Mitte des Raums und murmelte einige Worte, ein Stupor flog auf Snape, dieser musste sich nicht einmal anstrengen und blockte non verbal ab.
„Würden Sie sich vielleicht ein wenig mehr bemühen?", fragte Snape gereizt.
Malfoy blickte wütend auf, „Expulso", er zielte auf den Boden vor Snape, abgewehrt.
„Incarcerus", zischte Draco, abgewehrt. Snape lächelte süffisant.
„Reductio", allmählich wurde Draco sauer, abgewehrt.
Mit einem weiteren Schwenker von Snape flog Dracos Zauberstab durch den Raum und Draco nach hinten. Die Klasse blickte erschrocken auf.

„Wie Sie sehen, kann man sich nicht nur non-verbal verteidigen, sondern auch angreifen... etwas was Mister Malfoy nicht hat kommen sehen.", schnarrte Snape und lächelte wieder durch die Reihen.
Harry schnaubte auf, was Snape ruckartig zu ihm blicken ließ.
„Sie werden sich paarweise zusammen tun. Der eine verhext und der andere wehrt ab. Ohne zu sprechen.", bellte er.
Die Schüler stellten sich auf, Hermine und Neville, Ron und Harry, Dean und Seamus, die Slytherins unter sich. Snape lief durch den Klassenraum und beobachtete die lächerlichen Versuche.

Hermine schaffte es nach kurzer Zeit Neville abzuwehren, was Snape zwar registrierte aber nicht belohnte.
Sie sah ihn böse an und er sie.
Dann stellte er sich zu Ron und Harry, Ron verzweifelte grad an seinem Angriff.
Er war höchst bemüht nichts zu sagen, schaffte es aber nicht den Zauber nonverbal auf Harry zu feuern. Snape sah dem Ganzen eine Weile zu.

„Erbärmlich Weasley... lassen Sie es mich Ihnen noch einmal demonstrieren.", höhnte er, richtete seinen Zauberstab so schnell auf Harry, der blitzschnell reagierte und ihm instinktiv einen heftigen Protego entgegenbrüllte, ehe Snape seinen Zauber sprechen konnte.
Der Schutzzauber warf Snape aus dem Gleichgewicht und er prallte ziemlich hart und unsanft mit dem Rücken gegen einen Tisch, das Gesicht leicht schmerzverzerrt bevor er eine boshafte Maske wieder aufsetzte.
Die Klasse hielt den Atem an, beobachtete das Schauspiel.

„Hatte ich mich nicht klar genug ausgedrückt? Non-verbale Zauber..., haben Sie das verstanden Potter?", knurrte er.
„Ja.", gab Harry zurück.
„Ja, Sir.", meinte Snape und zog die Augen zu Schlitzen.
„Sie brauchen mich nicht Sir nennen, Professor.", meinte Harry, einige Schüler mussten sich ein Lachen verkneifen, Dean und Seamus grinsten hinter Snape zu Harry.
„10 Punkte Abzug für Gryffindor und jetzt verschwinden Sie aus dem Raum, ALLE!", brüllte er plötzlich los.

Hermine stand an ihrem Platz, alle anderen hatten fluchtartig den Raum verlassen, Harrys Aktion hatte allen noch einmal verdeutlicht, wie groß der Hass und die Wut auf Snape war, der Harry durchströmte.
Er hatte ihn mit seinem Protego so hart gegen seinen Schreibtisch befördert, dass Hermine die Schmerzen in Snapes Gesicht ablesen konnte, für alle anderen hatte er eine hasserfüllte Maske aufgelegt.
Sie wartete also bis sie alleine mit ihm im Raum war und schloss dann magisch die Tür.
„Was soll das Granger?", zischte er, als er die Tür ins Schloss fallen hörte und sich umdrehte.
„Geht es Ihnen gut?", fragte sie besorgt und ging zu ihm.
„Sieht das so aus?", fragte er böse und hielt sich den Rücken, „Potter....", knurrte er und lief leicht humpelnd die Treppen nach oben zum Büro.
Hermine folgte ihm mit einigem Abstand, sie hörte ihn in Schubladen kramen und lugte am Türrahmen vorbei, Snape nahm gerade einen Trank zu sich, die Schmerzen auf seinem Gesicht gingen langsam zurück.
Er zauberte sich einen Spiegel in den Raum, stand auf, stellte sich vor den Spiegel und zog seinen Umhang aus, schob die Robe nach oben und drehte sich seitlich zum Spiegel um seinen unteren Rücken zu betrachten.

Hermine keuchte erschrocken auf und hielt sich die Hand vor den Mund, sein Rücken war dunkelblau, man sah deutlich den Abdruck der Tischkante, in die er geschleudert wurde. Snape sah zu Hermine und schnaubte.
„Sie sind doch stolz auf Potter", meinte er verächtlich und ließ die Robe wieder sinken.
„Sie haben ihn überrumpelt, Sie wissen, dass Harry stark ist, allein durch die D.A. sind wir weiter, als andere Schüler...", meinte sie anklagend und lief in den Raum.
Er warf wütend die Phiole auf die Erde und ließ den Spiegel zerspringen, dann lief er zu einem Fenster und sah hinaus, atmete tief ein und aus.
Hermine seufzte auf, dann kniete sie sich hin und fing an die Scherben aufzuheben, sie achtete darauf, dass sie sich nicht schnitt und legte die großen Stücke auf einen Haufen. Snape drehte sich um, als er etwas klirren hörte.

„Was soll das wieder?", fragte er laut, was Hermine erschrocken aufblicken ließ, sie kniete ein Stück nach hinten und stöhnte schmerzerfüllt auf, sie kniete direkt in einer große Scherbe, das Blut floss schnell aus der Wunde.
Sie stützte sich ab um das Knie zu entlasten und erkannte, dass die Scherbe in ihrem Fleisch steckte, sie drehte sich leicht um sich hinzusetzen und fasste mit der rechten Hand in eine andere Scherbe.
Snape schnaubte genervt auf, ging dann mit schnellen Schritten zu ihr, beseitigte die Scherben auf der Erde und kniete sich zu ihr auf den Boden. Sie sah wehleidig auf ihre Hand und das Knie, das Blut floss immer noch.

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