Kapitel 49: Martyrium

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Der Neujahrs-Tag kam und Hermine und Sirius schliefen bis in die Mittagsstunden, es war still im Haus, noch war niemand wach.
Hermine wachte auf, weil sie ein merkwürdiges Poltern auf der Treppe neben Sirius Raum hörte, sie schlug langsam die Augen auf und sah verwirrt im Raum umher, dann ein weiteres Poltern. Sie rüttelte leicht an Sirius Arm, damit er ebenfalls aufwachte.

„Was ist?", fragte er erschrocken und zückte den Zauberstab.
„Sirius... da ist irgendetwas...", sagte sie leise und deutete auf die Tür.
Ein weiteres Poltern drang an ihre Ohren und Sirius stand auf, ging zur Tür. Hermine stand hinter ihm, wollte wissen, wer diese Geräusche verursachte.
Er öffnete vorsichtig die Tür und erschrak, lief aus seinem Raum zur Treppe. Hermines Augen weiteten sich, sie hielt sich die Hand vor den Mund.
„Meine Güte Schniefelus.... Was ist passiert?!", fragte Sirius besorgt und aufgebracht.
Snape lag blutend auf der Treppe, er war wohl auf dem Weg in sein Zimmer, aber die Kraft fehlte ihm. Er keuchte vor Schmerzen auf und zitterte leicht.
„Hermine hilf mir bitte", bat Sirius sie, er packte einen Arm, Hermine sollte den anderen nehmen und ihn stützen. Snape krümmte sich vor Schmerzen, als die beiden ihn hochhoben.
„Komm schon, einmal die Zähne zusammenbeißen", knurrte Sirius angestrengt, als sie ihn von der Treppe in sein Zimmer schleppten.
Er trat die Tür wieder zu, als sie im Zimmer waren.

„In den Sessel", dirigierte er Hermine und einige Schritte später, verfrachteten sie den verletzten Snape in Sirius' Sessel.
Hermine fummelte in seinen Taschen und suchte nach Tränken oder Medizin, die sie verwenden konnten. Sie fand Schmerztränke und eine Ampulle mit der Aufschrift „Diptam"
„Das kannst du auf die Wunden träufeln", sagte Sirius und zauberte Snapes Kleidung von seinem Körper, bis auf die Unterwäsche. Er hatte überall Schnitte und Wunden, mal tiefer mal oberflächlicher. Dunkle Hämatome zierten seinen Oberkörper, das Zittern und Zucken hielt immer noch an.
„Was hat er denn?", fragte Hermine besorgt, als sie die Lösung auf seine Wunden träufelte, die sich dadurch langsam schlossen.
„Er hat einen Cruciatus abbekommen.", stellte Sirius nüchtern fest, er atmete laut aus.
„Das ist ein Unverzeihlicher", sagte Hermine erschrocken.
„Er war bei einem Todessertreffen Hermine, bei diesen Treffen werden Leute gefoltert und getötet...", sagte Sirius aufgebracht. Sie schüttelte durcheinander den Kopf und behandelte ihn weiter. Als sie alle oberflächlichen Wunden, die sie sehen konnte, behandelte hatte, gab sie ihm den Schmerztrank.
„Wir müssen ihn hinlegen, er muss schlafen", sagte Sirius, er hob ihn mit ihr wieder hoch und brachte ihn zum Bett.
Als sie ihn hinlegten und Snape sich leicht auf die Seite drehte und wieder vor Schmerzen keuchte, sammelten sich Tränen in ihren Augen.

Sein kompletter Rücken schien verbrannt zu sein, die Haut verschmort und blutig, einige offene Stellen.
„Kreacher", sprach Sirius streng, kurz danach erschien der mürrische Hauself und sah seinen Herren gelangweilt an, „Apparier zu Albus Dumbledore, er muss sofort in dieses Zimmer kommen.", sagte er und fixierte ihn böse mit den Augen.
Der alte Hauself nickte und verschwand mit einem Schnipsen.
Wenige Momente später erschien sein Diener mit dem Schulleiter von Hogwarts.
„Was ist passiert?", fragte Dumbledore und sah zwischen Hermine und Sirius hin und her, er registrierte, dass beide nur in Unterwäsche vor ihm standen, ließ es aber unkommentiert so stehen.
Sirius zeigte sprachlos auf Severus, der in seinem Bett lag und immer noch starke Schmerzen hatte. Dumbledore lief eilig und besorgt zu ihm und betrachtete seine Verletzungen.
„Er war bei einem Treffen", sagte Hermine und Tränen liefen über ihre Wangen, sie hielt sich die Hand vor den Mund.
„Bei Merlins Bart...", sagte Dumbledore leise. Er nahm seinen Zauberstab und murmelte heilende Worte, strich leicht über die Verletzungen an seinem Rücken. Ganz langsam verschlossen sie sich, wurden etwas blasser, die Schmerzen, die man an Snapes Gesicht ablesen konnte, wurden langsam besser.
Hermine beobachtete jeden von Dumbledores Handgriffen und beruhigte sich langsam wieder. Sirius strich ihr mitfühlend über die Schulter.
„Er wird schon wieder", sagte er, als er sie ansah.

„Wann ist er hier angekommen?", fragte Dumbledore, als er fertig war ihn zu heilen.
„Vielleicht vor 10 Minuten", sagte Sirius und sah zu Hermine, diese nickte.
„Ich hab ein Poltern gehört und Sirius hat nachgesehen, wir haben ihn hier hingebracht, er hatte Diptam in seiner Tasche und einen Schmerztrank. Die Wunden an der Vorderseite habe ich mit der Lösung behandelt... aber", sie sah auf seinen Rücken und schüttelte den Kopf.
„Ist schon gut Hermine. Ihr habt alles richtig gemacht, auch wenn es gar nicht notwendig sein sollte. Tom scheint sehr aufgebracht zu sein...", meinte Dumbledore besorgt und sah auf Snape.
„Kann er hier bleiben bis er sich wieder bewegen kann, Sirius?", fragte Dumbledore.
„Ich kann ihn ja schlecht wieder auf die Treppe legen.", gab er zurück.
„Er sollte unter keinen Umständen alleine bleiben.", meinte der Schulleiter. Sirius nickte und sah wieder auf Snape.
„Eine Sache noch... das hier muss auch in diesem Zimmer bleiben. Wenn jemand erfährt, wie es Severus geht, wird es mit Sicherheit Unruhe im Orden geben.", er sah zu Hermine und Sirus. „Kann ich mich auf euch verlassen?"
Hermine nickte, Sirius tat es ihr gleich.
„Sir, haben sie vielleicht eine Salbe für ihn? Die Haut auf seinem Rücken wird bestimmt brennen und spannen...", sagte sie traurig.
„Ich muss zu Poppy... kann Kreacher mich begleiten und den Tiegel dann mitnehmen?", fragte Dumbledore Sirius.
„Ja natürlich... Kreacher, du hast ihn gehört. Geh bitte mit ihm mit und bring die Salbe zu uns.", sagte Sirius fahrig. Kreacher nickte, dann verschwanden Dumbledore und der Hauself.
Hermine ging zu Sirius und fasste ihn an der Schulter, er drehte sich zu ihr und nahm sie in den Arm.
„Ist alles in Ordnung bei dir?", fragte er.
„Mhh", kam zitternd von ihr.
„Komm, zieh dir erstmal etwas an.", er ging zu seinem Schrank und suchte ein großes T-Shirt für sie, sie zog es sich über und starrte auf Snape.
Kreacher erschien mit der Salbe, gab sie Sirius und verschwand wieder.

Er sah auf den Tiegel, dann auf Snape, dann zu Hermine.
„Würdest du?", fragte er sie und hielt ihr den Tiegel hin.
„Ich soll ihn eincremen?", fragte sie ungläubig. Sirius sah sie nur an, sie seufzte, nahm den Tiegel und ging langsam zum Bett. Sie kniete sich auf den Boden, öffnete ihn, tunkte ihre Finger in die Salbe und verteilte sie vorsichtig auf Snapes Rücken.
„Er glüht", hauchte sie und starrte ungläubig auf die geschundene Haut. Vorsichtig strich sie immer weiter immer mehr Salbe auf die geheilten Wunden und schüttelte fassungslos den Kopf. Sie schluckte.

So etwas hatte Snape nicht verdient, er brachte sich schon genug in Gefahr für sie alle, jetzt wurde er so von seinem Lord bestraft und misshandelt.
Als sie fertig war, stand sie auf und setzte sich auf den Sessel, hielt sich die Hände vor ihr Gesicht und weinte.
Sirius ging zu ihr, kniete sich vor den Sessel und zog sie in seine Arme.
„Ist schon gut", sagte er und strich ihr beruhigend über den Rücken.
„Wie kann er so grausam sein? Was hat Snape denn gemacht, dass er so bestraft wird?", fragte sie mit brüchiger Stimme.
„Dafür gibt es keine Erklärung, die gut genug wäre...", sagte Sirius, seine Stimme war gepresst.
Auch wenn er und Snape nie die besten Freunde waren und vermutlich auch nie werden würden, das hatte selbst er nicht verdient. Sirius wusste, dass Snape damals in Lily verliebt war, er konnte sich nur ungefähr ausmalen, wie er reagiert hatte, als er von ihrem Tod erfahren hatte, selbst wenn er damals ein Todesser war.
Er hatte geliebt, bevor er sich dem Dunklen Lord anschloss und deswegen konnte Sirius ihm die Gefühle für Lily nicht abstreiten.

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