Kapitel 50: Kälte und Dunkelheit

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Für Sirius selbst war damals eine Welt zusammengebrochen als er von dem Tod seines besten Freundes und seiner Frau erfahren hatte. Dass er vom Zaubereiminister für den Tod der beiden verantwortlich gemacht wurde und viele dunkle Jahre in Askaban hatte büßen müssen, für eine Tat, die er niemals ausgeführt hätte, trieb ihn nahe an den Wahnsinn.
Vielleicht war es für Snape genauso, vielleicht noch schlimmer, Sirius wusste es nicht und wollte es ehrlich gesagt auch nicht herausfinden.

Er versuchte diese Gedanken tief in seinem Kopf zu vergraben, er konnte an der Vergangenheit sowieso nichts mehr ändern. Er musste nach vorne sehen und vor ihm saß eine aufgelöste junge, wunderschöne Frau, die ihm sehr zugetan war.
„Hermine, wenn du willst bleibe ich erstmal hier und du kannst dich ausruhen, oder etwas essen.", sagte er besorgt und mitfühlend.
„Ich brauche mal frische Luft", sagte sie nickend.
Er lächelte sie an, half ihr aufzustehen und strich über ihre Wange. Er schwang kurz den Zauberstab und sie war komplett angezogen. Hermine legte ihren Kopf in seine Hand und schloss die Augen, dann ging sie zur Tür und verließ ohne sich noch einmal umzudrehen seinen Raum.

Sie lief schnell die Treppen nach oben zum Dachboden des Hauses, ging durch die Tür, die ihr Sirius gestern Nacht gezeigt hatte und stolperte auf das Dach des Hauses.
Eine recht kühle Brise legte sich um sie, verwuschelte ihre Haare und füllte ihre Lungen mit Luft.
Sie atmete tief ein und aus und blickte nach oben in den strahlend blauen Himmel, die Sonne konnte wolkenlos auf die Erde scheinen und sie leicht erwärmen.
Der Schnee auf dem Dach glitzerte unter den Strahlen und reflektierte die Helligkeit. Dieser friedliche Moment stand im totalen Kontrast zu dem Alptraum in Sirius Raum und der Dunkelheit in diesem Haus.
Sie verstand Sirius nun immer besser, wenn er sagte, dass dieser Ort trostlos und grausam war. Egal wie viel Licht durch die Fenster flutete, eine gewisse Dunkelheit lag trotzdem über dem Grimmauld Place und den Bewohnern.

Sie befreite eine kleine Stelle von Schnee, setzte sich auf den gefrorenen Boden und lehnte sich an die Tür zum Dachboden. Nach wenigen Minuten fing sie an zu zittern und zu frieren, aber sie konnte sich nicht aufraffen. Sie wollte nicht wieder in dieses Haus, diesen Raum.
Sie wollte den verletzten Professor Snape nicht sehen, es tat ihr in der Seele weh und erschütterte sie zutiefst.
Als die Kälte so weit in ihr Fleisch schnitt, dass es Hermine weh tat, rappelte sie sich langsam auf und ging zitternd wieder zurück, doch selbst als sie wieder im Haus war, wurde ihr Körper nicht warm.
Die Kälte blieb in ihren Gliedern und sie kämpfte sich die Treppen herunter, sie sah Sirius Tür und lief daran vorbei, weiter nach unten zur Küche.
Hermine holte ein Tablett aus einer Ecke und kochte Tee, holte Tassen, stellte einige übrig gebliebene Reste vom Essen darauf und ging zitternd wieder nach oben.
Oben angekommen drückte sie die Klinke mit ihrem Ellenbogen herunter und schob sich rückwärts in Sirius Zimmer. Er hatte sich angezogen und saß im Sessel, beobachtete Snape.

Er ging ihr entgegen, als er erkannte, dass sie vollgepackt in seine Räume ging, legte die Hände an das Tablett und wollte es ihr abnehmen, als er dabei an ihre Hände fasste und merkte, wie kalt sie waren.
„Wo warst du?", fragte er entgeistert.
„Auf dem Dach... ich brauchte frische Luft", sagte sie leise und seufzte, als sie Snape in seinem Bett liegen sah.
„Komm, setz dich erstmal hin und trink einen Tee.", sagte Sirius, ließ das Tablett durch den Raum schweben und setzte sie in seinen Sessel. Er holte ihr eine warme Decke und legte sie ihr über, strich über ihre Wange, die ebenfalls eiskalt war.
„Hat er sich schon mal bewegt?", fragte sie leise, als sie an ihrem Tee nippte.
„Nein... er schläft tief und fest. Vielleicht ist das auch besser.. ich glaube er hätte starke Schmerzen, wenn er wach wäre."
Hermine sagte nichts, sie schluckte nur, trank ihren Tee und wartete gespannt mit Sirius ab.

Die Stunden vergingen, die Sonne ging langsam wieder unter, als es im Haus langsam wieder munterer wurde. Hermine hatte sich auf den Boden gesetzt, Sirius wieder in den Sessel.
Nach einer Ewigkeit des Wartens, atmete Snape tief ein und aus und drehte sich langsam, was sofort mit einem Keuchen kommentiert wurde. Hermine stand schnell auf, sah zu Sirius, der ebenfalls aufgestanden war.
Sie gingen zum Bett, Snape öffnete langsam seine Augen, sein Gesicht war schmerzverzerrt.

„Ich bin offenbar nicht in meinem Zimmer"; sagte er dunkel mit zusammengepressten Zähnen.
„Nein Schniefelus.. wir haben dich auf der Treppe gefunden und hier hin gebracht. Dumbledore weiß Bescheid.", meinte Sirius, er war besorgt.
Snape knurrte auf.
Jede Bewegung tat ihm weh und zu viel Bewegung ließ die Haut an seinem Rücken wieder aufreißen.
„Bei Merlin, was ist passiert?", fragte Sirius anklagend.
„Das willst du nicht wissen", sagte er dunkel und gefährlich, „dann kannst du nachts nicht mehr schlafen.... und sie sowieso nicht", er sah zu Hermine.
Hermine schluckte, nahm den Tiegel vom Tisch, ging zu ihm.
„Können Sie sich etwas drehen?", fragte sie vorsichtig.
„Warum sollte ich das machen?", giftete er sie an.
„Meine Güte Schniefelus, tu doch einmal das, was man dir sagt und hör auf hier rumzustänkern. Sie will dir helfen. Oder soll ich dich eincremen?", fragte Sirius und sah ihn an.
Snape schloss die Augen, seufzte leicht auf und drehte sich dann unter Schmerzen auf die Seite.

„Ich werde mich mal unten blicken lassen... und ich hol dir eine Suppe.", sagte er, sah zu Severus, nickte Hermine zu und verließ den Raum.
Hermine atmete tief ein und aus, tunkte die Finger in die Salbe und strich mit zitternden Fingern über die Haut am Rücken.
Er knurrte immer mal wieder auf und krallte sich in die Bettdecke oder das Laken.

„Entschuldigung...", sagte sie leise und traurig.
„Es ist nicht Ihre Schuld, dass ich Schmerzen habe", sagte er mit zusammengepressten Kiefern.
Als sie fertig war, schloss sie den Tiegel und stellte ihn wieder auf den Nachtschrank.
„Würden Sie vielleicht zur anderen Seite kommen?", seine Stimme war leise.
„Wieso?", fragte sie ängstlich.
„Ich kehre meinem Gesprächspartner ungern den Rücken zu, das gehört sich nicht.", meinte er erklärend.
Severus Snape spricht über Manieren?, fragte sie sich und schüttelte den Kopf, erfüllte ihm aber den Wunsch und umrundete das Bett, stellte sich ihm gegenüber.

Sein Gesicht war kreidebleich, die Schmerzen, die er hatte, standen ihm immer noch ins Gesicht geschrieben.
„Sie dürfen sich ruhig auf das Bett setzen, ich denke Black hat nichts dagegen, wenn Sie in seinem Bett liegen."
Hermine musterte ihn, dann setzte sie sich langsam hin, sie sah ihn schüchtern an, wandte dann den Blick ab.
„Das ist eine Genugtuung für Sie, oder?", seine Stimme triefte vor Sarkasmus.
„Sir?"
„Mich so leiden zu sehen, das ist nur fair, nach allem, was ich Ihnen, Weasley und Potter schon angetan habe", ein bitteres Lächeln legte sich auf seine Züge.
„Sowas hat niemand verdient... zumindest nicht Sie", sagte sie fassungslos, sie war sauer und traurig, dass er so von ihr dachte.
„Sie können ruhig ehrlich sein. Ich kann es verkraften.", meinte er und musterte sie, schob sich ein wenig nach oben und keuchte wieder auf.
„Ich bin ehrlich! Warum sollten Sie so etwas Grausames verdient haben?", ihr Augen glitten schnell über sein Gesicht, sie suchte eine Antwort auf ihre Frage, „Vielleicht glauben Sie selbst, dass Sie es verdient haben..." sagte sie leise.
„Sie wissen nicht, was Sie reden...", er senkte den Blick, Hermine sagte nichts. Sie legte sich nach einiger Zeit mit genügend Abstand ebenfalls ins Bett, langsam wurde sie müde und Sirius kam immer noch nicht.

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