Kapitel 99: Anspannung

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„Was Sie sind...", wiederholte sie und schnaubte, „Sie sind mein Professor", legte den Kopf schief, „und ein Mann, mit dem ich gerne intim bin", fuhr sie schmunzelnd fort, „aber vor allem sind Sie... mir ein Freund geworden. Sie verstehen mich, wenn ich mich selbst nicht verstehe. Sie beschützen mich, sind für mich da, Sie geben mir Ihre Kleidung", sie lachte und sah an sich herunter.
„Es ist ein wenig zu groß", meinte er und musterte sie.
„Nur ein wenig", gab sie ironisch zurück, dann lehnte sie sich wieder an ihn und legte ihre Arme um ihn, atmete tief ein und aus.

Langsam legte er ebenfalls seine Arme um ihre Schultern und drückte sie leicht. Hermine grinste unbemerkt an seiner Brust, sie freute sich, dass er diese kalte Maske langsam ablegte und sich emotional ein wenig mehr auf sie einließ.
„Professor Snape?", sie wartete auf eine Reaktion.
„Ja?", fragte er leise zurück.
„Vertrauen Sie mir?", sie wusste, dass es eine heikle Frage war, konnte er überhaupt jemandem vertrauen?
Er schwieg eine lange Zeit, er musste sich selbst über die Antwort klar werden, das war keine einfache Frage, nicht für ihn.

„Das... kann ich nicht so einfach beantworten...", fing er dunkel und langsam an, „ich vertraue mir selbst nicht...denke ich. Meine Aufgaben... lassen mich an mir selbst zweifeln."
„Wie können Sie so selbstsicher auftreten, wenn Sie sich selbst nicht trauen?", fragte sie verwirrt.
„Ich vertraue meinen Fähigkeiten, aber nicht meinen Gefühlen... Emotionen täuschen uns, verschleiern unsere Sinne, machen uns schwach. Ich stehe jeden Tag vor der Frage, wie ich mich geben soll. Sie lösen etwas in mir aus, was ich schon sehr lange nicht mehr gefühlt habe. Ich weiß nicht, ob ich dem nachgeben soll...", sagte er offen, Hermine vermutete, dass es der Whiskey war, der wieder aus ihm sprach und seine Zunge lockerte.
„Ich denke... es ist einen Versuch wert...", meinte sie vorsichtig.
Er lachte kehlig auf und drückte sie kurz, „Sie kriegen wohl nie genug..."

Hermine sah auf, seine Lippen waren durch ein freundliches Schmunzeln geschmückt, sie konnte sich nicht zurückhalten und zog seinen Kopf schnell zu sich herunter, legte ihre Lippen auf seine, drückte sich ihm entgegen und küsste ihn leidenschaftlich.
„Nein... von Ihnen kriege ich nie genug.", nuschelte sie glücklich an seine Lippen, „Kann ich nicht hier bleiben?", fragte sie hoffnungsvoll, „Es sind doch Ferien..."
„Sowas fangen wir gar nicht erst an... nachher können Sie nicht mehr ohne mich einschlafen und dann fallen Ihnen im Unterricht die Augen zu.", meinte er und zog eine Augenbraue nach oben. Hermine sah ihn schmollend an.
„Auch nicht mit diesem Blick.", knurrte er dunkel und biss ihr leicht in den Hals, was sie auflachen ließ.
Er stöhnte plötzlich schmerzerfüllt auf und löste sich von ihr, hielt seinen linken Arm.
„Ich muss los", sagte er gepresst, „ziehen Sie sich an und gehen Sie in Ihre Räume.", meinte er angespannt, ging dann in sein Schlafzimmer, holte seine Robe und seine Maske und lief hastig zurück ins Wohnzimmer, „Bitte!", meinte er nochmal, Hermine nickte traurig, dann war er weg, die Tür fiel ins Schloss.

Sie ging durch das Schlafzimmer ins Bad, wollte sich gerade das Hemd ausziehen und ihr Kleid wieder anziehen, als sie inne hielt. Sie wusste nicht, in welcher Verfassung er wiederkommen würde, sie hatte Angst, dass es so war wie an Neujahr.
Sie ließ das Kleid wieder auf den Boden fallen, zog ihren Bh aus, ließ das Hemd an und ging wieder zurück ins Schlafzimmer. Sie sah auf das Bett und seufzte, dann krabbelte sie hinein, zog die Decke über sich und legte den Kopf auf die Kissen.
Es roch nach Kräutern, sie lächelte, dann wurde sie schnell vom Schlaf übermannt.

Nach einigen Stunden kam Snape von dem Todessertreffen zurück, ein Cruciatus steckte ihm in den Knochen, den der Dunkle Lord wie immer an seinen Anhängern auslebte.
Er war dieses Mal noch glimpflich davon gekommen, weiß Salazar, wie er das geschafft hatte.
Er betrat seine Räume und spürte sofort eine weitere Präsenz, seine Sinne waren nach einem Todessertreffen noch geschärfter und alarmierter, als sowieso schon.
Mit gezücktem Zauberstab ging er durch seine Räume, Wohnzimmer und Labor hatte er schon kontrolliert, er ging in sein Schlafzimmer und erkannte jemanden in seinem Bett liegen, erhellte den Raum und sah seine schlafende Schülerin. Er atmete erleichtert und verzweifelt aus.
Nie kann sie machen, was man ihr sagt...., dachte er sich und ließ den Zauberstab sinken. Ging ins Bad, zog sich die verhasste Todesserrobe aus, verstaute die Maske in seinem Schrank und legte sich im Pyjama in sein Bett, er ließ bewusst ein wenig Abstand zwischen sich und Hermine und drehte ihr den Rücken zu.
Er schlief nur langsam ein, zu prägnant und intensiv war das eben erlebte, er zauberte sich eine Phiole für traumloses Schlafen, trank sie und glitt schnell in einen traumlosen aber nicht gerade erholsamen Schlaf.

Am nächsten Morgen wachte Hermine relativ früh auf, sie sah sich kurz um, orientierte sich und lächelte, dann erkannte sie, dass Snape wieder da war und neben ihr lag, auf dem Rücken. Sein Gesicht wirkte fahl, dunkle Schatten lagen unter seinen Augen, die Züge angespannt.
Sie musterte ihn, er nahm tiefe Atemzüge, die Hände lagen locker neben ihm im Bett. Hermine strich vorsichtig über den Handrücken, über die Adern, die sich auf seiner Hand abzeichneten und sich hoch auf seinen Unterarm zogen.
Die Berührung weckte ihn, blitzschnell zog er seinen Zauberstab, drehte sich zu Hermine und richtete ihn auf sie.
„Ich bin es nur", hauchte sie erschrocken und mit geweiteten Augen, hielt die Hände vor sich.
Er knurrte dunkel und musste sich erst einmal orientieren, die Anspannung fiel nach und nach von ihm ab, er ließ sich zurück in die Kissen sinken und legte seinen Zauberstab auf den Nachtschrank, strich sich über die Augen und atmete tief durch.
„Habe ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollen in Ihre Räume gehen?", fragte er sauer und ballte die Hände zu Fäusten.
„Tut mir leid", flüsterte sie traurig, Tränen stiegen in ihre Augen.
Er sah zu ihr und hatte gleich wieder ein schlechtes Gewissen.
„Entschuldigen Sie... ich bin es nicht gewohnt, dass jemand neben mir liegt.", meinte er leise und dunkel. Sie legte ihre Hand wieder vorsichtig an seine, er seufzte.
Sie drehte sie um und strich über seine Handinnenfläche, über seine Finger und sein Handgelenk.

„Warum machen Sie das?", fragte er kühl, ließ sie aber gewähren.
„Ich fasse Sie gerne an", sagte sie leise.
„Das weiß ich..."
„Sie mich nicht?", fragte sie schmunzelnd. Er sah zu ihr und zog eine Augenbraue nach oben.
„Doch."
Sie strich weiter über seinen Arm, strich über seine Brust und robbte sich weiter zu ihm. Sie knöpfte langsam den Pyjama auf und fuhr über seine nackte Haut, strich hoch zu seinem Hals und versuchte seinen Kopf zu ihr drehen, wollte ihn küssen.
Er befreite sich aus ihrem Griff und setzte sich schnell auf, presste die Kiefer aufeinander und spannte sich an, saß mit dem Rücken zu ihr. Sie setzte sich ebenfalls auf, krabbelte zu ihm und legte ihre Hände an seine Schultern, was ihn aufzucken ließ.

„Warum sind Sie immer so angespannt?", fragte sie leise an sein Ohr.
„Weil ich immer aufmerksam sein muss. Ich muss auf alle aufpassen. Potter, Weasley, Sie, Dumbledore...", sagte er genervt.
„Ich passe jetzt auf Sie auf.", flüsterte sie und küsste seinen Hals, wollte den Pyjama von seinem Körper ziehen, als er seine Hände an den Stoff legte und ihn anbehielt.

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