Kapitel 122: Die Wahrheit über Ariana

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Langsam, aber sicher nahmen die Pläne Form an, sie hatten einen weiteren Horkrux zerstört und Fred und George saßen mit Slughorn an dem Tagtraum, der eine realistische Erinnerung erzeugen sollte, die Voldemort dann glauben müsste.

Die Wochen vergingen recht schnell und einige Male versuchte eine Gruppe von Todessern das Schloss zu betreten.
Aber Hogwarts wurde durch die Macht von Dumbledore geschützt, das Verschwindekabinett im Raum der Wünsche wurde von den Auroren des Ministeriums ungesehen in das Ministerium gebracht, das ein- oder andere Mal wollte ein Todesser damit nach Hogwarts reisen um die Schule einzunehmen, landete dann aber in einem speziellen Raum überwacht von Auroren, unter anderem auch Tonks und Remus, die die Todesser dann festnahmen und nach Askaban brachten.

Für einen heraufziehenden Krieg war es erstaunlich ruhig, alle waren höchst konzentriert, wollten den Schrecken, den Voldemort weiter herauf beschwor gar nicht erst in ihre Herzen dringen lassen, um keinen Platz für Angst zu schaffen.

„Wir kommen nicht weiter...", sagte Harry an einem Nachmittag, „ich weiß nicht, wo der nächste Horkrux ist.. vier Stück fehlen noch, wovon einer Nagini ist."
„Hat Dumbledore keine Ahnung?", wollte Hermine wissen, musterte nachdenklich Harry.
„Dumbledore ist seit dem letzten Horkrux irgendwie nicht mehr so richtig dabei... was auch immer er gesehen hat, es hält ihn fest im Griff."
„Hast du ihn nicht gefragt?", sowohl Dumbledore als auch Harry taten ihr leid, er schüttelte nur den Kopf.

Hermine seufzte, zum Abend hin lief sie zum Büro des Schulleiters, klopfte vorsichtig an die Tür und wurde schon von einem nachdenklich aussehenden Dumbledore erwartet.
„Komm rein", bat er leise.
„Sir... es geht um Harry."
„Ich dachte es geht um mich", schmunzelte er.
„Er hat das Gefühl, Sie wären nicht mehr... richtig dabei...", Hermine nickte und musterte ihn.
Er sah müde aus, dunkle Schatten hatten sich unter seine Augen gelegt, das Gesicht war ausmergelt, was auch immer er hatte, das konnte nicht nur am Horkrux liegen.
„Ich überlege... Harry sucht den nächsten Horkrux... ich überlege ob er uns irgendwie Hinweise hinterlassen hat, unabsichtlich, aber unübersehbar.... Es scheint mein Verstand wäre durch etwas blockiert, was nicht unbedingt der fortschreitende Fluch in meiner Hand sein wird.", er lachte leicht.
„Was haben Sie gesehen... in dieser Horkrux-Wolke?", fragte sie vorsichtig.
„Grausamkeiten... wie wir alle vermutlich. Aber bei mir trifft es zu...", seine Stimme war rau, das Schmunzeln von den Lippen gewischt.
Hermine sah ihn abwartend an, „ich habe meine Schwester gesehen... sie sagte ich wäre schuld an ihrem Tod."
„Das hat Sirius auch zu mir gesagt an diesem Tag...", meinte sie kopfschüttelnd.
„Aber bei mir stimmt es... ich habe mich mit meinem Bruder darüber gestritten, dass ich Ariana, unsere Schwester, vernachlässige... die Freundschaft mit Gellert würde mir nicht gut tun...", er starrte gedankenverloren in die Flammen, „die Situation spitzte sich zu und junge, übermütige, emotional angespannte Zauberer wollen, wie so oft, einen Streit nicht mit Worten lösen, sondern mit Zaubern... Gellert hat sich in diesen Kampf eingemischt, vielleicht hatte er die Befürchtung, dass ich in meiner Wut meinen Bruder ernsthaft verletzte, wer weiß schon, was sein Motiv war.
Die Zauber schossen durch den Raum und trafen am Ende die einzige, die sie nicht treffen sollten... Ariana.
Niemand kann sagen, durch wessen Hand sie in Wahrheit gestorben ist, aber ich trage seit jeher die Schuld in mir, die mich so manches Mal in meinen Entscheidungen begleitet hat und mir stets wie ein Dorn in der Seele brannte."

Hermine schluckte, sie hatte vor einigen Jahren durch einen Zufall mitbekommen, dass Dumbledores Schwester durch einen schrecklichen Unfall gestorben war, dass Dumbledore selbst, genau wie Gellert Grindelwald darin derart verwickelt waren, wusste sie nicht.
„Sir... ich glaube nicht, dass Sie Schuld daran tragen... es war ein Unfall...", versuchte sie ihn aufzuheitern.
„Ein Unfall, der nicht hätte passieren müssen, hätte ich nicht so reagiert, wie ich reagiert habe.", sagte er leise, er seufzte, „Aber es tat gut, darüber offen gesprochen zu haben. Schuld, wenn auch nur selbst erdacht, ist eine starke Last, die viele Leute so sehr verbiegt, bis sie schließlich brechen. Es wird leichter, wenn man seine Schuld ausspricht... Danke."

Hermine dachte über seine Worte nach, sie lächelte ihn an, musste aber auch immer wieder an Severus denken, vielleicht würde es für ihn auch gelten, vielleicht wäre er sehr viel entspannter, wenn er sich alles einmal von der Seele reden würde.
Glaubst du wirklich, dass er dir so sehr vertraut? Könntest du alle seine dunklen Geheimnisse ertragen? Einmal gehört, kannst du sie nicht mehr vergessen...zumindest nicht ohne Hilfe..., warnte ihre Stimme sie.

„Vielleicht hat Severus eine Idee, wo ein weiterer Horkrux sein könnte...", er zwinkerte ihr zu, als hätte er ihre Gedanken gehört und wollte sie motivieren, ihren Plan in die Tat umzusetzen.
„Ich dachte, es wäre nicht gestattet einen Gefangenen des Ministeriums zu besuchen...", fragte sie vorsichtig.
„Wann habt ihr beiden euch jemals an Verbote oder Regeln gehalten?", gab Dumbledore zurück.
Hermine lächelte entschuldigend und nickte, dann verließ sie sein Büro, rief Dobby auf der Treppe und verschwand kurz danach mit dem Hauselfen.

Sie ging durch die Zelle und setzte sich zu Severus auf die Bahre, er schmunzelte leicht, nahm ihre Hand und drückte sie.
„Du warst lange nicht hier", stellte er leise fest, sie schluckte, „ich hatte schon gehofft, du wärst zu Vernunft gekommen..."
„Tut mir leid, wir waren alle so in diese Pläne und Vorbereitungen involviert...", sagte sie schuldbewusst, küsste seine Wange.
„Du musst dich dafür nicht entschuldigen", legte seinen Arm um ihre Schultern, Hermine legte eine Hand auf seinen Bauch und lehnte ihren Kopf an seine Brust.
„Dumbledore geht es nicht gut", sagte sie nach einer Weile, sie wollte ihm wenigstens ein paar Informationen geben.
„Der Fluch zieht weiter durch seinen Körper...", kam es nachdenklich von ihm.
„Das ist es nicht... wir hatten vor einigen Wochen eine Begegnung mit einem Teil von Voldemort... Dumbledore hat seine Schwester gesehen, seine größte Schuld...", meinte sie leise.
Severus nickte bedächtig, er wusste, welche Schuld sein Mentor trug, sie bestimmte viele seiner Handlungen, dieser Schicksalsschlag hatte ihn sehr geprägt.
„Er sagte, es würde gut tun, wenn man über seine Schuld spricht... sonst zerbricht man daran...", sie versuchte ihn vorsichtig aus seiner Reserve zu locken, konnte nicht mit der Tür ins Haus fallen.

Severus war angespannt, die Muskeln seines Körpers zogen sich zusammen, eine tiefsitzende Angst übernahm langsam Besitz von ihm, er wusste, was sie vorhatte, aber er konnte ihr nicht seine Schuld gestehen.
Sie war grausam, nach seinem Geschmack grausamer als die von Dumbledore.
Hermine spürte, dass dieses Thema immer noch tabu war. Sie akzeptierte seine Entscheidung, auch wenn sie ihm gerne geholfen hätte. Aber Hilfe konnte nur fruchten, wenn jemand die Hilfe auch annahm.

Sie legte einen Arm um seinen Hals und küsste ihn.
„Hast du eine Idee wo Voldemort einen weiteren Horkrux versteckt haben könnte?", fragte sie, als sie sich wieder gelöst hatte, sie wollte das vorherige Thema in den Hintergrund drängen.
„Er hat nie etwas davon erwähnt...", sagte er leise, „aber...", sein Gesicht wurde von nachdenklichen Zügen begleitet, „er war immer sehr bedacht, dass Bellatrix' Verlies in Gringotts gut bewacht war... unzuverlässige Quellen behaupten, er habe einen Drachen vor das Verlies gekettet...", er lachte ungläubig.
„Wie grausam", sagte Hermine traurig, „aber das könnte ein guter Hinweis sein..."
„Ihr könnt nicht einfach nach Gringotts apparieren und in das Verlies von Bellatrix Lestrange spazieren. Ich glaube da hätte Bella etwas gegen...", seine Stimme war dunkel.
„Bellatrix wird gegen nichts mehr etwas haben.", sagte sie lachend, Severus sah verwirrt aus, „Sie ist tot. Dein Unverzeihlicher, den ich abgewehrt habe... er hat das richtige Ziel gefunden. Ich dachte du wüsstest es..."
„Nein... das wusste ich nicht... das erklärt aber so einiges.", gab er zurück.
„Was meinst du?"

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