Kapitel 76: Ferien

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„Es ist meine Schuld... hätte ich besser aufgepasst...", fing Harry an, seine Stimme war merkwürdig verzerrt.
„Nein, ihr habt fair gekämpft, Sirius war ein guter Kämpfer, er hat Malfoy sauber besiegt... es war Bellatrix.", die Wut schob sich wieder in Hermine und sie ballte die Hände zu Fäusten.
„Bellatrix", wiederholte sie, es klang wie eine Drohung.
„Das Leben ist nicht fair...", schnaubte Harry, „das hat Snape mir gesagt... er wird sich bestimmt freuen, dass seine Todesserfreundin Sirius erledigt hat.", meinte Harry verächtlich.

„Die Dinge haben sich verändert Harry.", meinte sie leise und wandte den Blick ab.
„Was meinst du?", fragte er verwirrt.
„Fakt ist, dass es Bellatrix war, die Sirius getötet hat. Und dafür wird sie bezahlen.", sagte Hermine, lenkte damit von Snape ab und drehte sich von Harry.
„Wie willst du das denn schaffen? Bellatrix ist immer nur bei Voldemort und dazu noch hochgradig verrückt... sie foltert dich eher, als du ihren Namen aussprechen kannst...", sagte er hoffnungslos.
„Es gibt immer einen Weg", meinte sie verschwörerisch und dachte nach.
„Hermine bitte versprich mir, dass du nichts unüberlegtes machst!", forderte Harry laut von ihr, fasste sie am Arm und suchte ihren Blick.
„Nichts unüberlegtes", sagte sie mit einem merkwürdigen Lächeln auf den Lippen.
„Jetzt sind sowieso erstmal Ferien...", meinte Harry und drehte sich zur Tür.

Neville, Luna, Ginny, Harry, Ron und Hermine waren zusammen zum Zug nach London gelaufen, sie hatten sich versprochen in den Ferien zu schreiben, Ron lud Hermine und Harry ein die Ferien bei sich zu verbringen, Hermine nahm die Einladung nur zu gerne an, auch wenn sie mit Ron in letzter Zeit oft aneinander geraten war, er war immer noch ihr bester Freund, ebenso wie Harry.

Nachdem sie einige Wochen bei ihren Eltern zuhause verbracht hatte wurde sie von Mad-Eye zum Fuchsbau gebracht, Molly und Arthur freuten sich sehr, dass Hermine die restliche Zeit bei ihnen verbrachte.
Remus und Tonks, die nun endlich doch zueinander gefunden hatten, besuchten die Weasleys oft, die Ordenstreffen wurden zum Teil im Fuchsbau abgehalten, natürlich nicht offiziell, sondern mehr als Treffen unter Freunden, um mögliche Spione nicht auf sie aufmerksam zu machen.
Ron hatte sich in den Ferien ein wenig beruhigt und behandelte Hermine wie früher, ohne sie ewig anflirten zu wollen oder sich mit ihr zu streiten.
Sie lachten viel und Ron konnte Hermine gut von den schlimmen Erinnerungen ablenken, die sie jede Nacht im Traum einholten.
Ihr fiel dabei auf, dass sie immer Alpträume hatte außer in der Nacht, als sie bei Snape war.
Kaum dachte sie an Snape zog sich ihr Magen wieder zusammen.
Das letzte Zusammentreffen lag ihr immer noch schwer in eben jenem und ließ die Wut auf ihn ebenfalls wieder ansteigen. Ron hasste ihn ja sowieso, er war ihm einfach nicht geheuer.
„Manchmal kommt der Schmierlappen auch hier hin", sagte Ron an einem Abend, als sie sich über die Schule unterhielten.
„Wen meinst du?", fragte Hermine und sah ihn belustigt an.
„Na Snape... manchmal kommt er auch... er unterhält sich mit Dad und Remus, wenn er da ist.", meinte Ron angewidert.
„Und dann?", fragte Hermine.
„Dann ist er plötzlich wieder weg. Wenn du mich fragst... der ist noch gruseliger als Bellatrix und Du-weißt-schon-wer zusammen... keine Ahnung warum Dad so gut mit ihm klar kommt, Mum mag ihn auch...", meinte er achselzuckend.

Nach einer weiteren Weile stand Hermine auf, sie wollte sich bettfertig machen und ging ins Badezimmer, schloss die Tür und erschrak, als sie sich umdrehte.
„Miss Granger", meinte Snape dunkel, er stand am Waschbecken und wusch sich gerade die Hände.
„Warum können Sie nicht abschließen?", fragte sie matt, sie musterte ihn, sie hatte ihn einige Wochen nicht gesehen, er sah irgendwie angespannt aus, müde.
„Was ist?", fragte er kühl.
„Geht es Ihnen nicht gut?", fragte sie und ging einen Schritt zu ihm.
„Das braucht nicht Ihre Sorge zu sein.", schnarrte er, trocknete sich die Hände ab und sah sie an. Hermine seufzte und schüttelte leicht den Kopf.
„Haben Sie sich schon entschieden, welche Fächer Sie im nächsten Jahr belegen?", fragte er völlig zusammenhangslos.
„Falls Sie wissen wollen, ob ich Zaubertränke nehme, ja, nehme ich.", meinte sie verwirrt.

Er zuckte mit den Schultern und zog gelangweilt die Augenbrauen nach oben, „Ich werde nicht mehr als Zaubertränkeprofessor nach Hogwarts zurückgehen.", sagte er matt.
Sie sah ihn mit geweiteten Augen an, Panik kroch in ihr hoch, was sollte das bedeuten? Er war der Tränkemeister von Hogwarts, was meinte er damit, er würde nicht mehr als Zaubertränkeprofessor zurück kehren? Hatte er gekündigt? Wurde er gekündigt? Sie atmete hektisch, ihre Gedanken rasten, warum hatte sie so eine Angst, dass er nicht mehr da wäre?

„Du meine Güte Granger, Sie denken so laut, dass ich es bis hier hin hören kann. Dass ich Zaubertränke nicht mehr unterrichte, bedeutet nicht, dass ich nicht mehr da bin.", sagte er und verdrehte die Augen, „Aber schön, dass Sie mich offenbar vermissen würden.", säuselte er und schürzte die Lippen.
„Aber... was unterrichten Sie dann?", fragte sie verwirrt. Er ging auf sie zu, blieb neben ihr stehen und musterte sie.
„Verteidigung gegen die Dunklen Künste", sagte er leise, „ich weiß zumindest, dass Potter das Fach belegen wird. Er wird wahrscheinlich nicht so erfreut sein, dass ich es unterrichten werde.", sagte er mit einem hämischen Grinsen im Gesicht.
Hermine sah ihn geschockt an, sie hatte schon vor Jahren mitbekommen, dass der Posten verflucht sein sollte, keiner schaffte es länger als ein Jahr die Stelle zu halten, sie schluckte, sagte aber nichts.
Dann verließ er das Badezimmer und knallte die Tür, sodass sie mit einem weiteren Schrecken zusammenzuckte.

Sie putzte sich gerade die Zähne, dachte über seine Worte nach, als sie den Ruf einer Eule hörte, sie horchte auf, aber nichts.
Jetzt bildest du dir schon Sachen ein Hermine, dachte sie, schüttelte den Kopf und putzte weiter bis sie wieder eine Eule hörte.
„Mum? Wann ist Harry gekommen?", rief Ginny von unten und Hermine öffnete langsam die Tür.
„Harry? Welcher Harry Schätzchen?", fragte Molly verwirrt von einer anderen Etage als sie nach unten sah.
„Na Harry Potter.", gab ihre Tochter zurück.
„Ich wüsste ja wohl, wenn Harry Potter in meinem Haus wäre!", protestierte Molly.
Die Eule schrie wieder.
„Hier steht seine Eule", rief Ginny und lachte leicht.
„Harry? Hat jemand Harry gesagt?", rief Ron von oben und sah nach unten.
„War das gerade eine Eule?", fragte Hermine aufgeregt.
„Ja, er muss wohl irgendwo durchs Haus schleichen.", meinte Ginny, dann war es still.

Hermine rannte ins Badezimmer, spuckte die Zahnpaste ins Waschbecken und rannte wieder raus um nach unten zu laufen.
„Harry!", rief Hermine, der gerade mitten in einer Umarmung mit Ginny war, Ginny errötete leicht, als Hermine die beiden sah, dann warf sich Hermine in Harrys Arme, kurz danach kam Ron.
Molly drückte Harry fest an sich und tätschelte ihm die Wange, „du hättest ruhig Bescheid sagen können, dass du kommst.", meinte Molly.
„Ich wusste selbst nichts davon... Dumbledore...", sagte er entschuldigend.
„Dieser Mann...", meinte Molly und schüttelte den Kopf, „komm, ich mach dir erstmal etwas zu essen."
Harry hatte keine Chance nein zu sagen.

Nach einem großen Abendessen zogen sich Harry, Ron und Hermine in Rons Zimmer zurück und sprachen über alles Mögliche.
„Seit wann bist du hier Hermine?", fragte Harry als sie auf der Erde saßen.
„Seit etwa zwei Wochen.", gab sie freundlich zurück.
Harry sah nachdenklich in die Flammen, er hatte einen Zeitungsartikel in Brand gesteckt und sah ihm nun beim Verglühen zu.
„Ich war gerade mit Dumbledore bei einem Professor Slughorn... er hat ihn überredet zurück nach Hogwarts zu kommen.", meinte er und sah angestrengt zu der Glut.
„Für welches Fach?", fragte Ron interessiert.
„Keine Ahnung, das hat er nicht gesagt...", meinte Harry.
Hermine dachte an Snape und das was er gesagt hatte, „Zaubertränke", meinte sie leise und löste die Augen von der kokelnden Zeitung.
„Zaubertränke? Das ist doch Snapes Fach", meinte Ron kopfschüttelnd.
„Er hat mir gerade gesagt, dass er nächstes Jahr nicht mehr Hogwarts Zaubertränkeprofessor sein wird...", sagte Hermine und sah zu den beiden Jungs.
„Gerade?! Wo?!", fragte Ron aufgebracht.
„Welches Fach wird er unterrichten?", fragte Harry zeitgleich mit bösem Blick.
„Gerade im Badezimmer... äh.. Verteidigung gegen die Dunklen Künste...", meinte Hermine und beantwortete damit beide Fragen.
Sowohl Harry als auch Ron sahen Hermine aufgrund ihrer Antwort an, als wäre sie nach Slytherin gewechselt.
„Na klasse..", meinte Harry, „dann hab ich ihn weiter am Hals..."
„Mach dir keine Sorgen Harry, du bist der Beste in Verteidigung gegen die Dunklen Künste, Snape kann gar nichts schlechtes sagen... du hast es echt drauf.", sagte Ron und wollte ihn damit aufheitern, was nicht so recht gelang.

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