Kapitel 109: Wie konnte das passieren?

1.9K 90 14
                                    


Hermine ging schnell nach oben zum Gryffindorturm und verschwand in ihren Räumen, sie war wieder einmal mehr als froh, dass sich fast niemand sonst im Turm aufhielt und sie niemandem ihre dicken Tränen erklären musste, die schnell über ihre Wange liefen.
Sie ging in ihre Räume, stellte sich unter die Dusche, zog sich dann ihren Pyjama an und legte sich in ihr Bett, holte wieder einmal Sirius' T-Shirt unter ihrem Kopfkissen hervor und vergrub ihr Gesicht in dem Stoff.
Das, was Severus vor wenigen Minuten zu Tonks gesagt hatte stimmte sie immer noch fassungslos, wie konnte er sowas sagen?
Ja, sie hätte nicht in Tonks Blickfeld gehen dürfen, damit hatte sie ihre Affäre auffliegen lassen und wenn sie Pech hatte, würde Tonks dem Orden und vor allem Dumbledore haarklein erzählen, was sie gesehen hatte, sowohl Hermine als auch Severus würden von der Schule fliegen, aber das gab ihm noch lange nicht das Recht, Sirius Tod als Drohung zu nutzen.

Es klopfte an ihrer Tür, Hermine setzte sich auf, „Hau ab! Ich will dich nicht sehen", sie schluchzte wieder auf.
„Das finde ich aber bedauerlich", hörte sie eine alte Stimme hinter der Tür, die definitiv nicht zu Severus gehörte, die Tür wurde geöffnet und Dumbledore lugte durch einen kleinen Spalt in ihr Zimmer, „ich muss mit dir reden, Hermine."
Sie schluckte, Tonks hat ihm Bescheid gesagt, das wars dann, du kannst deine Koffer packen, dachte sie.
„Es geht um Harry und die Weasleys...", sagte er vorsichtig, als er sich in den Raum stellte und sie musterte.
„Was ist mit ihnen?", fragte sie verwirrt.
„Es gab einen Angriff auf den Fuchsbau, Bellatrix und Greyback haben... naja sie haben die Weasleys angegriffen, Remus und Tonks waren ebenfalls da. Ein Glück... es ist nichts passiert.", sagte er mitfühlend.
Tonks hat nichts gesagt!, ihre Gedanken rasten im Kopf, was für Dumbledore vermutlich so aussehen musste, als würde sie sich über ihre Freunde Sorgen machen.

„Hermine, Harry, Ginny und Ron geht es gut, du musst dir keine Sorgen machen... sie wollten aber alle dort bleiben. Ich vermute, dass Tonks morgen vorbei kommen will. Vielleicht wird Professor Snape mit dir reden wollen... Tonks und Remus werden auf die drei im Fuchsbau aufpassen, Professor Snape vermutlich auf dich hier, ich kann leider nicht hier bleiben...", sagte er leise und nachdenklich.
Hermine seufzte auf, sie war sauer auf Severus und hatte eigentlich keine Lust ihn morgen zu sehen.
„Bitte vertragt euch doch endlich... manchmal denke ich ihr habt euch zusammengerauft und dann schlägt wieder irgendetwas dazwischen...", er schüttelte den Kopf.
„Tja... das müssen Sie ihm sagen, nicht mir.", meinte sie genervt und starrte auf ihre Decke.
„Ich rede mit ihm... Gute Nacht.", sagte er freundlich, verließ dann das Zimmer.
Hermine legte sich hin, nahm nochmal Sirius Duft auf und schlief dann relativ schnell ein.

„HERMINE? BIST DU DA?", mit einem lauten Poltern und einem ohrenbetäubenden Geschrei wurde Hermine aus dem Schlaf gerissen und fiel dabei fast aus dem Bett.
Wieder polterte es gegen ihre Tür.
Sie stand auf und rannte schon fast zur Tür, öffnete sie und stand Tonks gegenüber.
„Merlin sei Dank, du bist hier", meinte Tonks und fiel ihr um den Hals.
Hermine drückte sie, war aber immer noch sehr verwirrt, „wo soll ich denn sein?", schloss die Tür, als Tonks mit ihr im Zimmer war.
„Bei ihm! Hermine bist du verrückt? Wie kannst du dich auf Severus einlassen, er ist dein Lehrer! Er hat Sirius gehasst!
Auch wenn Dumbledore ihm vertraut... ich weiß, dass Severus Snape kein netter Mann ist...", sie sah aufgebracht und enttäuscht aus und die Farbe ihrer Haare wechselte in einem unglaublichen Tempo, dass Hermine noch verwirrter war.
„Wie konnte das überhaupt passieren?", sie stemmte die Arme in die Hüfte und sah ein wenig nach Molly aus, „Wie konnte ER das zulassen? Aber so wie ich ihn kenne, ging das alles von ihm aus, oder? Er hat damit angefangen... bei Merlins Bart, ich hätte hier bleiben und auf dich aufpassen sollen... dann wäre es gar nicht so weit gekommen.", sie steigerte sich immer weiter in ihre aufgebrachte Moralpredigt, lief aufgebracht in ihrem Zimmer umher und ließ Hermine gar nicht zu Wort kommen.

„Er hat mich nicht gezwungen", sagte Hermine einfach, sie war immer noch verwirrt.
„Was?", Tonks stoppte und sah sie fassungslos an.
„Ich wollte es, ebenso sehr wie er... es ist einfach passiert, wir wissen beide, dass es nicht passieren durfte, aber jetzt ist es so...", sie sah traurig zu Boden.
„Wenn Sirius das wüsste...", Tonks schüttelte den Kopf.
„Sirius wusste es... er hat es geahnt, aber er wusste, dass Severus mir nichts tun würde. Er hat ihn gebeten auf mich aufzupassen, falls ihm etwas passiert...", erklärte sie.

Tonks sah immer fassungsloser aus, jetzt war sie es, die die Worte nicht verstand, sie ging auf Hermine zu, strich ihr vorsichtig über die Schulter, „er hat zu viele dunkle Geheimnisse... und irgendwann wird es dich auffressen... hör auf damit, solange du noch die Chance hast... bevor es zu spät ist...", sie war mehr als nur besorgt, ihre Stimme zitterte leicht.
Hermine sah Tonks ins Gesicht, es spiegelte sich aufrichtige Sorge in ihm, sie seufzte leicht auf und nickte, wurde von Tonks in eine Umarmung gezogen und schloss die Augen. Tonks atmete erleichtert aus und drückte sie fest an sich.

„Wollen wir Frühstücken?", fragte Hermine, als sie sich lösten. Tonks nickte, Hermine zauberte sich ihre Sachen an und verließ dann mit ihr den Gryffindorturm, gemeinsam gingen sie in die Große Halle und frühstückten.
„Ah Tonks, kann ich dich kurz sprechen?", fragte Dumbledore und unterbrach damit das Frühstück.
„Albus, Guten Morgen", sie stand auf und folgte Dumbledore zum Lehrertisch.
Hermine frühstückte derweil weiter, nahm dann wieder den altbekannten Kräuterduft wahr.

„Kann ich Sie gleich sprechen Miss Granger?", fragte er kühl, er stand circa einen Meter von Hermine entfernt, er schien sehr angespannt. Hermine sah ihn an, ihr Blick war traurig und wütend.
„Heute so förmlich?", fragte sie schnippisch, sie war sauer und enttäuscht.
„Hier sind viele Ohren...", sagte er leise und sah kurz zu Tonks und Dumbledore.
„Ich möchte nicht mit Ihnen sprechen Professor Snape.", meinte sie spitz und drehte sich wieder um.
„Miss Granger", presste er durch seine Zähne. Sie schüttelte nur den Kopf, konnte seine Dreistigkeit nicht fassen, „bitte...", schob er leise hinterher, sehr viel sanfter, er hatte die Professoren-Maske abgelegt und stand als Severus vor ihr.

„Severus ich warne dich, du hältst dich fern von ihr. Du hast schon genug getan.", meinte plötzlich Tonks hinter Hermine und stellte sich zwischen Severus und sie, ihr Blick glühte vor Wut.
„Das geht dich nichts an Nymphadora...", sagte er gelangweilt und sah von oben auf sie herab.
„Leg dich nicht mit mir an Snape", ihre Haare waren feuerrot, die Hand ging zum Zauberstab.
„Tonks bitte", Hermine stand schnell auf, versuchte die Situation zu entschärfen und zog Tonks an der Hand aus der Halle, „komm schon. Lass ihn.", meinte sie, als Tonks ihn immer noch böse anstarrte.

„Bitte komm mit mir mit, Remus und ich werden auf dich aufpassen...", bat sie Hermine, als sie in der Eingangshalle standen.
„Ich kann auf mich selbst aufpassen, wirklich. Es ist alles gut.", versuchte sie sie zu beruhigen.
„Du schreibst mir sofort, wenn er irgendetwas macht.", beharrte sie.
„Ja.. ich schreibe dir.", sie nickte, Tonks nahm sie nochmal in den Arm, dann verließ sie schweren Herzens Hogwarts und ließ Hermine nur ungern wieder alleine.

Hermine atmete durch, machte einen Spaziergang durch die verschneite Umgebung von Hogwarts.
Nach guten zwei Stunden, komplett durchgefroren aber beruhigter, lief sie wieder nach oben und versuchte sich in ihren Räumen aufzuwärmen, sie entzündete ein Feuer und setzte sich nah an den Kamin, wurde von der Wärme ummantelt und schlief auf dem Boden vor dem Kamin ein.
Eine ganze Zeit schlief sie, sie merkte nicht einmal, wie das Feuer grün aufloderte und Severus durch den Kamin stieg, sie vom Boden hob und auf ihr Bett legte.
Sie nahm im Schlaf die Wärme des Körpers an ihr auf und kuschelte sich automatisch an ihn. Severus legte sich neben sie auf das Bett, seufzte, als er sie musterte, strich leicht durch ihre Locken.

Er konnte nicht so neben ihr liegen, nach allem, was passiert war, stand auf und stellte sich an das Fenster, lehnte seine Stirn an das kühle Glas, sie wachte langsam auf und sah sich um.
„Was machst du hier?", fragte sie müde und leise.
„Ich weiß es selbst nicht...", sagte er kopfschüttelnd.
„Tonks hext dich nach Askaban..."
„Das ist vielleicht der beste Ort für mich.", kam es dunkel von ihm.

Schattenspiele Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt