37: Krankenhaus

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-Jamie-

Langsam öffnete ich meine Augen und das Bild, was sich mir bot, brachte mich fast zum laut loslachen. Natasha lag mit dem Kopf neben meiner Hand und schlief, Sam neben ihr und sein Kopf lag neben meinem Bein. Doch dann merkte ich die Schmerzen und stöhnte schmerzerfüllt auf. Ich war noch dazu müde. ,,Tasha...", wisperte ich und versuchte sie anzustupsen. Ihr Kopf ruckte nach oben. ,,Jay, oh mein Gott, Jay...", kam es erleichtert von ihr und sie umarmte mich. Dann rüttelte sie an Sam, der verschlafen den Kopf hoch. ,,Verdammte Scheiße, Jamie.", stieß auch er erleichtert hervor und umarmte mich ebenfalls. In der Zeit holte Natasha einen Arzt. ,,Mister Bower, Sie sind ja wieder wach. Das ist gut. Nun muss ich Ihnen ein paar Fragen stellen, die Sie ehrlich beantworten müssen.", wendete sich der Arzt an mich. Ich nickte. ,,Waren Sie in letzter Zeit krank?", fragte er. ,,Ja, ich hatte in letzter Zeit zwei Mal Grippe.", erwiderte ich leise. ,,Wie ist diese Grippe aufgetreten?", fragte er weiter. ,,Ich hatte hohes Fieber, mir war kalt, ich habe geschwitzt, hatte Kopfschmerzen und mir war schwindelig. Noch dazu hatte ich wenig Appetit.", erklärte ich. ,,Was hatten Sie in letzter Zeit noch?", hakte der Arzt nach. ,,Ich habe gehustet und ziemlich schnell angefangen zu keuchen.", überlegte ich laut. ,,War das normaler Husten oder war das manchmal auch mehr?", wollte der Arzt wissen. Ich schaute ihn nur an. ,,Wie meinen Sie das?", fragte ich dann vorsichtig, wobei mir ziemlich klar war, worauf er hinaus wollte. ,,Kam bei dem Husten auch mal etwas anderes, als nur Luft? Haben Sie jemals Blut oder Galle gehustet?", erklärte der Arzt seine Frage. Ich biss die Kiefer fest aufeinander. ,,Ja...", gab ich dann leise zu. Natasha schaute mich geschockt an. ,,Und was von beidem?", fragte der Arzt. ,,Blut.", antwortete ich murrend. Der Arzt nickte. ,,Wir müssen Sie nochmal darauf untersuchen, aber so, wie es sich anhört, scheinen Sie eine Herzschwäche zu haben. Und wenn wir die nicht behandeln, können Sie daran sterben.", erklärte mir dann der Arzt. Natasha schnappte hörbar nach Luft. ,,Noch eine Frage: Ist Ihnen die Wunde an Ihrem Schienbein aufgefallen?", wollte der Arzt als Letztes wissen. ,,Ja, wieso?", irritiert runzelte ich die Stirn. ,,Das ist nicht einfach eine Wunde, sondern ein Geschwür. Die Atemnot und der Husten sind Anzeichen für linksseitige Herzschwäche, wobei jedoch das Geschwür eher für eine rechtsseitige Herzschäche spricht. Also müssen wir gründlich untersuchen, denn wenn es ganz blöd läuft, haben Sie eine beidseitige Herzschwäche.", erklärte der Arzt. ,,Und wie behandelt man das?", fragte Sam. ,,Wir müssen dann unterscheiden bei einem akuten oder chronischen Fall. Bei einem akuten Fall wäre es so, dass Sie einen stationären Aufenthalt bekommen mit viel Bettruhe. Wenn Ödemen vorhanden sind, muss die Trinkbilanz und eine salzarme Diät eingehalten werden. Selbstverständlich muss auch komplett auf Alkohol und Nikotin verzichtet werden. Bei einem chronischen Fall wird normalerweise mit entsprechenden Medikamenten behandelt. Falls eine Herzrhythmusstörung der Grund für die Herzschwäche sein sollte, wird chirurgisch behandelt und Sie müssten einen implantierbaren Defibrillator bekommen, der wie ein Herzschrittmacher eingesetzt wird.", erklärte uns der Arzt. ,,Also wissen Sie nur, dass ich eine Herzschwäche habe, aber noch nicht was für Eine und warum?", fragte ich mürrisch. ,,Ja, dafür müssen wir sie noch weiter untersuchen.", erwiderte der Arzt. Nachdem er das gesagt hatte, reichte er mir ein paar Papiere, die ich unterschreiben musste. Kaum hatte ich die Papiere unterschrieben, musste ich etliche Untersuchungen über mich ergehen lassen. Mein Bruder und Natasha wichen mir dabei nicht von der Seite. Am Ende des Tages wussten wir jedoch immer noch nichts Neues. Dennoch war ich zur Sicherheit an eine Maschine angeschlossen, die mein Herz überwachte und an eine Infusion, in der etwas gegen die Kopfschmerzen und das Fieber war. Noch dazu hatte ich eine Salzlösung angeschlossen. Es fühlte sich seltsam an, eine Infusion im Handrücken und eine in der Armbeuge zu haben, aber ich würde mich ja vielleicht noch dran gewöhnen. Am Abend verabschiedete sich Sam und Natasha beschloss bei mir zu bleiben. Als wir das der Krankenschwester mitteilten, versprach sie, dafür zu sorgen, dass Natasha ein Bett bekam. Nachdem sowohl die Krankenschwester, als auch Sam draußen waren, war ich mit Natasha alleine. Ich traute mich nicht, sie anzusehen. ,,Sam weiß, dass wir nicht wirklich zusammen sind.", kam es plötzlich von ihr. Erschrocken schaute ich sie an. Ihre Miene war ausdruckslos. ,,Was? Aber...", fing ich verwirrt an. ,,Er hat es selbst gemerkt. Ich habe ihm nichts gesagt. Und er hat sich bei mir entschuldigt, dass er so zu mir war. Er bereut auch alles, was er mir unterstellt hat.", unterbrach sie mich und schaute mich dabei mit bohrenden Augen an. Unsicher wendete ich den Blick zum Fenster. ,,Ist doch gut, wenn ihr euch jetzt versteht.", war dann das Einzige, was ich zu Stande bekam. Kurz herrschte Ruhe. Aber keine angenehme Ruhe. Ich spürte Natasha's bohrenden und auch wütenden Blick auf mir und unterdrückte es, im Bett klein zu werden. Verdammt, ich war 28 Jahre alt. Und sie war nicht meine Mutter. Aber trotzdem fühlte ich mich, wie als ich sechs Jahre alt war, Sam frisch geboren war und ich Mist gebaut hatte. Nachdem meine Mutter es erfahren hatte, hatte sie mich genauso angeschaut und unter ihrem Blick war ich genauso klein geworden. Ich versuchte den Kloß in meinem Hals zu schlucken, doch es funktionierte nicht. Ich fühlte mich schuldig und versuchte meine Schultern zu straffen, um nicht wirklich im Bett einzusinken und mich klein zu machen. ,,Wieso verdammt noch mal, hast du mir nichts gesagt?!?", fauchte Natasha dann. Ich schwieg. ,,Lass mich raten: Sam hat dich gar nicht geschlagen. Du hast da Blut gehustet. Und mich dann angelogen.", murrte sie dann. Ich schloss die Augen und versuchte gegen die Schuldgefühle anzukämpfen. ,,Was sollte das?!?", keifte sie dann und ich sah im Augenwinkel, wie sie ruckartig aufstand. ,,Ich hätte dir helfen können. Aber nein! Der werte Mister Bower zieht es vor, mich anzulügen!", schrie sie mich eigentlich schon an. Ich verstand ihre Wut. Schließlich würde ich nicht anders reagieren. In mir schrie alles danach, irgendwas dazu zu sagen, doch ich wusste nicht was. Und bevor ich irgendwas unüberlegtes sagen würde, biss ich mir auf die Zunge. ,,Vertraust du mir so wenig, dass du es mir nicht sagen konntest? Bin ich doch einfach nur ein regelmäßiger Fick für dich? Wenn ja, dann sag es mir hier und jetzt und ich verschwinde.", ihre Stimme war gebrochen. Ruckartig schnellte mein Gesicht zu ihr. ,,Nein! Oh Gott, nein! Du bist nicht einfach nur ein regelmäßiger Fick für mich. Tasha, du bist mir wichtig. Sehr sogar. Und ich vertraue dir. Mehr als einfach nur vertrauen. Ich würde dir mein Leben anvertrauen.", erwiderte ich hektisch. ,,Und deswegen hast du mich angelogen?", ungläubig zog sie eine Augenbraue nach oben. Wieder schwieg ich. ,,Ich glaube dir nicht. Und ich denke, ich gehe jetzt lieber.", meinte sie dann und erhob sich. Sie lief wirklich Richtung Tür. ,,Nein, warte!", rief ich verzweifelt. ,,Warum sollte ich hier bleiben?", wollte sie wissen. ,,Weil ich...", stotterte ich. ,,Weil du was, James?!?", okay, sie benutzte meinen richtigen Namen. Sie war verdammt wütend. ,,Weil ich dich liebe..."

A drunken NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt