47: Chaos

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-Natasha-

Chester kam wieder aus dem Krankenwagen raus und Jamie ging in ihn rein. Ich sah, wie er das Gesicht vor Schmerz verzog und humpelte, was das Zeug hielt. Dabei hielt er den ganzen Körper angespannt und bewegte nicht außer seinen Beinen, so als würde er sich nicht trauen, irgendein Körperteil zu bewegen. ,,Chester, bleibst du bitte kurz hier bei der netten Sanitäterin? Ich gehe da rein und gucke was Papa hat, okay?", wandte ich mich an meinen kleinen Jungen. Dieser nickte und auch die Sanitäterin nickte mir zu. Schnell ging ich in den Krankenwagen. Jamie schaute mich verwirrt an. ,,Chester ist draußen bei der Sanitäterin.", erklärte ich ihm. ,,So Mister. Es wäre gut, wenn Sie nun sich bis auf die Boxershorts ausziehen, damit wir gucken können, wo sie überall verletzt sind.", meinte der Sanitäter da schon. Jamie zog seine Jacke aus und griff unter sichtbaren Schmerzen nach dem Saum seines Shirts und striff es sich vom Oberkörper. Ich schnappte nach Luft, als ich seinen Oberkörper sah. Sein rechter Ellenbogen war komplett aufgeschrammt, die äußere Seite seiner rechten Hand ebenfalls. Die rechte Schulter nahm jetzt schon eine blaue Färbung an und dann kam ja auch noch sein Gesicht dazu. Sein Kinn war aufgeschrammt, er blutete an der Stirn und seine rechte Schläfe hatte ebenfalls etwas abbekommen. ,,Sie haben wirklich Glück, dass Ihrer Wirbelsäule und Ihren Rippen nichts passiert ist.", merkte der Sanitäter an, während Jamie langsam und mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen Gürtel öffnete. Mir reichte es. Ich stellte mich vor Jamie und schob behutsam seine Hände bei Seite. Dann öffnete ich seinen Gürtel und schnell auch seine Hose. ,,Das letzte Mal bist du vor vier Jahren so rangegangen.", schmunzelte Jamie, wahrscheinlich um die Stimmung etwas aufzulockern. Auch der Sanitäter schmunzelte. ,,Falls ich dich erinnern darf, hast du mich auch vor vier Jahren schwanger weggeschickt. Hättest du das nicht getan, wäre es vielleicht nicht so lange her, dass ich so rangegangen bin.", erwiderte ich und entfernte langsam die Jeans von seinen Hüften. Er jaulte kurz auf, als ich die zu kleben beginnende Jeans von seinen Wunden nahm. ,,Und ich habe dir schon vorhin gesagt, dass es mir leid tut und es ein riesiger Fehler war.", zischte er dann. Aber nicht weil er wütend war, sondern weil er solche Schmerzen hatte. ,,Ich weiß. Und weißt du was?", meinte ich und zog die Jeans langsam seine Oberschenkel runter. Diese waren zum Glück unversehrt, bis auf blaue Flecken. ,,Was denn?", stöhnte Jamie unter Schmerzen. ,,Du kannst mir nicht einfach sagen, dass du mich liebst und dann gehen. Vor allem nicht, wenn dir dann unser Sohn hinterher rennt, fast überfahren wird und du etliche Wunden davon trägst, nachdem du ihn von der Fahrbahn gezogen hast.", meinte ich und hatte seine Hose nun fast unten. Sein rechtes Knie war auch nur versehrt mit einem großen blauen Fleck, sein linkes war jedoch aufgeschrammt. ,,Wie schaffst du das immer, dich zu verletzten, aber so, dass deine Tattoos nie auch nur einen Kratzer abbekommen?", fragte ich kopfschüttelnd. Jamie grinste kurz, was aber eher eine schmerzverzerrte Grimasse war. Nun hatte er die Hose endlich aus. ,,Danke, Miss.", meinte der Sanitäter und ich trat zur Seite. Ich betrachtete Jamie nun nochmal komplett. Sein linkes Knie war aufgeschrammt, sein rechtes zierte ein großer blauer Fleck und er hatte sich tatsächlich den rechten Hüftknochen aufgerissen. ,,Von den Wunden abgesehen, haben Sie am ganzen Körper Hemmatome. Wahrscheinlich werden Sie die nächsten Tage noch ziemlich Schmerzen haben, aber das wird auch wieder werden. Die Wunden werden wahrscheinlich länger bleiben, als die blauen Flecken, aber diese dürften Sie kaum noch stören, wenn sie verkrustet sind.", erklärte der Sanitäter, säuberte und behandelte Jamie's Wunden. Am Ende hatte Jamie ein Verband um die Stirn, ein Pflaster auf der Schläfe, ein Pflaster um's Kinn, ein Pflaster auf dem Ellenbogen, ein riesiges Pflaster auf der Hüfte, ein Verband um das linke Knie, ein Verband um die rechte Hand und kühlende Salbe auf der Schulter, dem rechten Knie und allen anderen blauen Flecken. Nun saß Jamie von oben bis unten bandagiert auf der Trage. ,,Danke...", meinte er zum Sanitäter. ,,Wartest du noch kurz hier? Ich gehe kurz rein und hol' dir was frisches zum Anziehen, ja?", meinte ich und strich ihm sanft über die Wange. Jamie schmiegte sein Gesicht gegen meine Hand und schloss die Augen. ,,Ja...", hauchte er dann immer noch mit geschlossenen Augen. Jetzt, wo ich ihm so nah war, sah ich seine getrockneten Tränenspuren auf den Wangen. Ich sah bestimmt nicht besser aus. Mir stieg wieder das Bild in den Kopf, wie Jamie da auf dem Boden gekniet hatte und Chester vor Erleichterung weinend an sich gedrückt hatte. Ich hatte Jamie erst ein einziges Mal weinen sehen. Und da ging es ich psychisch nicht gerade gut. Sanft küsste ich ihn auf die getrocknete Tränenspur und verließ dann den Krankenwagen. Ich sah, wie die Leute immer noch rumstanden und auch mehrere filmten. Jamie würde die Menschen jetzt anbrüllen, doch ich hatte dazu jetzt nicht den Nerv. Also nahm ich Chester auf den Arm. ,,Was hat Papa?", fragte er sofort. ,,Papa hat ein paar Wunden und Schmerzen, aber es wird alles wieder gut, mein Schatz.", meinte ich und küsste ihn auf den blonden Schopf. Die Jahre war es schwer für mich gewesen. Denn jedes Mal, wenn ich Chester angeguckt hatte, war es, als würde ich Jamie anschauen. Es war unbestreitbar, dass Chester Jamie's Sohn war. Er war ihm aus dem Gesicht geschnitten. Mit Chester auf dem Arm lief ich ins Einkaufscenter. ,,Was machen wir, Mama? Und wo ist Papa?", quengelte Chester. Mir war klar, dass er jetzt sofort zu seinem Vater wollte. ,,Wir müssen neue Klamotten für Papa holen. Dann kannst du sofort zu Papa.", meinte ich sanft und lief weiter. Ich suchte eine Jeans für Jamie raus und Chester rannte plötzlich zu einem Pullover. ,,Mama, den müssen wir für Papa kaufen!", rief er aufgeregt und zerrte an dem Pulli. Ich musste Lachen. Es war ein ziemlich niedlicher hellblauer Pulli mit bunten Elefanten darauf. Lachend suchte ich ihn in Jamie's Größe raus und wir gingen zur Kasse.

-Jamie-

Meine Haut kribbelte angenehm dort, wo Natasha mich berührt und geküsst hatte. ,,Sind Sie zusammen?", fragte der Sanitäter. ,,Nein. Wir hatten eine Scheinbeziehung, in der ich mich in sie verliebt habe. Aber als ich es ihr dann gesagt habe, war das zu einem Zeitpunkt an dem sie sehr sauer war. Sie ist abgehauen und naja, dann haben wir über mehrere Monate einfach nur gevögelt. Und irgendwann ist dann der kleine Knirps entstanden. Als sie schwanger war, habe ich sie weggeschickt und heute habe ich ihn das erste Mal gesehen. Natürlich könnte sie auch mit jemand Anderem geschlafen haben, aber ich denke, dass man wohl kaum abstreiten kann, dass das mein Sohn ist.", erwiderte ich. ,,Sie haben ihn heute das erste Mal gesehen?", der Sanitäter war erstaunt. ,,Ja. Nachdem ich sie weggeschickt hatte, hatten wir keinen Kontakt mehr. Ich habe sie auch seit vier Jahren das erste Mal wiedergesehen. Und sie ist genauso wunderschön wie sie es schon immer war. Ich wusste nicht, ob sie das Kind überhaupt bekommen hat, ob es ein Mädchen oder ein Junge war, wie das Kind hieß und auch nicht, dass es mir so ähnlich sieht. Das alles habe ich erst heute erfahren.", erwiderte ich. ,,Sie sind seit fast vier Jahren Vater und wissen es seit heute?", der Sanitäter schmunzelte. Ich nickte mit einem traurigen Lächeln. Wieso war ich so ein Arsch gewesen? Die Tür ging wieder auf und Natasha kam rein. Jedoch ohne Chester, aber mit Klamotten. ,,Den Pulli hat dein Sohn ausgesucht.", kicherte sie. Ich musste Lächeln und ließ mir von ihr in die Jeans helfen. Dann reichte sie mir den Pulli und ich musste lachen. Als ich mich wieder beruhigt hatte, zog ich den Pulli an. Zusammen mit Natasha verließ ich humpelnd den Krankenwagen. Und sofort sprang mir Chester in die Arme. Ich zischte kurz auf. ,,Langsam, Großer. Papa hat ein paar blaue Flecken.", meinte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. ,,Papa gefällt neuer Pulli?", fragte Chester dann und zupfte kurz an dem Pulli. ,,Mir gefällt alles was du aussuchst, mein Schatz.", erwiderte ich und lächelte ihn an. Die Sanitäter verabschiedeten sich und fuhren davon. Chester saß auf meiner unversehrten Hüfte und hatte die Arme um mich geschlungen. Zum Glück war meine linke Seite bis auf mein Knie unversehrt. Naja, außer ein paar blauen Flecken. ,,Chester, du musst Papa und Mama etwas versprechen.", meinte ich dann ernst zu ihm. Chester nickte und wartete darauf, dass ich ihm sagte, was. ,,Du bleibst sie wieder auf einer Straße stehen und wenn ich mich verabschiede, dann rennst du mir nicht hinterher, sondern bleibst bei Mama.", streng sah ich ihn an. Er nickte. Weiter hielt ich Chester auf dem Arm, aber nun griff ich mit der rechten und bandagierten Hand an Natasha's unteren Rücken und zog sie zu mir. Sie stand nun direkt vor mir und berührte mich jedoch nicht, um mir nicht weh zu tun. Ich legte meine Lippen auf ihre und verwickelte sie in einen leidenschaftliche Kuss. Sofort hörte ich Gequietsche von den Fans und auch, wie Chester einmal begeistert in die Hände klatschte.

A drunken NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt