46: Unfall

328 13 1
                                    

-Natasha-

Mir stockte der Atem. Hatte Jamie gerade tatsächlich nochmal gesagt, dass er mich liebte? ,,Ich weiß, dass du inzwischen nicht mehr so empfindest, wenn du es jemals hast. Aber ich musste es jetzt einfach loswerden.", Jamie lächelte immer noch, auch wenn es eher ein trauriges Lächeln war. Dann ging er von Chester in die Hocke. ,,Wir sehen uns bestimmt bald wieder, Großer. Und bis dahin habe ich dir ein eigenes Zimmer bei mir gemacht, okay?", meinte er zu unserem kleinen Sohn und dieser nickte begeistert. ,,Darf ich dann aber trotzdem bei dir schlafen?", Chester dopste aufgeregt vor seinem Vater auf und ab. ,,Sicher darfst du. Du darfst alles, mein Schatz.", Jamie's Lächeln war immer noch traurig, aber ich sah die Liebe zu seinem Sohn in seinen Augen. Er drückte Chester einen Kuss auf die Nasenspitze. ,,Ich liebe dich, Großer.", sagte er dann. ,,Ich dich auch, Papa.", erwiderte Chester und schlang kurz die Arme um den Hals seines Vaters. Jamie küsste Chester nochmal auf die Stirn und erhob sich dann. ,,Bis dann, Großer.", meinte er und verschwand. Ich stand immer noch perplex da und regte mich nicht. Bis Chester anfing zu weinen. ,,Papa...", schluchzte er und begann seinem Vater hinterher zu rennen. ,,Chester!", schrie ich panisch, doch er rannte einfach weiter. Doch dann blieb er stehen. Und das mitten auf der Straße. ,,Chester!", schrie ich. Doch er schaute sich um und suchte mit den Augen alles nach seinem Vater ab. Und plötzlich kam ein Auto angerast. Ab da ging alles für mich, wie in Zeitlupe. Ich schrie erneut seinen Namen, doch er reagierte nicht. Das Auto hielt nicht sondern raste weiter. Beinahe war es bei Chester angekommen. Unzählige Tränen flossen über meine Wangen und ich versuchte ihn zu erreichen. Doch ich würde nicht schnell genug sein. ,,Chester!", schrie ich wieder. Und plötzlich gab es einen Schlag und ich sah meinen Sohn nicht mehr. Aus voller Kehle begann ich zu schreien.

-Jamie-

Ich rollte über den dreckigen Boden und schlug immer wieder hart auf. Mein einer Arm war an mich gedrückt, mit dem Anderen schlug ich immer wieder hart auf dem Boden auf. Mein Kopf donnerte auf den Boden, genau wie meine Hüfte und meine Knie. Irgendwann schlug ich hart mit der Schulter gegen einen Stein und blieb schließlich auf dem Bauch liegen. Schnell stützte ich mich auf meinen schmerzenden Knien ab und stemmte mich mit meinem ebenfalls schmerzenden Ellenbogen nach oben. Langsam ließ ich meinen Arm, der an mich gedrückt war sinken.

-Natasha-

Das Auto brauste vorbei. Ich dachte, nun meinen überfahrenen Sohn zu sehen, doch ich sah nur jemand Großes über den Boden rollen. Immer und immer wieder schlug die Person auf dem Boden auf und hatte dabei etwas fest an sich gedrückt. Als die Person schließlich gegen einen Stein prallte und liegen blieb, stemmte sie sich hoch. Ein erschrockener Laut entfuhr mir, als ich sah, dass die Person am Boden Jamie war. Jamie ließ seinen Arm, den er an sich gedrückt hatte sinken und ich sah einen weiteren blonden Schopf. Mit einem erleichterten Aufschreien rannte ich auf Jamie zu. Dieser kniete sich hin. ,,Alles okay?", fragte er hektisch und ich sah unseren Sohn unter ihm liegen. Jamie hatte sich unseren Sohn geschnappt, um ihm vor dem Auto zu retten. Dabei war er selbst gestürzt und die Beiden waren über den Boden gerollt. Doch Jamie hatte Chester so an sich gedrückt, dass er kein einziges Mal auf den Boden geprallt war. ,,Großer, sag was!", Jamie rüttelte an Chester. Doch von Chester kam nichts. ,,Ches!", rief Jamie und ich bemerkte die ganzen Schaulustigen um uns herum. ,,Verdammt Chester!", wieder rüttelte Jamie an ihm. Chester schaute seinen Vater mit riesigen Augen an. Plötzlich streckte er die Hand nach oben und berührte Jamie's Stirn. ,,Papa, du Blut.", meinte er leise. Ich sah, dass Jamie an der Stirn, der Schläfe und am Kinn blutete. Seine Jacke war am rechten Ellenbogen aufgerissen, seine Jeans war an beiden Knien zerrissen und selbst an seinen Hüften war die Jeans zerschlissen. Jamie stieß erleichtert die Luft aus den Lungen und dann strömten ihm die Tränen über die Wangen. Er ignorierte seine eigenen wahrscheinlich etlichen Wunden und drückte Chester fest an seine Brust. ,,Gott...", schluchzte er und drücke Chester noch fester an sich. Ich kniete mich neben die Beiden und schloss sie in die Arme. So blieben wir sitzen, bis die Sirenen eines Krankenwagens ertönten. Langsam lösten wir uns und Jamie drückte Chester einen Kuss auf die Stirn. Sanitäter stiegen aus. Chester wand sich aus den Armen von Jamie und lief auf die Sanitäter zu. Aufgeregt zog er an dem Hosenbein des Sanitäters. Dieser schaute nun auf ihn runter. ,,Mein Papa, Blut.", meinte er aufgeregt und deutete auf Jamie. ,,Wir kümmern uns um deinen Papa. Gehst du mal zu der Frau da? Sie schaut dich einmal durch.", meinte der Sanitäter freundlich zu Chester und dieser rannte sofort los. ,,So Mister. Sollen wir ins Krankenhaus fahren?", wendete sich der Sanitäter nun an Jamie.

-Jamie-

,,Nein, ich brauche kein Krankenhaus. Es ist alles gut. Nur ein paar Schrammen.", meinte ich. ,,Jamie, das sieht aber anders aus, als nur ein paar Schrammen.", meinte Natasha plötzlich. ,,Wir sollten vielleicht einfach mal in den Wagen, dann behandeln wir Sie dort, wenn Sie nicht ins Krankenhaus wollen.", meinte er Sanitäter zu mir. ,,Nicht so lange Chester da drinnen ist.", erwiderte ich sofort. ,,Jamie...", fing Natasha an. ,,Nein, Natasha. Er macht sich jetzt schon riesige Sorgen, weil ich an der Stirn blute. Und ich merke, dass ich auch an der Schläfe, am Kinn, an beiden Knien, meinem rechten Ellenbogen, meinen Hüftknochen und auch hier blute.", unterbrach ich sie und hielt schließlich noch meine rechte Hand hoch. ,,Wie haben Sie es hinbekommen, an so vielen Stellen zu bluten?", fragte der Sanitäter. ,,Wir sind in ziemlich hoher Geschwindigkeit über die Straße gerollt und ich habe alles dafür getan, dass Chester nicht ein einziges Mal aufprallt. Also habe ich ihm mit allem was ich habe geschützt.", erwiderte ich schulterzuckend. Der Sanitäter nickte. ,,Wie konntest du so schnell da sein?", fragte Natasha. ,,Ich habe dich nach ihm schreien gehört. Da habe ich umgedreht und bin zurück gerannt. Als ich dann das Auto gesehen habe, habe ich angefangen zu sprinten und ihn von der Fahrbahn des Autos gezogen.", antwortete ich und wischte mir über's Gesicht, da mich das Blut, das von meiner Schläfe lief störte. ,,Gut, Ihr Sohn ist jetzt durchgecheckt, wir können in den Wagen.", meinte der Sanitäter und ich erhob mich unter Schmerzen. Alles tat so weh, dass ich mich kaum bewegen konnte.

A drunken NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt