52: Konflikte über die Vergangenheit

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-Jamie-

Ich wachte auf und sah durch schläfrige Augen den Abspann von König der Löwen 2. Chester lag in meinen Armen und schlief noch. Vorsichtig richtete ich mich auf und ließ ihn liegen. Er schlief friedlich weiter. Während ich dasaß und erstmal zu mir kam, hörte ich wimmernde Geräusche von nebenan. Unter Schmerzen stand ich schnell auf und verließ das Wohnzimmer. Die Leute, die sagten, dass Schmerzen bei Wunden nach dem Aufstehen immer schlimmer waren, als mittags oder abends, hatten Recht. Es war zwar nicht mehr morgens, aber ich war eben erst aufgestanden. Eilig lief ich ins Schlafzimmer, wo eindeutig die Geräusche herkamen. Natasha saß auf dem Bett und starrte aus dem Fenster. Ich sah nur ihren Rücken, aber die zuckenden Bewegungen reichten mir, um zu erkennen, dass sie weinte. ,,Tasha?", fragte ich leise. Sofort wischte sie sich über's Gesicht und drehte sich dann etwas zu mir um. Ihre Augen waren verquollen und rot, doch sie hatte ein Lächeln aufgesetzt. ,,Was ist los?", fragte ich sanft und ließ mich neben sie sinken. ,,Nichts...", wimmelte sie mich schnell mit einem aufgesetzten Lächeln ab. ,,Selbst unser dreijähriger Sohn würde dir das nicht glauben.", erwiderte ich ernst und schaute sie an. ,,Es ist wirklich alles in Ordnung...", murmelte sie und lächelte mich traurig an. ,,Was kann ich tun, dass du nicht mehr weinst?", fragte ich niedergeschlagen. Sie sagte nichts. Ich legte meinen linken Arm um sie und drückte sie sanft an mich. Vorsichtig, um mich ja nicht an den Verletzungen zu berühren, legte sie ihre zierlichen Arme um meine Taille. ,,Was auch immer es ist, es wird alles wieder gut, Schatz...", flüsterte ich und küsste sie auf die Stirn. Sie kuschelte ihr Gesicht an meine linke Brust. ,,Es tut mir leid, dass ich nicht rechtzeitig reagiert habe, sodass Chester wegrennen konnte. Wäre er nicht weggerannt, wärst du jetzt nicht so schwer verletzt.", murmelte sie plötzlich. ,,Hey... Das muss dir nicht leid tun. Mir hätte klar sein müssen, dass er mir hinterher will. Und schau mal: Wäre er nicht weggerannt und hätte ich ihn dann nicht vor dem Auto weggezogen, wärst du jetzt bei dir zu Hause, ich hier und wir wären nicht zusammen.", meinte ich und schaute sie ernst an. ,,Also meintest du das damals im Krankenhaus wirklich ernst?", fragte sie leise. ,,Ja.", antwortete ich. ,,Aber wieso hast du dann, als wir uns gesehen haben, es wieder zurückgezogen?", wollte sie wissen. ,,Ich war verletzt, weil du so von mir gedacht hast und dachte mir, wenn sie schon so denkt, wieso mache ich das dann nicht einfach? So habe ich dann weiter Nähe zu dir gehabt, konnte aber weiter sauer sein, indem ich meine Gefühle nicht gezeigt habe.", antwortete ich. ,,Und als ich dann schwanger war? Wieso warst du da dann immer noch so gefühllos und hast mich weggeschickt? Hast du mich da nicht mehr geliebt?", hakte sie nun nach. ,,Tasha, ich habe dich durchgehend geliebt. Ich habe nie damit aufgehört.", erwiderte ich. ,,Warum hast du mich dann weggeschickt?", wollte sie wissen und eine neue träne lief ihre Wange runter. Der Vorwurf in ihrer Stimme war deutlich herauszuhören. Resigniert schloss ich die Augen. Bitte begannen wir jetzt nicht zu streiten. ,,Weil es mir in dem Moment wirklich egal war. Ich hatte angefangen Gefallen daran zu finden, gefühllos zu sein und hätte ich das an mich rangelassen, wäre es wieder nicht so gewesen und ich hätte wieder mit dem qualvollen Wissen leben müssen, dass ich dich liebe, du mich aber nicht. Also habe ich keine Gefühle zugelassen und dann war es mir egal.", erwiderte ich seufzend. ,,Deswegen hast du dich auch durch halb London gevögelt... Weil es dir Spaß gemacht hat.", murmelte sie leise. ,,Ach, darum geht es...", seufzte ich. Natasha schaute nur weiter aus dem Fenster. ,,Natasha... Diese ganzen Mädchen waren einfach nur Ablenkung. Ich wollte mich von dir ablenken und von dir loskommen.", meinte ich leise. ,,Du hattest Unrecht...", flüsterte sie plötzlich. ,,Bei was?", fragte ich verwirrt. ,,Die ganze Zeit, während wir immer miteinander geschlafen haben und auch schon im Krankenhaus, habe ich dich geliebt.", erwiderte sie. ,,Wieso bist du dann weggerannt?", fragte ich verwirrt. ,,Ich war überfordert und ich dachte, dass du das nur gesagt hast, damit ich nicht gehe.", murmelte sie. ,,Und du hast dich dann nie wieder gemeldet...", stellte ich mit zusammengepressten Lippen fest. ,,Ich dachte, dass du, wenn es dein Ernst war, dich melden würdest...", gab sie leise zu. ,,Und ich wollte dich nicht bedrängen.", meinte ich. ,,Wie oft hast du mit einem Mädchen geschlafen?", fragte sie plötzlich. ,,Natasha, ich denke nicht, dass wir...", fing ich seufzend an. ,,Wie oft?", fragte sie. ,,Wir sollten darüber nicht reden...", murmelte ich bittend. ,,Jamie, ich will es wissen. Wie oft?", sie wurde lauter und ich wusste, dass sie mich gleich richtig anblaffen würde, wenn ich nun nicht mit der Sprache rausrückte. ,,So gut, wie jeden Tag. Manchmal sogar mehrfach am Tag...", gab ich dann leise zu. Ruckartig lehnte sie sich nicht mehr gegen mich, sondern entfernte sich von mir. ,,Natasha...", meinte ich sanft. ,,Jeden Tag?!?", fragte sie dann fassungslos. ,,Ich meinte doch, dass wir darüber nicht reden sollten.", seufzte ich und raufte mir die Haare. Sie schaute mich wütend an. ,,Tasha, das ist vorbei. Ich liebe dich, okay? Und ich will nur dich.", meinte ich besänftigend. ,,Laut dem, was du eben gesagt hast, hast du mich da auch geliebt und hast es trotzdem gemacht.", blaffte sie. ,,Ich weiß...", murmelte ich. ,,Was garantiert mir, dass du das nicht wieder machst?", fragte sie kopfschüttelnd. ,,Natasha, wir sind jetzt zusammen und haben einen Sohn. Als ich das gemacht habe, waren wir nicht zusammen. Wir hatten zwar schon einen Sohn, aber von dem wusste ich nichts. Beziehungsweise, ich wusste von einem Kind, aber nicht, ob du es bekommen hast.", erwiderte ich. ,,Und? Hast du auch ein anderes Mädchen geschwängert?", fragte sie wütend. Ich zögerte. ,,Hast du eine Andere geschwängert?!?", fauchte sie nun. ,,Ja, aber sie hat abgetrieben...", gab ich kleinlaut zu. Plötzlich klatschte es und mein Kopf flog nach links. Ich zischte kurz auf und führte meine Hand an meine rechte Wange. Es dauerte nicht lange, bis ich spürte, wie das Blut von meiner Schläfe über meine Wange lief. Durch die Ohrfeige war eine kleine Stelle an der Wunde an meiner Schläfe aufgeplatzt. Natasha sah selbst geschockt aus. ,,Mama?", hörten wir es dann plötzlich. Unsere Köpfe fuhren herum und wir erblickten Chester, der in der Tür stand und Natasha und mich mit großen Augen ansah.

A drunken NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt