23: Arztpraxis

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Nun saßen wir tatsächlich im Wartezimmer einer Arztpraxis. Ich war immer noch in Pulli und Jogginghose eingelümmelt, hatte noch dazu jedoch eine dicke Jacke an. Aber ich hatte meine Kapuze hochgezogen, sodass mein Gesicht etwas verborgen war. Dazu ließ ich mir meine Haare so ins Gesicht fallen, dass man mich wirklich nicht erkannte. Jetzt hatte ich gerade wirklich keine Lust auf Fans. Auch wenn ich so eingepackt war und mein Gesicht größtenteils versteckt war, bekam ich neugierige Blicke zugeworfen. Die ganze Zeit spielte ich mit meinen Fingern und erblickte dann das verräterische, wieso ich vielleicht doch erkannt wurde. Mit grimmigem Blick schaute ich auf die Tattoos meiner Mittelfinger. Schnell ließ ich meine Hände in meine Jackentaschen verschwinden. Mein Blick ging zu Natasha, die im Gegensatz zu mir unglaublich aussah. Sie trug eine zerschlissene blaue Jeans, mit Boots, einem weinroten Pulli, unter dem sie ein weißes Hemd von mir trug, das etwas an den Armen und am Ende des Pullis rauslugte. Darüber hatte sie eigentlich einen hellbraunen Mantel, der jedoch nun auf ihrem Schoß lag. Auch sie drehte nun ihren Kopf zu mir. ,,Wie lange wird das noch dauern?", murmelte ich quengelig. Erstens, sehnte ich mich nach meinem Bett oder meiner Couch und zweitens, gingen mir die Blicke gehörig auf den Sack. ,,Warum bist du so ungeduldig?", seufzte Natasha. ,,Weil die Leute hier beginnen, mich zu erkennen.", zischte ich. Sie blickte sich kurz im Wartezimmer um und schien nun auch die Blicke zu bemerken. Denn sie stand kurz auf und lief zum Empfang. Dort redete sie kurz mit der Sekretärin, die mir dann auch einen kurzen Blick zuwarf. Dann kam sie wieder zu mir. Sie setzte sich wieder neben mich. ,,Sie meinte noch zehn bis fünfzehn Minuten.", murmelte sie. Mit einem jammernden Laut ließ ich meinen Kopf gegen ihre Schulter sinken. Gegen sie gelehnt saß ich also nun da. Natasha hob den Arm, der Schulter, legte ihn um meinen Nacken und kraulte mich an den Haaren. Müde schloss ich die Augen und genoss ihre Berührung. Ich war so müde und gerädert, dass ich in den Halbschlaf verfiel, während wir warteten. Da es mir auch mit geschlossenen Augen zu hell war, drückte ich nun noch mein Gesicht gegen ihren Hals und atemte ihren Geruch tief ein. ,,Nicht schlafen, Jay...", murmelte Natasha und kraulte mich weiter. Ich brummte nur leise und kuschelte mich mehr an sie. Sie drehte ihren Kopf so, dass ihre Lippen nun neben meinem Ohr waren. ,,Die zwei Teenager-Mädchen da, haben glaube ich gerade ein Bild gemacht.", murmelte sie leise in mein Ohr. Desinteressiert zuckte ich die Schultern und drückte mein Gesicht mehr an ihren Hals. ,,Das werden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Instagram posten.", meinte Natasha nun leise. ,,Sollen sie doch.", murrte ich. Mir war das gerade alles so egal. Ich drehte mein Gesicht kurz zur Tür, als eine Arzthelferin eintrat. ,,Mister Bower, bitte.", sagte sie. Natasha und ich erhoben uns und nun lag wirklich sämtliche Aufmerksamkeit auf uns. Natasha ergriff meine Hand und zusammen liefen wir der Arzthelferin hinterher, wobei ich eher trottete. Im Behandlungszimmer angekommen, erwartete uns schon eine lächelnde junge Frau. Die Frau strahlte mich mehr an, als alles Andere und ich sah, wie Natasha skeptisch die Augenbrauen nach oben zog. Nun reichte mir die Frau ihre Hand. ,,Guten Tag. Ich bin Frau Doktor Davies. Sie sind bestimmt Mister Bower.", meinte sie. Ne, ich bin ein dahergelaufener Penner, der sich unter dem Namen Bower angemeldet hat., schoss es mir sarkastisch durch den Kopf, doch ich nickte nur. Während sie auch kurz Natasha die Hand reichte, setzte ich meine Kapuze ab und machte auch meine Haare wieder normal. Die Ärztin betrachtete mich. ,,Ja, Sie sind es eindeutig.", meinte sie, nachdem sie sich kurz auf die Unterlippe gebissen hatte. Nun räusperte sich Natasha. ,,Wir sind hier, weil Jamie glüht, wie ein Backofen und nicht, damit er von einer Ärztin halb mit Blicken ausgezogen wird.", sagte sie ruhig, aber mit drohendem Unterton. Innerlich klopfte ich ihr stolz auf die Schulter. Die Ärztin warf ihr einen missbilligenden Blick zu, für den ich sich jetzt schon gerne an die Wand geklatscht hätte. Dann räuperte sie sich. ,,Also, durch die Aussage eben schließe ich, dass Sie anscheinend ziemlich hohes Fieber haben. Was sind es denn sonst noch für Symptome?", meinte Dr. Davies. Natasha schaute mich auffordernd an. ,,Ich habe in letzter Zeit öfters gehustet, hatte heute Morgen ziemlich Kopfschmerzen, habe mich ziemlich schlapp gefühlt, war müde, habe gefroren aber gleichzeitig geschwitzt.", erklärte ich und setzte mich zusammen mit Natasha auf die Stühle gegenüber der Ärztin. ,,War der Husten eher röchelnd mit Schleim oder trocken?", hakte nun Dr. Davies nach. Ratlos blickte ich Natasha an. Über sowas hatte ich wirklich keine Ahnung. ,,Trockener, eigentlich schon chronischer Husten.", erwiderte Natasha für mich. ,,Haben Sie erbrochen?", fragte Dr. Davies, die sich Notizen machte. ,,Hätte ich das, hätte ich es wohl gesagt, oder?", erwiderte ich gereizt. Natasha legte sanft ihre Hand auf meine. ,,Dann würde ich Sie bitten, kurz Ihren Pulli auszuziehen und sich auf die Behandlungsliege zu setzen.", meinte Dr. Davies. Widerwillig löste ich Natasha's und meine Hand voneinander und zog meinen Pulli aus. Dann setzte ich mich auf die Liege. Dr. Davies kam mit einem Stethoskop und hörte meine Atmung ab. Ich verschrenkte locker meine Schienbeine miteinader, doch dann zuckte ich wieder mit dem rechten Schienbein weg. Verdammt, diese Wunde war immer noch da. ,,Ihre Atmung ist etwas schwer und unregelmäßig. Haben Sie Lungenprobleme?", hakte Dr. Davies nach. ,,In letzter Zeit war er ziemlich schnell außer Puste und hat angefangen zu keuchen.", merkte Natasha an. Ich rollte genervt mit den Augen. ,,Trinken Sie viel Alkohol oder rauchen Sie?", fragte Dr. Davies. ,,Alkohol trinke ich kaum, aber ja ich rauche. Seit 11 Jahren.", erwiderte ich. Dr. Davies nickte nur. Dann maß sie noch meine Temperatur. ,,Ulala, 39,8°C. Das ist nicht mehr einfach erhöhte Temperatur.", meinte sie und bedeutete mir, meinen Pulli wieder anzuziehen. ,,So, wie Sie es gerade beschrieben haben und auch mit dem Fieber und der etwas schweren Atmung, deutet das für mich auf eine Grippe hin. Ich werde Ihnen etwas dagegen verschreiben. Sie sollten nun zu Hause bleiben, den Tag am besten auf der Couch verbringen, sich warm einpacken, viel Tee trinken und Suppe essen und einfach sich ausruhen. Wenn das Fieber verschwunden ist, sollten Sie noch ein zwei Tage weiter Bettruhe bewahren und es auch danach nicht sofort wieder übertreiben.", erklärte mir Dr. Davies und schrieb ein Rezept. Dieses reichte sie mir dann. ,,Schönen Tag noch und gute Besserung.", meinte sie. Natasha und ich nickten nur und verließen das Behandlungszimmer. ,,Siehst du? Es ist nichts sooo ernstes.", meinte ich lächelnd zu ihr und wir verließen die Arztpraxis. ,,Aber trotzdem bist du krank. Und es hat geholfen, dich jetzt untersuchen zu lassen. Jetzt müssen wir nur noch zur Apotheke und die Medikamente holen.", erwiderte sie und drückte mir einen Kuss auf die Wange. ,,Ist Grippe nicht ansteckend?", fragte ich dann. ,,Ja, ist sie. Wieso?", hakte Natasha nach. ,,Und wenn ich dich anstecke?", traurig schaute ich sie an. Sie sollte nicht wegen mir krank werden. Aber ich wollte auch nicht, dass sie wegging. Verdammt, war ich ein Egoist. ,,Ich bin gegen Grippe geimpft. Was wir auch bei dir machen werden, wenn du wieder gesund bist.", meinte sie lächelnd. Ich seufzte nur und stieg dann ins Auto.

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Na? Jamie hat nichts vom Bluthusten und auch nichts von der Wunde am Bein oder den Herzschmerzen gesagt...

A drunken NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt