53: Die Angst des Kindes

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,,Süßer...", begann Natasha vorsichtig und ging zwei Schritte auf Chester zu. Doch dieser wich diese Schritte zurück. Ich ließ schnell meine Hand sinken. ,,Er hat Angst vor mir...", Natasha sah mich panisch an. ,,Ganz ruhig...", meinte ich und drehte mich nun komplett zu Chester. ,,Hey, Kumpel...", meinte ich sanft und ging auf ihn zu. Er bleib an Ort und Stelle stehen. Vor ihm ging ich in die Hocke. Nun waren er und ich auf Augenhöhe. ,,Es ist alles gut, Großer. Du brauchst keine Angst zu haben.", meinte ich und legte langsam meine Hände an seine Oberarme. Schließlich wusste ich nicht, wie er auf mich reagierte. Jedoch hatte ich nichts gemacht, weswegen er Angst haben könnte. Langsam hob er wieder seine Hand. Er legte seine süße Kleinkinderhand an meine Wunde und schaute dabei fest auf die Wunde. ,,Papa, du Blut.", meinte er wieder. So wie nach dem Unfall. Nach dem Unfall hatten diese Worte mein Herz gerettet, dass wie wild in meiner Brust gehämmert hatte. Ich hatte gedacht, dass er vielleicht doch mit dem Kopf aufgeschlagen war und deswegen nichts sagen konnte, doch dann hatte er mir gesagt, dass ich blutete und mein Herz hatte eine Sekunde aufgesetzt. Danach hatte ich angefangen zu flennen wie ein Schlosshund, vor Erleichterung. Aber wer hätte nicht reagiert wie ich, wenn das dreijährige Kind fast überfahren wird, erstmal nichts sagt und dann einem plötzlich sagt, dass man blutete. ,,Ich weiß, Großer. Aber das ist nicht schlimm. Es tut auch nicht weh.", meinte ich und strich ihm sanft über die Wange. Nun ging Chester's Blick unsicher zu Natasha, die ziemlich aufgelöst dastand. ,,Papa, warum Mama dich geschlagen?", fragte er und schaute nun wieder mich an. ,,Mama und ich haben ein bisschen gestritten. Ich habe Mama sehr wütend gemacht und sie auch verletzt. Mama ist dann etwas zu wütend geworden und hat mich geschlagen. Aber das wollte sie eigentlich nicht, Großer. Es passiert aber öfters, dass Leute so wütend werden, dass sie jemanden schlagen und es gar nicht so wollen. Mama wollte mir nicht weh tun, Süßer. Und sie macht das normalerweise auch nicht. Das war ein Versehen. Und sie hat mir ja auch nicht weh getan. Nur die Wunde vom Unfall ist wieder ein bisschen aufgegangen, verstehst du?", beruhigte ich ihn und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. ,,Also Blut nicht weh tun?", fragte er verunsichert. ,,Nein.", log ich. Denn es tat wirklich weh. ,,Und es ist auch alles gut bei Mama und mir. Du brauchst keine Angst zu haben.", meinte ich sanft und strich ihm mit meiner nicht verkrusteten Hand über die Haare. Er nickte. ,,Mama und ich kümmern uns kurz um das Blut und dann kommen wir zu dir, okay? Ich mache dir den Fernseher wieder an, dann kannst du etwas gucken.", meinte ich lächelnd. Chester nickte und umarmte mich dann kurz. ,,Umarmst du Mama auch? Sie ist ganz arg traurig.", flüsterte ich in sein Ohr. Er nickte schnell und wir lösten uns. Langsam erhob ich mich und Chester lief zu seiner Mutter. Diese umarmte er genauso fest, wie mich eben. Dann streckte ich ihm meine Hand hin und lief mit ihm ins Wohnzimmer. Ich schaltete den Fernseher ein und setzte Chester auf die Couch. Dann verließ ich das Wohnzimmer und schloss die Tür. Natasha wartete vor der Tür auf mich. ,,Du hast ihn angelogen.", meinte sie. ,,Notlügen gehören manchmal nun mal dazu. Das habe ich schon bei meiner Erziehung gelernt.", erwiderte ich einfach nur und zuckte leicht die Schultern. ,,Aber warum?", fragte sie. ,,Wenn ich ihm gesagt hätte, dass es verdammt weh tut, hätte ich ihm damit nicht die Angst genommen. Wobei ich denke, dass er eher weniger Angst hatte, sondern das einfach nur der Schock war. Ich habe ihn einfach nur beruhigt. Hätte er gewusst, dass es weh tut, hätte er wahrscheinlich sogar noch angefangen zu weinen.", erwiderte ich und lief ohne ein weiteres Wort ging ich in Richtung Badezimmer. ,,Es tut mir leid.", diese vier Worte ließen mich innehalten. ,,Ich hätte dich nicht schlagen dürfen, aber ich war so wütend.", murmelte Natasha. ,,Schon okay.", erwiderte ich, ohne mich umzudrehen und ging ins Bad. Natasha folgte mir. ,,Es wirkt nicht so, als wäre alles okay.", meinte sie dann, während ich mich auf den Toilettendeckel sinken ließ. ,,Ich habe nur Schmerzen. Schließlich ist mein gesamter Körper immer noch wie durch die Käseraspel gejagt.", erwiderte ich darauf. ,,Ich kümmere mich um die Wunde...", murmelte sie leise und löste das Verbandszeug von meiner Schläfe. Ich zischte leise auf und krallte meine Finger in meine Oberschenkel. ,,Tut mir leid.", nuschelte Natasha und schaute mich schuldbewusst an. Sie nahm ein Wattebällchen und betröpfelte es mit Desinfektionsmittel. Mit diesem Bällchen tupfte sie meine Wunde ab, was höllisch brannte. Dann verband sie die Wunde neu. Immer noch sah sie mich traurig an. ,,Warum bist du immer noch traurig?", fragte ich, während ich immer noch saß und sie so zog, dass sie zwischen meinen Beinen stand. ,,Ich hätte dich nicht schlagen dürfen und Chester hasst mich jetzt.", murmelte sie und schaute auf den Boden. ,,Engel, es ist alles in Ordnung. Ich wäre an deiner Stelle genauso wütend gewesen und Chester hasst dich nicht. Er war nur ziemlich erschrocken und wusste nicht, wie er reagieren soll. Aber ich habe es ihm erklärt und jetzt ist auch für ihn wieder alles gut. Er hat dich doch auch umarmt.", meinte ich sanft und zwang sie, mich anzusehen. ,,Aber nur, weil du es ihm gesagt hast.", meinte sie protestierend. ,,Hey... Würde er dich hassen, hätte er dich auch dann nicht umarmt. Er hasst dich nicht. Du bist seine Mutter. Er liebt dich.", raunte ich und zog sie noch mehr an mich. Sie fiel auf meinen Schoß und schaute mich mit großen Augen an. ,,Und nicht nur er liebt dich.", raunte ich dicht an ihren Lippen. Natasha schluckte schwer. Ihre Augen waren auf meine Lippen fokussiert. Langsam beugte ich mich noch ein Stück vor und legte schließlich meine Lippen auf ihre. Sie erwiderte den Kuss und ich seufzte leise. Wie ich das vermisst hatte. ,,Verdammt, ich liebe dich so sehr...", flüsterte ich in ihren Mund. ,,Ich dich auch.", murmelte sie und vergrub ihre Fingerspitzen in meinen Haaren. Unsere Zungen stupsten einander an. Sie fuhr mit den Fingern über meinen Hals und schließlich meinen Oberkörper runter. Leise keuchte ich auf und vertiefte den Kuss noch etwas. Meine Hände lagen an ihren Hüften. Und plötzlich ließ sie meinen Gürtel aufschnappen. Ich löste mich kurz von ihr, um sie anzusehen. ,,Babe, du bringst mich noch um...", raunte ich und verschloss unsere Lippen wieder miteinander.

A drunken NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt