50: Gewissenskonflikte

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-Jamie-

Die Tränen liefen lautlos über meine Wangen, während ich immer wieder an der Zigarette zog. Mein Körper zuckte unter meinen lautlosen Schluchzern und ich starrte in die Ferne. ,,Hey...", murmelte Natasha plötzlich sanft neben mir und setzte sich auf den anderen Stuhl. Ich wischte mir schnell über die Augen. ,,Hi...", meinte ich dann, konnte aber nicht verhindern, dass meine Stimme brach. ,,Was ist los?", fragte Natasha sanft. ,,Nichts...", murmelte ich schnell und zog wieder an der Zigarette. Natasha nahm mir die Zigarette aus der Hand und drückte sie im Aschenbecher aus. ,,Hey, die sind teuer!", protestierte ich. Sie schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. ,,Ja, okay... Für mich vielleicht nicht. Aber es ist trotzdem zu viel Geld um die noch nicht mal halb geraucht auszumachen.", meinte ich. ,,Was ist los?", fragte sie wieder. ,,Nichts. Habe ich doch gesagt.", erwiderte ich hektisch. ,,Jamie. Du bist weinend aus dem Bad gelaufen. Und ich sehe, dass du auch eben noch geweint hast. Dein über die Augen wischen hat auch nichts gebracht.", meinte sie. Ich seufzte. ,,Also, was ist los?", hakte sie nach, als ich immer noch nichts sagte. ,,Ich bin ein schrecklicher Mensch...", schnaubte ich und ergriff die Zigarettenpackung. Diese nahm mir Natasha aus der Hand. ,,Du weißt schon, dass ich das machen muss, oder?", ich blickte sie irritiert an. ,,Ich fand' es früher schon nicht so toll, aber jetzt hast du einen Sohn, Jamie. Und er soll nicht die ganze Zeit den Rauchgeruch inhalieren, wenn er dich umarmt.", erwiderte sie. ,,Du meinst, wenn ich nicht aufhöre zu rauchen lässt du ihn nicht mehr in meine Nähe?", ungläubig blickte ich sie an. ,,Ich will generell, dass du aufhörst. Es ist nicht gut und das weißt du selbst. Du hattest schon eine Herzschwäche. Setz es nicht drauf an.", meinte Natasha. Ich seufzte. ,,Wie kommst du darauf, dass du ein schrecklicher Mensch bist?", wollte sie dann wissen. ,,Ich habe dich weggeschickt, als du schwanger warst und mich nie wieder bei dir gemeldet. Anstatt, dass es mich interessiert hat, ob du das Kind bekommen hast, was es ist, ob ihr Beide wohlauf seid und ob ihr zurecht kommt mit dem Geld und so weiter, habe ich mich betrunken, Partys gefeiert, mich durch halb London gevögelt und bin immer tiefer in die Scheiße gesunken. Als Ches vor meiner Tür stand, war ich verkatert, habe nach Rauch und Sex gerochen und war ein Arschloch. Ich habe ihm Angst gemacht. Verdammt, ich war ein schrecklicher Mensch. Ich habe dich geliebt und tue es immer noch. Aber trotzdem habe ich dich weggeschickt, als du schwanger mit unserem Kind zu mir kamst. Ich war kurz davor unseren Sohn wegzuschicken, als er vor meiner Tür stand. Und ich habe alles verpasst. Ich habe seine ersten Worte verpasst, seinen ersten Krabbelversuch, seinen ersten Laufversuch, seine ersten richtigen Schritte, seinen ersten Zahn, als er das erste Mal auf eine richtige Toilette gegangen ist und noch so viel mehr. Andere Väter können vor stolz alles berichten, wie ihre Kinder groß geworden sind. Ich könnte Anderen gerade Mal die Lieblingsfarbe von Ches sagen. Und so, wie ich kleine Kinder kenne, ändert die sich auch jeden Tag. Ich könnte ihnen nicht mal sagen, was er am liebsten isst, was er am liebsten trinkt, ob er ein schwieriges Kind ist oder das Leichteste der Welt. Gott, ich bin der schlechteste Vater der Welt. Ich weiß nicht mal, was er alles schon kann. Verdammt, ich weiß nicht mal seinen Geburtstag!", ich redete mich in Rage und als ich endete, hatte ich die das Gesicht in den Händen vergraben. Tränen rannen meine Wangen runter.

-Natasha-

Erstaunt sah ich Jamie an. Ich wusste nicht, dass ihn so Gewissensbisse plagten. Langsam stand ich auf und kniete mich vor ihm hin. Ich nahm ihm die Hände vom Gesicht. Seine blauen Augen waren gerötet und angeschwollen. Die Tränen standen in seinen Augen und liefen seine Wangen runter. ,,Du bist nicht der schlechteste Vater der Welt. Wärst du ein schlechter Vater, hättest du Chester nicht zu dir genommen. Du hättest ihm nicht Sachen gekauft und wärst nicht zurück gerannt, als du mich seinen Namen rufen gehört hast. Dich hätte es nicht interessiert, was mit ihm ist und du hättest dich ihm gegenüber nicht so verhalten, wie du es tust. Jamie, dein Sohn liebt dich. Nein, er vergöttert dich. Innerhalb weniger Stunden, vielleicht sogar Minuten, hat er begonnen dich aus ganzem Herzen zu lieben und zu bewundern. Er vertraut den Menschen, den du vertraust. Deswegen vertraut er auch Sam. Natürlich war es nicht so toll, was während der Schwangerschaft und seine ersten Lebensjahre war, aber er hat dir das schon längst verziehen. Schon seit er reden kann, hat er nach dir gefragt. Ich habe ihm immer versprochen, dass er dich eines Tages kennenlernt und dass du ein ganz toller Vater bist. Und das bist du. Ihr müsst euch noch etwas kennenlernen und ich habe alles auf Video. Seine ersten Schritte, sein erstes Mal krabbeln und so weiter. Und er hat am 29. November Geburtstag.", meinte ich. Jamie starrte mich einfach nur an. Und dann beugte er sich vor und küsste mich. Ich schob meine Finger in seinen Nacken, weil ich wusste, dass er dort keine Schmerzen hatte und erwiderte den Kuss. ,,Er hat eine Woche nach mir Geburtstag?", lächelte Jamie. Ich nickte. Dann küsste ich ihn erneut. Er erwiderte den Kuss sofort und legte seine verwundete Hand an meine Wange. ,,Würden wir nicht ein kleines Kind hier im Haus haben und wäre ich nicht so stark verwundet, dass ich mich kaum bewegen kann, hätten wir von den letzten Jahren ziemlich viel nachzuholen.", grinste Jamie an meinen Lippen, bevor er sie wieder miteinander verschloss. ,,Du bist immer noch der gleiche Idiot.", kicherte ich. Jamie grinste wieder und ließ dann seine Zunge in meinen Wund wandern. Ich erwiderte den Zungenkuss und unsere Zungen neckten sich gegenseitig sanft. Dann biss mir Jamie neckend in die Unterlippe. ,,Ich liebe es, dich zu berühren, dich zu küssen und in deiner Nähe zu sein...", hauchte er und intensivierte den Kuss noch mehr. Ich fasste ihn fester im Nacken und zog auch sanft an seinen Haaren. ,,Verdammt, da fehlt noch was...", murmelte Jamie und biss mir wieder sanft in die Unterlippe. ,,Was denn?", kicherte ich und strich ihm über die unversehrte Wange. ,,Ich liebe dich.", flüsterte er und legte seine Lippen wieder auf meine. ,,Ich dich auch...", wisperte ich in seinen Mund. Jamie erstarrte. Er ging ein Stück zurück und ich sah, wie seine Augen leuchteten. ,,Du... liebst mich?", flüsterte er. Ich nickte heftig und legte meine Lippen wieder auf seine. ,,Und ich wollte es dir schon so lange sagen...", flüsterte ich und verstärkte den Kuss wieder.

A drunken NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt