... oder Rick?

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Ich laufe los zur Bushaltestelle und drehe mich um, als ich merke, dass er immer noch vor dem Schultor steht.

"Maincher, worauf wartest du? Eine Extraeinladung? Komm!"

Er läuft mir entgegen.

"Bist du mit diesem Rick zusammen?", fragt er mich.

Ich hebe eine Augenbraue. "Nick meinst du wohl. Nein, wieso?"

"Ähm...-", stockte er. Weiß er eigentlich, wie sexy seine Stimme klang? Zusammenreißen, Melanie!

Unbeholfen fährt er sich durchs Haar. "Ich dachte nur als dein Mitbewohner sollte ich vielleicht wissen, wenn du Typen mit auf dein Zimmer bringst."

Grad noch so die Kurve gekriegt, mein Lieber. Grad noch so.

"Denkst du echt, ich würde jemals irgendeinen Typen mit zu mir nach Hause bringen?! Dort wo ja leider Gottes du bist und meine Mutter. Nein, danke! Und in dieser Schule einen gescheiten Kerl zu finden gleicht einer Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Du wirst es schon noch merken."

"Wieso?"

"Weil das die Eliteschule Londons ist. Die Schülerschaft kommt aus reichem Hause und ist demnach auch... oberflächlich."

"Dieser Nick scheint dir doch zu gefallen."

Ich verdrehe die Augen und tue diese Aussage mit einem Schulterzucken ab. Mir doch egal was der Blödmann denkt! Beide!

"Er ist genauso oberflächlich wie alle anderen."

Er schaut mir prüfend in die Augen, will vermutlich herausfinden, ob ich auch meine was ich sage.

"Du bist ganz schön hart."

"Wenigstens bin ich ehrlich."

Ungeduldig tippe ich mit meiner der Spitze meines Stiefels auf den Bürgersteig.

"Wo bleibt der Bus?", fragt Alex leicht genervt.

"Das, mein Lieber, ist London und der Grund, warum ich es vorziehe mit dem Taxi zu fahren."

Ich schaue gelangweilt auf meine Uhr, dann setze ich mich auf den Sitzplatz bei der Busstation und fange an meine Nägel zu feilen.

"Ist das jetzt dein Ernst?", fragt Alex mich ungläubig.

"Such dir lieber auch eine Beschäftigung. Bei den Wetterverhältnissen kann das noch ein wenig dauern..."

"Ernsthaft? Können wir nicht einfach ein Taxi rufen?"

"Siehst du hier etwa eins? Du kannst ruhig mal von deinem hohen Ross herunter kommen!", genervt schaue ich ihn an und versuche dem Blick aus seinen wunderschönen Augen standzuhalten.

" "Hohes Ross"? ICH? Das ist jetzt aber nicht dein Ernst!"

"Ich kenne doch Leute wie dich! Ihr verbringt jedes zweite Wochenende in einem protzigen Ferienhaus und eure Ferien in Dubai, Hawaii, Miami."

"Und du etwa nicht? Ich bin erst einen Tag an dieser Schule und das Bild, was ich mir durch das Gerede der Leute gemacht habe und deine Aktion eben, weist eindeutig darauf hin, dass du ein verwöhntes, egozentrisches Flitt-" Er schaut mich an und stockt. Er fährt sich mit der Hand durchs Haar und versucht sich zu sammeln.

"Es tut mir leid.", sagt er schließlich. "Ich bin zu weit gegangen."

"Bist du fertig?", frage ich ungerührt, obwohl es mir doch mehr ausmacht, als ich ihm jemals zugeben werde. Ich bin es leid, dass jeder diesen Eindruck von mir gewinnt, nur weil ich mir nicht ein BFF fürs Leben suche und deshalb alle Mädchen über mich herziehen.

"Ja."

Ich nicke, stehe auf und steige in den ankommenden Bus ohne ihn auch nur anzusehen. Perfektes Timing würde ich sagen.

Ich setze mich hin und feile ungerührt an meinen Nägeln weiter.

"Melanie.", zögernd ergreift er meinen Arm.

"Fass mich nicht an!", fauche ich und unterdrücke die plötzliche Hitze, die in mir aufsteigt.

Er zieht seine Hand zurück.

Ich schließe kurz die Augen, atmete hörbar gereizt aus und feile dann weiter.

"Der nächste Halt: Rock Avenue.", verkündet die elektronische Stimme freundlich und ich steige aus.

Ich stehe auf und laufe erstmal die zwei Meter zu Starbucks. Irgendwie muss ich mich ja abregen.

"Melanie, mia belle. Was machst du denn hier?", werde ich überschwänglich von Toni begrüßt und fühle mich gleich ein Stückchen besser.

"Ich brauch unbedingt einen Caffe Latte."

"Wird sofort erledigt.", zwinkert er mir zu. "Magst du auch was?", fragt er dann. Als ich mich umdrehe, sehe ich Alex' Augen, die mich festhalten wollen.

Ich rümpfe die Nase. Dann gehe ich an meinen Spind und hole mein Not-Schminkkästchen heraus. Ich verschwinde auf die Toilette und schaue mich im Spiegel an.

Ich hole mein kleines Armani-Parfümfläschchen Luna heraus.

Wenn Alex ein Flittchen haben möchte, bekommt er eben ein Flittchen.

Ich sprühe mich mit Parfüm ein und ziehe noch rasch mit einem schlichten Lippenstift meine Lippen nach. Ich gehe heute feiern!

Der Neue *abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt