Klärende Gespräche

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Gähnend stehe ich am nächsten Morgen - Gott sei Dank ein Feiertag und keine Schule - auf und begegne Alex auf dem Weg ins Bad. Ich will Joggen gehen und mach mich daher nicht besonders fertig. In Jogginghosen setze ich mich an unseren Frühstückstisch und trinke erstmal gemütlich einen Kaffee. Ich bin noch alleine, mach das Radio an und summe fröhlich mit, als ich mir Omelett mache.

Auf meine Mutter ist ja in Sachen Kochen leider kein Verlass. Sie kommt eher schlecht als recht in die Küche. Mir ist klar, dass sie nur für Alex aufgestanden ist, um einen auf Supermami zu machen. Mit einem mitfühlenden Blick auf ihre Augenringe schenke ich ihr Kaffee ein.

"Bekomme ich auch einen?", höre ich seine unglaublich anziehende Stimme.

Ohne Alex anzusehen schenke ich ihm auch ein. Ich mampfe mein Omelett in mich hinein und blende die morgendlichen Gespräche von meiner Mutter und Alex aus. Das hält ja niemand aus!

"Ich geh jetzt Joggen", verkünde ich als ich fertig gegessen habe. 

"Ich wollte eigentlich auch Joggen gehen, kenne hier aber noch keine Route.", sagt Alex.

Was gibts denn da bitte nicht zu kennen? Er muss einfach durch die Gegend Joggen. Und es ist ja nicht so als wäre er ein kleines Mädchen, dass sich fürchten müsste, wenn es den Weg nicht zurückfindet.

"Nimm dir ne Karte...?", frage ich zuckersüß.

"Melanie! Ach, ist das nicht schön! Ihr könnt zusammen Joggen gehen! Komm schon, nimm Alexander doch mit!"

Meine desillusionierte Mutter hat so ein Funkeln in den Augen, dass ich gut genug weiß, dass ich sie nicht aus ihrer Illusion reißen kann. Na toll.

"Ich wollte jetzt eigentlich los...", murre ich.

"Perfekt, ich bin auch fertig.", sagt Alex freudestrahlend.

Mist mist mist!

Kaum, dass wir fünf Minuten Joggen fängt er auch schon an mich vollzulabern. 

Ich verfluche mich selber dafür, dass ich meine Kopfhörer verloren habe.

"Hmm?", frage ich.

"Erzähl doch mal was! Aus der Schule.. von diesem Rick oder deinen Hobbys.. oder einfach was du willst!"

Ich verdrehe nur die Augen: "Ich rede eigentlich nicht beim Joggen."

Er übersieht den Wink mit dem Zaunpfahl: "Ach Quatsch, das steigert die Kondition!"

Ich seufze. "Schule - aufgeblasene wichtigtuerische Institution. Nick - Kapitän des Footballteams. Ich cheerleade. Und zu 'was ich will' eigentlich will ich gar nicht mit dir reden!"

Ich schaue stur geradeaus. 

"Du bist ziemlich abweisend, weißt du. Nur zu mir oder zu jedem?"

Ich schaube. 

"Also zu jedem. Ist das der Grund, dass dich jedes Mädchen an der Schule in den Dreck zieht?"

"Ist das hier ne Therapiesitzung?!" Warum gebe ich mir das hier eigentlich...?!

"Ich wollte dir nur sagen- ich - wir - ich kann dein Kumpel sein. Ich mag dich eigentlich ganz gerne."

Ist das sein Ernst? Ich verachte ihn die ganze Zeit und er kommt mir mit Freundschaft? Ich mache mit ihm rum und am nächsten Tag will er mein Freund sein? 

"Irgendwas stimmt doch ganz eindeutig mit den Signalen nicht, die ich aussende...", murmele ich.

"Hör zu.", sagt er. "Angel schmeißt heute eine Party und ich dachte mir, wir könnten da zusammen auftauchen."

Als er meinen Blick sieht, fügt er schnell hinzu: "Nicht als Paar! Nur als Freunde!"

"So wie gestern?", antworte ich skeptisch.

"Nein! Ich dachte, wir könnten vielleicht einer auf den anderen aufpassen, damit wir nicht wieder so Dummheiten begehen wie gestern."

Meint er mit Dummheiten unseren Kuss?

"Okay, abgemacht."

Der Neue *abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt