Doch nicht so schlimm

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Meine Stimmung am nächsten Morgen ist so gut, dass ich sogar direkt nach dem ersten Klingeln meines Weckers aufstehe.
Vor mich hin summend ziehe ich ein dunkelgrünes Strickkleid zu meiner grauen Strumpfhose an. Dann noch meine schwarzen Halbstiefel, einen Trenchcoat und einen bordeaux-farbenen Schal dazu und mein Outfit ist perfekt! Es ist mir heute sowas von egal, ob ich einen Tadel bekomme, weil ich keine Schuluniform anhabe!
Ich hab für diesen Monat eh noch zwei Tadel frei!

Vergnügt schwatze ich mit Alex im Schulbus. Seit der Kuchenaktion verstehen wir uns etwas besser.
Naja, sagen wir mal so: ich bin nicht mehr ganz so gemein und siehe da, man kann sich mit ihm echt nett unterhalten!

"Wie kommt's eigentlich, dass du das hier mit dir machen lässt und deine Mutter dich hier abladen kann?", frage ich neugierig.
Als ich seinen Blick sehe, füge ich schnell hinzu:
"Nicht, dass das jetzt nicht normal wäre, oder so!"

Hoffentlich denkt er jetzt nicht, ich würde seine Mutter für gestört halten. Tu ich halt eigentlich... Welche Mutter lässt ihren Sohn schon alleine nur, weil sie eine Midlifecrisis hat und nun unbedingt fremde Kulturen kennenlernen will...?!

"Ich krieg ein Auto und ne eigene Wohnung.", antwortet er trocken.
Okay... Nicht schlecht.
"Dafür, dass du den Fraß meiner Mutter essen musst. Schwach, sehr schwach..."

Er lacht leise. Ein wunderbarer Klang.
"Naja, ich hatte eh Stress mit meiner Ma: sie will nicht, dass ich in das Unternehmen meines Vaters einsteige, aber für mich wäre das eine riesengroße Chance!"

Wow. Scheint so, als hätten wir doch mehr gemeinsam, als ich dachte...

"Seitdem mein Vater weg ist, ist es auch bei uns schwer geworden.", sage ich möglichst unbekümmert, doch ich sehe, dass er mich versteht.
Es ist unheimlich, jemandem so persönliche Dinge anzuvertrauen!
"Ständig diese komischen Blicke, wenn man etwas über ihn erzählt!"
"Und ständig dieses ewige Gestreite, wenn man das Wochenende bei ihm verbringen will!", ergänze ich.
"Ich bin irgendwie froh, dass ich jetzt erstmal hier bin und etwas Abstand habe!"

"Ich auch.", sage ich leise und meine damit aber, dass Alex jetzt hier ist.

Der Neue *abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt