2 Eine neue Welt

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Als ich nach Hause kam, war es schon fast halb neun. Ich setzte mich noch ins Auto und fuhr zu Attila. Wie schon als kleines Mädchen erzählte ich ihm die Story, während ich mit ihm spazieren ging. Es waren immer noch 30 Grad. Danach gabs für ihn eine Dusche und Abendbrot. Ich knutschte mein Pferd nochmal und ging zum Auto. Das Erzählen dieses Erlebnisses tat mir gut. Attila stellte keine Fragen. So konnte ich in Ruhe meinen Kopf sortieren.

Ich duschte zuhause auch den Schweiß und Dreck ab und setzte mich auf meinen Balkon. Ich hatte beschlossen, das ein doppelter Vodka auf Eis jetzt das Richtige war. Den genoss ich zwischen meinen Pflanzen auf dem Minibalkon zum Hinterhof meine Altbauwohnung mit den hohen Decken und dem Stuck.

Bünde? Warum nur Chris? Er war echt verdammt süß. Und ja verdammt, es hatte gefunkt! Ganz deutlich sogar. Ich nahm den letzten Schluck und fasste den Entschluss, jetzt auf dem Handy mal Recherchen anzustellen. Das dauerte bis 1 Uhr nachts. Mein Handy piepte und riss mich aus der Verfolgungsjagd. Oh Gott, ich fühlte mich ertappt. Es war eine Nachricht von Chris. "Show vorbei. Verdammt heiß hier. Ich kann irgendwie nicht abschalten. Auch wenn du vermutlich schon schläfst, wollte ich dich gerne für morgen um ein zweites Date bitten. Bitte komm..." Ich schluckte. Noch ein kleine Vodka mit Eis. Ich wusste nicht, was ich schreiben sollte. Klar sah er gut aus. Und er schien ja interessiert. Aus dem Netz ging er jetzt auch nicht als Gigolo hervor. Aber will ich das? 1:15 Uhr. Ich entschied mich, zu antworten. Er war noch online. Ich schluckte und schrieb "Ich bin auch noch wach. Kann bei der Hitze nicht schlafen. Und bei dem Tag heute auch nicht...". Den Text hatte ich abgeschickt und mir schlug das herz bis zur Brust. "Wir haben morgen noch eine Show um 18 Uhr. Und davor ein paar Termine. Ich würde mich aber trotzdem freuen, wenn du es schon vor der Show schaffst :)" "Wäre da nicht nach der Show besser? Du musst dich doch auf deinen Job konzentrieren!" Ich wusste selbst nicht, was ich tun soll. Dann klingelte mein Telefon. Echt jetzt?!

"Komm morgen einfach her. Ich möchte dich gerne sehen, bevor ich Berlin wieder verlasse." sagte Chris aufgedreht. "Hmm.. Ich weiß nicht. Wie soll das denn gehen?" Und da war er wieder, dieser Kopfmensch, der ich geworden bin und nie werden wollte. "Okay, ich komme. Wann und wohin? Aber ich will nicht stören und nichts!" sagte ich zufrieden. "Um vier an der Arena. Hintereingang." "Wo ist das denn?" "Da, wo gaaaanz viele LKWs stehen." lachte er fröhlich ins Telefon. "Ich freue mich auf dich! Bis morgen!" Im Hintergrund hörte ich eine Stimme lachen und sagen "Chris ist verliebt" und Luftküsse verteilen. Ich wurde knallrot und bekam Schweißausbrüche. "Okay. Wer ist das denn?" "Mein Bruder. Einfach nicht beachten." Ich hörte, wie die beiden sich kabbelten. Ich grinste und sagte "Bis morgen. Ich freue mich auch glaube ich."

Die Nacht wurde kurz und ich hatte etwas wirre Träume. Um kurz vor acht war ich schon wieder auf den Beinen. Heute hatte ich frei und es sollte nicht ganz so heiß werden. Als erstes brauchte ich allerdings Kaffee. Mindestens zwei Becher. Und etwas zu essen. Ich schmiss die Kaffeemaschine an und ging mir die Zähne putzen. Pferdeschwanz gebunden, Kaffee im Becher und eine Banane in der Hand stellte ich mich auf meinen Balkon. Da kamen auch schon wieder die Gedanken an gestern und vorallem an die Recherchen und das Telefonat wieder hoch. Hatte ich fast vergessen über den Kaffeedurst. Ich atmete tief ein. Das gibt's doch nicht. Eventuell hatte ich das alles nur geträumt. Ich schaltete mein Handy an und schaute im Telefonverlauf nach. Da war die Nummer. Es war kein Traum. Tief atmen! Wenn er nur in der Nähe wohnen würde. Wie sollte das funktionieren? Eine Fernbeziehung? Und dazu die ganzen Fans, er arbeitet ja bestimmt auch viel. Glücklich war ich irgendwie nicht. Das ist ganz schöner Mist!

Wenig später saß ich im Auto und fuhr zu Attila. Meine Freundin hatte heute auch frei. Wir wollten ausreiten. Janin sah mir sofort an, das mich etwas beschäftigte, was wohl weniger was mit der Arbeit zu tun hatte. Sie wollte direkt wissen, was los ist und ging erstmal von meiner Familie aus. Da gab es öfter mal was. Ich erzählte ihr, dass ich jemanden über den Haufen gerannt habe, der unwiderstehlich Augen hatte und sehr sehr nett war. Und ich erzählte ihr, dass er so weit weg wohnt. Aber nah an meiner Heimat. Und das er heute wieder fährt. Ich verschwieg ihr erstmal, wer er wirklich war. Sie war nämlich ein Fan von solchen Shows. Das wusste ich zu gut.

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