4 - Kopfweh

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Gedankenverloren ging ich zur Ubahnstation. Ich steckte das Papier in meiner Hand in meine Tasche und holte stattdessen mein Handy heraus. Mit der anderen Hand fischte ich die Kopfhörer aus der hintersten Ecke meiner Tasche. Traurig setzte ich mich in den nächsten Zug und fuhr nach Hause. Aus meinem Handy kam leise Musik von Coldplay. Diese lenkte mich immerhin so weit ab, dass ich meine Tränen zurückhalten konnte und nur an den schönen Teil des Abends dachte. Dieser überwog zeitmäßig schließlich. Gerne hätte ich die Zeit nochmal zurückgedreht und wäre nochmal um kurz nach vier vor dem Tor gewesen. Leider war dies nicht möglich, dachte ich traurig und dreht das Lied Clocks lauter. Dabei verdrückte ich doch eine Träne. Genau bei diesem Lied hatte ich gestern auf der Straße lauter gedreht und lief in Chris. Die Geschehnisse seit dem waren einfach unglaublich ereignisreich. Ich dachte zurück an den Eiskaffee, das Bier danach, was wir geredet haben, die erste Berührung der Hände und das googeln. Wie gerne hätte ich auch heute an der Bahn Chris wieder dabei gehabt. Was ich heute alles gesehen habe, sprengt den Rahmen meiner Auffassungsgabe doch etwas. Ich war hundemüde. Zuhause angekommen, duschte ich lauwarm und tapste müde in mein Bett. Ich schrieb Chris noch eine Nachricht. Er antwortete sofort und fragte, ob ich gut heimgekommen sei und das ich so verdammt unglücklich ausgesehen hätte. Ich lächelte, und doch lief wieder eine Träne aus dem Augenwinkel. So kannte ich mich garnicht. Das Chris jetzt weg war und auch nicht in der Nähe wohnte, machte mich gerade fertig. Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen, wie das funktionieren sollte.

Ich schloss meine Augen und sank sofort in einen Traum. In meinem Traum stand ich noch am Bus. Chris stieg gerade ein. Dann schlossen sich die Türen. Durch die dunklen Fenster konnte ich nicht hineinsehen. Dann erinnerte sich mein Unterbewusstein an zwei Details. Ein großes, nämlich das Papier, was Andreas gebracht hatte, und etwas sehr kleines: Etwas, dass mir Chris in die Hand gezaubert hat, als er mit meinen Fingern gespielt hat. Ich riss die Augen auf. Was war das? Und wo war es? Ich machte Licht an und untersuchte panisch meine Hand. Dann rannte ich zu meiner Tasche. Eventuell ist es da drinnen. Ich schüttete den ganzen inhalt der kleinen Tasche auf dem Küchenboden aus und wühlte in den paar Sachen. Ich fand den Kühlakku, mein Portemonnaie, Taschentücher und das große Papier. Das interessierte mich aber alles nicht. Wo war ES? Ich überlegte scharf und drehte die Tasche auf links. So konnte ich jede Ecke auf etwas untersuchen. Und wie es alle meine Taschen so in sich trugen, war auch dieses Mal in der letzten Ecke, die ich untersuchte etwas hineingedrückt. Ich fummelte es vorsichtig heraus. Es war ein kleines Stück Papier. Ich sah, dass es gefaltet war. Nachdem es vorsichtig entfaltet vor mir lag, traute ich meinen Augen nicht. Grinsend holte ich einen Stift und das Handy. "Bist du noch wach? Störe ich?" textete ich Chris. "Was gibts? Wir sind gerade erst angekommen und ich kann einfach noch nicht schlafen. Warum bist du noch wach?" kam als Antwort. Glucksend machte ich auf dem Zettel ein Kreuz. Ich machte ein Foto davon und sendete es ihm. Auf dem Zettel stand, wie damals in der Schule (und ich hatte noch nie solche Zettel bekommen) 'Willst Du mit mir gehen? Ja Nein Vielleicht'. Es klingelte. "Hey! Wieso vielleicht? Was muss ich noch tun?" meckerte es am anderen Ende. "Ich habe nur gehofft, dass du anrufst" gab ich grinsend zurück. "Du bist echt mal eine Frau mit Charakter...." gab er doch etwas beleidigt zurück. So kann man es auch nennen, dachte ich mir. "Ich freue mich schon auf das nächste Mal, wenn wir uns sehen. Dann hab ich vielleicht auch eine klarere Antwort..." gab ich zurück. "Okay..." grinste es in den Hörer. "Hast du schon mal auf den Rest geguckt?" Ich riss erschrocken die Augen auf und suchte wild fuchteld nach dem Papier auf meinem Küchenboden. "Was machst du da?" wollte er wissen. Ich erzählte ihm von dem Traum, meiner Erinnerung an das, was in meiner Hand war und die Suche. Er lachte herzlich über meine Schilderung. Plötzlich fand ich den Zettel. Es war sogar noch etwas in den Zettel eingepackt. Mitten im Satz starb ich ab. Ich hatte ein Ticket für eine Show in der Hand. Besser gesagt, zwei Tickets. Auf dem Zettel stand eine Nummer und die Bemerkung, ich sollte mich dort melden, falls ich das gerne wahrnehmen möchte. Es war eine Festnetznummer des Büros der beiden. Und diese könnte ich auch in allen anderen Notfällen immer wählen. Darunter stand die Unterschrift von Hilde und liebe Grüße.

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