12 Eine lange Nacht

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Janin hatte beim Shoppen einen guten Burgerladen entdeckt. Sie wollte mich sogar einladen. Der Laden war aber total überfüllt und wir fragten ein paar Männer, ob wir uns zu Ihnen setzen durften. Sie schauten auf und waren einverstanden. Man kam schnell ins Gespräch. Als das Essen kam, waren wir alle schon per Du und hattten bereits geklärt, dass die fünf in unserem Alter waren und zwei davon Single waren. Außerdem kamen sie aus Magdeburg und wollten heute abend noch in einen Beachclub. Janin war natürlich sofort dabei. Ich hatte eigentlich keine Lust, wollte aber auch kein absoluter Spielverderber sein. Also gings nach dem Essen feiern. Das hatte ich auch schon sehr lange nicht mehr gemacht. Janin freute sich, dass sie mich endlich mal zum Tanzen bekam. Ausgelassen und vor allem angeheitert tanzte ich mit einer weiteren Bekanntschaft: John. Er war schwul und super gut drauf. Und er konnte Salsa tanzen. Da war ich sofort dabei und vergaß allen Kummer. John zeigte mir viele neue Figuren und der Rest tanzte einfach so zur Musik. Ich lachte ausgelassen über die Witze und Sprüche, die Janin und die anderen Fünf sich gegenseitig zuwarfen. John stellte mir seinen Freund vor, der erst jetzt Feierabend hatte und zu uns stoß. Es war alles super. Irgendwann ging ich mit Janin auf die Toilette. Wir wollten kurz durchatmen und uns etwas frisch machen. Es war schon nach drei Uhr. Total müde gähnte ich den Spiegel an. "Wollen wir gehen? Du siehst jetzt noch fertiger aus als ich..." bot mir Janin an. "Willst du denn schon los?" "Naja,... der eine Typ, Max, ist schon irgendwie süß.""Eine Stunde noch, okay? Dann kipp ich wahrscheinlich einfach schlafend um..." grinste ich sie an. Als ich den Lippenstift aus der Tasche holte, sah ich mein Handy blinken. Ich machte es an und sah, dass ich gleich mehrere Nachrichten verpasst hatte. Mama wollte wissen, ob ich gut angekommen war. Ich konnte sie ja morgen anrufen und schrieb nur ja und das wir feiern seien. Das würde sie morgen früh erstmal beruhigen und sie rief vielleicht nicht so früh an. Kathrin hatte mehrmals versucht, mich zu erreichen. Die Geburtstagsfeier.... Ohje... "Janin. Wir haben diese Geburtstagsfeier verpasst, von der Kathrin uns erzählt hatte." Ich biss mir auf die Lippe. "Die Party hier ist aber cooler!" Damit war sie auch schon wieder zur Tür raus. Dann war da noch Chris. Er fragte, warum ich mich nicht zurückmelde, nicht ans Telefon ginge und nicht kommen würde. Schnell machte ich das Handy aus und ging wieder zu den anderen. Nach ziemlich genau einer Stunde verabschiedete ich mich. Janin hing an diesem Max fest. Ich stolperte angetrunken durch die Stadt zum Hotel. Als ich die Lobby betrat und mich der Rezeption zuwandte, um meinen Schlüssel zu holen, rief die Frau dahinter jemandem in den Sesseln am Eingang zu, dass das Fräulein nun da sei. Ich ging zu ihr und verlangte unseren Schlüssel. Sie gab ihn mir lächelnd und deutete mit einem Nicken hinter mich. Eine Hand legte sich auf meine Schulter. Erschrocken drehte ich mich um. "Chris!" entfuhr es mir. Er sah mich zerknirscht von oben bis unten an. "Setzen wir uns kurz?" "Ja, aber nicht hier. Ich brauch frische Luft!" Die Dame am Empfang meldete sich zu Wort "Die Dachterrasse ist geöffnet. Möchten Sie noch etwas zu trinken?" Ich schüttelte energisch den Kopf, nahm Chris an die Hand, lief mit ihm im Schlepptau zu den Aufzügen und fuhr schweigend mit ihm nach oben.

"Was machst du hier? Mitten in der Nacht?" zischte ich ihn an und plumpste undamenhaft in einen der Sitzkörbe. Ich legte meine Füße auf den Tisch und streifte die hohen Schuhe ab, die Janin mir geliehen hatte. Er sah mich an und kaute auf seiner Unterlippe. "Du hast dich nicht gemeldet.." setzte er an, doch ich unterbrach ihn forsch "Du auch nicht! Erst warst du da und alles war schön und dann bist du überstürzt los und ich war abgemeldet. Man, wenn du eine Frau abservierst, dann sag ihr doch fairerweise, was los ist." Ich stöhnte auf und setzte hinzu "Dass du mich doch nicht magst beispielsweise..." und wieder liefen Tränen meine Wangen herunter. So viel geweint hatte ich das letzte Mal, als Oma gestorben ist. Liebe soll schön sein? Ha, das ich nicht lache!

"Ich weiß, ich habe großen Mist gebaut. Um ehrlich zu sein, hab ich das nicht mal selbst gemerkt. Erst, als du mich genauso behandelt hast. Und als Andreas UND Kathrin mich zusammengestaucht haben...." Er schaute zu Boden. Wir schwiegen uns eine Weile an. Ich rieb mir meine Füße und ächzte dabei, da mein Rücken diese Idee mit den HighHeels als garnicht gut empfand. Chris schaute mich an. Warum gehst du feiern, trinkst und ziehst so... ähm... hohe Schuhe an? Du bist doch noch garnicht wieder richtig fit! Darf ich?" er beugte sich zu mir und nahm meine Beine auf seinen Schoß. Dann fing er an, sie zu streicheln und meine Füße zu massieren. Mein Blick wanderte vom Geländer zu ihm und ich schaute ihm schweigend zu. Was er da tat, war wunderbar, genau das Richtige und half gewaltig. Auch meinem Herzen. "Dabei hab ich dich so sehr vermisst! Es tut so weh. Und wir kennen uns heute genau eine Woche. Also gestern." Er sah mir in die Augen, setzte meine Füße ab, kam zu mir rüber und kniete sich vor mich hin. Sein Blick war undurchdringlich. Mein Mund wurde dabei ganz trocken und mein Bauch spielte verrückt. Dann kam er immer näher, hielt mein Kinn fest und küsste mich. Endlich hatten sich unsere Lippen wiedergefunden. Ich küsste ihn gierig zurück. Über uns war der Sternenhimmel schon blasser geworden.  Die Sonne ging bald auf. Und Chris und ich saßen auf dieser Terrasse und küssten uns. Mein Herz schlug schneller. Meine Hände umschlungen ihn. Ich sog den Duft auf seiner Haut tief ein. "Ich hab mich verliebt" hauchte er an mein Ohr. Ich schloss die Augen. "Warum hast du dich nicht gemeldet?" "Weil ich eigentlich mit meiner Arbeit verheiratet bin und mich dringend scheiden lassen sollte" sagte er. Seine Haare kitzelten mich. "Sind das deine Worte?" Ich grinste. "Nein, Andreas hat das zu mir gesagt. Und Kathrin sagte.." "Vollidiot!" lachte ich. "Du und deine Arbeit... meinst du, da geht auch sone Dreiecksbeziehung?" fragte ich und sah ihn frech an."Solange ich dich nur mit meiner Arbeit teilen muss, ja." Als wir uns wieder küssten, kam Janin auf die Terrasse. "Falls das hier noch länger dauert.. ich brauch den Schlüssel." "Nein, ich komm mit."

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