34 Auf Abstand

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Natürlich war das Fernsehprogramm nicht besonders interessant. Beide sahen nicht allzu oft fern. Andrea schlief schnell wieder ein neben Chris. Auch Chris war ziemlich lustlos am rumzappen. Dann ließ er es schließlich bleiben und rief stattdessen seine Mutter an. Hedi freute sich, endlich mal wieder was von Chris zu hören. Sie fragte direkt nach, ob Andrea noch bei ihm sei und ob sie sich nochmal sehen würden bevor Andrea wieder zurück musste. "Ach Mama, erinner mich nicht daran. Wir haben vorgestern so gestritten." "Warum denn das?" wollte seine Mutter wissen. "Weil.. wegen... die Sache mit Sophie und danach..." Seine Mutter hatte das damals mitbekommen und wollte es aber nicht selbst bei Chris ansprechen. Sie bat die Geschwister darum, mit Chris zu sprechen. Das war schlimm gewesen, aber er hatte sich wieder in den Griff bekommen. Bei Andrea hatte sie ein besseres Gefühl als bei Sophie und selbst als bei Eva, die sie immer noch sehr mochte. "Warum? Hat sie das so schlecht aufgenommen?" "Naja, könnte man so sagen, aber... naja.. sie hat es rausgefunden. Mama, ich hatte ihr das noch nicht gesagt, dass ich eine solche Phase hatte. Sie ist wirklich richtig ausgerastet. Und ich auch..." "Christian, warum bist du denn ausgerastet? Ihre Reaktion kann man vielleicht nachvollziehen, oder?" "Sie hat bei Andreas im Arm gelegen... und wie sie mit ihm tanzt bei den Proben..." "Christian, jetzt reicht es aber! Hörst du dir mal selber zu? Dein Bruder ist seit über zehn Jahren sehr glücklich verheiratet!" Chris atmete schwer aus. Verdammt. Seine Mutter hatte wohl recht. Aber es ist wirklich nicht schön, zu sehen, wie vertraut die beiden miteinander waren. Zumal Andreas sie getröstet hat. Er hat gesehen, wie liebevoll sein Bruder mit ihr umgeht. "Sie hat ja jetzt den Ring", sagte er mehr zu sich. Er schreckte auf, als seine Mutter nachfragte. Mist. Er hatte das laut gesagt. Er wurde rot und begann zu stottern. "Also, ich sagte... Ring..." "Hast du sie etwa gefragt, ob sie dich heiratet?" Seine Mutter klang dabei ganz euphorisch. "Nein, nicht so richtig. Es ist eher ein 'Sag-zu-keinem-Anderen-Ja-Ring' als ein 'Willst-du-mich-heiraten-Ring'." "Das wird auf das Gleiche hinaus laufen!" Seine Mutter war völlig aus dem Häuschen. "Mama, ich muss jetzt Schluss machen. Wir müssen mal was essen hier." "Wo seid ihr eigentlich? Andreas hat mir erzählt, dass ihr nicht mit zurückgefahren seid." "Wir sind am Dümmer. Wir brauchten nach dem Streit etwas Ruhe. Ich muss Ruhe haben. Ich muss über vieles nachdenken." "Christian, pass auf sie bitte gut auf. Und guten Appetit. Und meldet euch, wenn ihr wieder da seid! Das müssen wir feiern!" In der Stimme seiner Mutter klang mit, dass er es nicht wieder versauen sollte. Er sagte ebenfalls Tschüß und versprach ihr, dass er gut auf sie aufpassen würde und sie sich natürlich melden würden. Er küsste Andrea wach.

"Hunger?" wollte Chris von mir wissen. Ich nickte nur und erinnerte mich daran, wo wir waren. Ich zog Chris nah an mich heran und schlang meine Arme um ihn. Gierig küsste ich seine wundervollen Lippen und vergrub meine Finger in seinen Haaren. Als er, durch den Kuss angespornt, seine Hände wandern ließ, zog ich mich aber reflexartig zurück. Wie blockiert wollte ich ihn nicht näher haben. Erschrocken sah er mich an. Ich schüttelte den Kopf und fixierte mit dem Blick die Bettdecke. "Ich.. ich kann nicht." "Warum denn nicht?" fragte Chris total irritiert. "Weiß ich nicht." Ich verstand es selbst nicht und auf einmal begann ich furchtbar zu schluchzen und erste dicke Tränen rollten über mein Gesicht. "Ich weiß es wirklich nicht, Chris. Ich liebe dich aber ich kann dir nicht näher kommen. Ich habe Angst. Ich habe solche Angst!" Ich weinte immer schlimmer. Chris saß vor mir im Bett und starrte mich fassungslos an. Was war passiert? Ich sah kurz hoch und sah in seine aufgerissenen braunen Augen. Meine Hand griff nach seiner und ich zog mich selbst in seine Arme und weinte, bis ich nicht mehr konnte. Chris streichelte mir über den Kopf, meine Wangen und meinen Rücken. Er deckte mich zu und wiegte mich langsam hin und her wie ein kleines Kind. Erst, als ich endlich aufhörte, so stark zu weinen, fragte er noch mal nach. "Was ist los? Habe ich was falsch gemacht?" "Ich weiß es nicht. Wirklich nicht!" schluchzte ich. Erneut überkam mich ein Anfall und wieder strich mir Chris sanft über den Rücken und hielt mich fest. "Soll.. soll ich dich alleine lassen?" "NEIN!" schrie ich schon fast. "Bitte geh nicht weg", flehte ich ihn an. "Bitte bleib bei mir!"

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