Chris kam irgendwann ins Zimmer zurück. Andrea schlief wieder. Ihr blondes langes Haar verteilte sich auf dem Kissen, Ihr Mund lächelte leicht und sie wirkte total entspannt. Heute sah sie schon besser aus. Und sie lief auch schon etwas schneller. Ob er nochmal mit ihr zu Attilla fahren sollte? Diese Verbundenheit zwischen den beiden hatte ihn fasziniert. So in etwa ging es ihm mit seinem Bruder auch. Sie waren einfach miteinander verbunden. Chris zögerte kurz, setzte sich aber dann vorsichtig an die Bettkante. Er sah sich im Zimmer um. Es war zwar groß, diente aber als Wohn- und Schlafzimmer zugleich. Es war alles hell und freundlich eingerichtet. An der Wand hingen auch gezeichnete Bilder. Er stand auf und betrachtete die Bilder von Rosen und Blättern. Sie hatten alle eine Unterschrift. Die Initialen könnten die Ihren sein. Er sah sich noch etwas um. Im Flur hingen Bilder vom Strand. Sie stand dort und lachte in die Kamera. Ihre blaugrünen Augen strahlten mit dem Meer um die Wette und ihre Haare wehten im Wind. Sie war braun gebrannt. Er ging wieder zurück zum Bett und setzte sich erneut vorsichtig an die Bettkante. Hoffentlich bermerkte sie es nicht. Aber sie schlafen zu sehen, war irgendwie beruhigend. Sie mochte seine Umarmungen, hatte sie gesagt. Jetzt, wo er einfach nur bei ihr saß, überkam ihn so etwas wie innerer Frieden. Irgendwie war er zufrieden, wenn sie bei ihm war. Aber würde das reichen, um sein Herz zu füllen? Seit sein Vater so plötzlich krank geworden war, hatte er manchmal diesen Stein auf dem Herzen liegen. Er hatta Angst vor dem Tag, an dem auch seine Mutter gehen würde. Dann war er alleine. Andreas und Susanne waren zwar seine Geschwister, hatten aber ihre eigenen Familien gegründet. Auf Chris wartete niemand zuhause. Er hatte bereits eine lange Beziehung geführt und darüber hinaus viel unverbindlichen Spaß gehabt. Aber irgendwie war das hier nicht das Gleiche.
Ich wachte langsam auf. Irgendwie fühlte ich mich beobachtet. Als ich blinzelte, sah Chris mich von der Bettkante aus an. Ich lächelte ihn an. "Wie lange habe ich geschlafen? Ich war so müde irgendwie" entschuldigte ich mich und setzte mich langsam auf. Ich gähnte und streckte mich. Dann machte ich Anstalten, aufzustehen. Ich wollte nicht weiter im Bett liegen während ich Besuch hatte. Chris stoppte mich aber an der Bettkante und gab mir einen Kuss. Mein Bauch fing an zu kribbeln. Ich krabbelte näher zu ihm und drückte mich an seine Schulter, während er meinen Hals massierte. Seufzend dehnte ich mich zu seinen Händen. Meine Güte, tat das gut! Chris verstand das wohl, denn er setzte sich in eine bessere Position und massierte mir den Nacken und den Hals vorsichtig. Es fing an meiner noch etwas tauben Körperhälfte wieder an zu kribbeln. So als ob wieder etwas aufwachte unter meiner Haut.
Ich bekam einen Kuss auf die Schulter. Dann war es vorbei. "Das kannst du echt gut! Könnte ich mich dran gewöhnen!" sagte ich zu ihm. "Das kostet alles extra.." sagte er mit dunkler Stimme. Ich zog die Augenbrauen hoch. "Die Konditionen verhandeln wir aber noch?" fragte ich ihn. "Klar. Mach mir einfach ein Angebot." "Eines, was du bestimmt nicht ausschlagen kannst" grinste ich nun und zog einen Schokoriegel hervor. "Er sah den Riegel und fing an zu lachen. Er musste richtig herzhaft lachen. Ich mochte ihn genau so ansehen wie jetzt. Er war so fröhlich und unbeschwert. Unrasiert und ungestylt. Ganz natürlich. Aber leider wieder mit Shirt. "Was gckst du denn so?" "Ach nix." "Hast du hier noch mehr Schokolade versteckt?" Er griff um mich herum. Der Riegel lag noch auf meinem Nachttisch. Da war ganz offensichtlich nichts mehr. Aber Chris suchte unter meinem Kissen und fing dann unvermittelt an, mich zu kitzeln. "Das kann aber nur die Anzahlung gewesen sein. Die Massagen am Nacken von mir sind super exklusiv!" Nun lächelte ich ihn an und stand auf. "Da reden wir einfach später drüber" schlug ich vor.
Nachdem Chris mir vorschlug, zu Attilla zu fahren, waren wir auch schon auf dem Sprung zu seinem Mietwagen. Ich wollte allerdings noch etwas aus meinem Auto holen. "Wir könnten auch damit fahren, wenn du magst." "Welcher ist deiner?" fragte Chris und blickte über den Parkplatz. Er war zwar übersichtlich, aber voll. Und es gab 150 Parkplätze hier. Ich stellte mich an der Rand und wartete, bis er das Ratespiel begann. Er besah sich Reihe für Reihe. Dann zuckte er hilflos mit den Schultern. Ich war erstaunt, wie dicht er an meinem Auto stand. Ich betätigte den Schlüssel und der Wagen blinkte auf. "Echt jetzt? Ein rotes Auto?" "Ja, warum denn nicht?" fragte ich irritiert. Mochte er kein rot? "Meiner ist auch rot. Aber größer." "Das war ja klar..." "Und viel älter..." Ich lachte. Das letzte Wort kam resigniert über seine Lippen. Mein Auto war zwar noch nicht alt, aber hatte nichts besonderes an sich. Und es war mein Auto. Ich sah ich fragend an. "Nein, du solltest noch nicht fahren." entschied er und wartete, bis ich meine Reitschuhe aus dem Wagen geholt hatte.
Und dann ging es wieder los. Attilla freute sich und war heute total anders drauf als gestern. "Wir könnten zum See gehen. Der ist eigentlich nicht weit. Aber ich müsste bestimmt zwischendurch aufsteigen. So weit kann ich noch nicht laufen, glaube ich. Aber dort könnten wir die Füße ins Wasser stecken und uns abkühlen. Attilla mag zwar nicht ganz so gerne ins Wasser gehen, aber er frisst dort gerne das Gras ab." Chris war einverstanden. Und so gingen wir los. Nach 20 Minuten waren wir da. Ich stieg sogar garnicht auf, das wir sehr gemütlich gingen. Chris nahm meine Hand und in meiner anderen Hand hatte ich den Strick von meinem Pferd. Am See angekommen war es wunderschön und wir kühlten alle drei die Füße im Wasser.
"Es ist echt schön hier draußen. Obwohl du mitten in der Stadt lebst. Das hätte ich nicht gedacht." "Ohne diese kleine Oase am Stall wäre ich schon lange wieder in der Nähe meiner Eltern. Ich bin und bleibe kein Stadtkind. Später will ich wieder aufs Land. Vielleicht ein altes Haus bewohnen. Und dann hätte ich Attilla bestimmt auch näher bei mir." "Was kann Attilla denn so außer launisch sein?" "Ich war schon auf ein paar Shows mit ihm. Er kann auch Tricks. Hinlegen, Steigen, schick laufen und sowas." "Das musst du mir mal zeigen!" Chris sah mich aufmerksam an und legte den Kopf schief, während ich das Pferd zu uns rief. Ich stand auf und ließ Attilla sich ablegen. Dann stieg ich auf und gab ihm ein weiteres stilles Zeichen. Attila ging kerzengerade in die Luft und drehte sich dabei. Als er wieder aufkam, tat das doch etwas weh in meinem Rücken. Ich ließ ihn sich noch verbeugen und wieder ablegen. So kam ich von ihm herunter. "Ein kleiner Ausschnitt. Er kann noch viel mehr, aber ich kann gerade noch nicht so..." "Das war toll. Diesmal stehe ich hier und frage mich, wie das geht. Man hat nichts gehört oder gesehen an Befehlen." Chris staunte und streichelte Attillas Hals. Ich stellte mich hinter Chris und führte seine Hand in eine Position. Attilla beobachtete uns ganz genau. Und plötzlich stieg er erneut vor Chris. Mit großen Augen und offenem Mund drehte er sich um. Er deutete auf Attilla und staunte stumm. "Viel Arbeit, Zeit und starke Nerven. Dann geht das ganz gut, wie du siehst." grinste ich ihn an. "Wollen wir zurück? Mir knurrt der Magen."
Dann sind wir ja quitt, dachte ich so bei mir. Ich hatte gestern feuer in meiner Hand und heute hatte Chris meinem Pferd ein Kunststück entlockt.
Am Stall angekommen, klingelte Chris' Telefon und er entschuldigte sich. Ich brachte Attilla weg und ging zum Auto. Chris stand davor und wartete schon. "Andreas hat angerufen. Es ist was an einer Illusion kaputt gegangen. Eventuell müssen wir improvisieren, wenn das nicht klappt mit der Reparatur." Er sah zerknirscht aus. "Du wärst jetzt lieber dort und würdest selbst helfen oder?" "Ja, irgendwie schon. Aber Andreas meint, wenn ich jetzt zurückkomme, gibt's eine Predigt. Ich solle mich mal entspannen, meint er. Ich würde es eh nur noch mehr kaputt machen? äffte er seinen Bruder nach. "Wie ich sehe, habt ihr euch so richtig gerne. Wahre Geschwisterliebe!" Nach einer Weile Fahrt redete er wieder. "Das ist echt okay, wenn wir uns in der Öffentlichkeit so geben. Das ist halt auch Marketing. Aber irgendwie geht er manchmal zu weit. Das ärgert mich halt einfach." "Ich und meine Schwester sind auch immer wie Feuer und Wasser. Aber wenn es drauf ankommt, stehen wir immer zusammen. Allerdings haben wir nicht so den Kontakt zueinander." " Ich würde trotzdem gerne wissen, was los ist und vielleicht kann ich doch was retten." "Dann fahr heim und zeig Andreas, was ne Harke ist und reparier das Ding! Aber bring mich bitte vorher nach Hause."
Gesagt, getan. Chris brachte mich nach Hause und brach nach einem kurzen Abschied auf. Resigniert ging ich ins Bett und machte mir einen Film an. Von Chris hörte ich an diesem Tag nichts mehr. Der Donnerstag zog sich hin. Janin verstand das alles nicht. Ich bließ Trübsal. Am Ende gab es Donnerstag Abend eine Flasche Sekt und wir beschlossen, Freitag einfach selbst zu fahren. Janin wollte Shoppen. Und ich musste hier raus. Ich war wirklich am Zweifeln. War das nur eine Ausrede, um von mir wegzukommen? Immerhin hatte ich ihn ja auf Abstand gehalten. Nahc zwei Gläsern Sekt schüttete ich Janin mein Herz. Sie meinte nur ganz trocken, dass wenn es ihm nur darum ging, er sich halt ein anderes Groupie suchen müsste. Damit war das Thema für sie aber noch nicht beendet. Sie wollte natürlich ganz genau wissen, was war und wie weit wir gegangen sind. Ich beantwortet ihr nach einem weiteren Glas jede Frage und sie sah mich nur groß an. "Bist du jetzt prüde geworden, oder warum hast du ihn dir nicht geschnappt?" Ich zuckte nur mit den Achseln und nahm noch einen großen Schluck. "Oh Süße. Dich hats ja noch mher erwischt, als damals mit Marvin. Aber naja. Nächstes Thema." Und dann palnte sie ihre Shoppingtour. Davon bekam ich kaum was mit. Ich wollte nicht shoppen und hoffte auf eine Gelegenheit, dem zu entkommen. Dann dachte ich wieder an Chris. Noch ein Tag, an dem ich von ihm nichts mehr hörte. Ich wollte morgen nicht nach Leipzig fahren. Und dann schlief ich ein.
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My Changeover
FanfictionErstes Buch Wenn aus LIEBE VERÄNDERUNG wird Wie man jemanden treffen kann, den man eigentlich weder kennt noch weiß, das man ihn kennt und sich dann auch noch verliebt. "Was im Leben, was schön ist, ist perfekt? Wo doch alle Ecken und Kanten das, ...