Dann war es Samstag. Janin hatte die Hölle auf Arbeit losgetreten und tatsächlich zwei freie Tage bekommen. Wir fuhren direkt früh morgens los. Die 400 Kilometer bis nach Bünde dauerten ein bisschen. Wir hörten Musik und unterhielten uns über die Pläne. Janin und Marco wollten mal zusammen essen, ins Kino und einfach zusammen sein. Ich freute mich für sie. Trotz, dass Marco so weit weg war, war sie ihm treu geblieben. Das war schon was besonderes für sie. Ich erzählte von Mamas langer ToDo-Liste und dass Chris schon irgendwas geplant hatte. Ich wusste eigentlich nicht, was der Teil mit Chris für mich bereit hielt. Mit Mama hatte ich verabredet, dass ich Janin erst in Herford absetzte, dann Chris Hallo sagen fuhr und dann erst nachmittags zu ihr kam. Und abends wollte ich bei Chris bleiben. Meine Mama war die beste Mama der Welt. Sie freute sich einfach, dass sie mich die Woche jeden Tag sehen konnte und ich ihr zuhause helfen wollte. Wo ich da schlafen würde, war ihr dann auch egal. Wobei es heute abend extra für mich meinen Lieblingseintopf mit Griessklößen gab.
Dann, nach vier Stunden Fahrt, setzte ich Janin bei Marco ab. Der begrüßte uns freudestrahlend und schloss Janin herzlich in die Arme. Er wünschte mir mit einem Zwinkern viel Spaß. Ich stellte nun das Navi auf die Adresse der Werkstatt ein. Es war zwar Samstag, aber gearbeitet wurde bei denen praktisch immer. Etwa fünzehn Minuten später bog ich von einer Landstraße in eine schmale Straße ein. Da stand hinter einer sehr hohen Steinmauer ein schickes Wohnhaus. Und dahinter kamen die Hallen. Ein weißer LKW und einer mit Werbung stand vor der hinteren Halle. Und ein MonsterTruck. Ich sah einen Parkplatz vor einem vorgeschobenen kleinen Bürotrakt. Und Chris stand dort am Fenster, winkte und kam dann rausgerannt. Er kam eilig auf mich zu, während ich unsicher einparkte. Nun war ich super nervös! Als ich ausstieg, war Chris schon da und wir umarmten uns. Nach fast sechs Wochen konnte ich Chris endlich wieder umarmen und riechen. Ich war einfach nur glücklich und Freudentränen rannen mir die Wangen runter. Auch Chris hatte feuchte Augen, als er mein Gesicht nahm und mich küsste. Eine Million Schmetterlinge machten sich in meinem Bauch bemerkbar. Dann nahm er mich bei der Hand und führte mich in das Bürogebäude. Es war ein moderner Bau in Grau mit raumhohen Fenstern. Auch von innen war alles sehr modern und etwas puristisch eingerichtet. Es gab Trennwände aus Glas. Andreas kam eine Treppe runter und begrüßte mich. Er sah nun auch ganz normal aus. Und hatte auch einen kleinen Vollbart. Andreas erklärte mir, dass heute niemand im Büro ist, aber in der Werkstatt wird noch was fertig gemacht. Und dann fragte Chris, ob er mir eine kleine Führung geben soll. Er zeigte mir oben das Büro der beiden und dann ging es durch eine Tür im Erdgeschoss in die Werkstatthalle. Bis oben hin stapelten sich alle möglichen Werkstoffe in Regalen. Es gab Werkbänke und Wagen mit Material. Überall stand etwas herum. Es war schon beeindruckend. Im Handy hatte ich während der Telefonate ja nur kleine Ausschnitte davon hinter Chris gesehen. Nun kam ich aus dem Staunen nicht mehr raus. "Und? Was sagst du?" "Ich denke gerade an die Show als Produkt dieser ganzen Firma hier. Gigantisch, was hier alles entsteht!" gab ich ehrfürchtig von mir. Ich sah mich weiter um und entdeckte Requisiten wie die sechs Sägeblätter oder auch den Todesengel. Einer der anwesenden Mitarbeiter machte sich an der Säge zu schaffen und plötzlich knackte es und Holz zerbarst unter den Sägeblättern. Aus der Show wusste ich, dass Chris da sonst drunter lag. Dass diese Säge jetzt tatsächlich aus Versehen etwas zerlegt hatte, ließ meinen Magen sich umdrehen. Ich sah mich um und rannte zur Tür nach draußen. Chris und Andreas kamen schnellen Schrittes hinter mir her. Ich ließ mich auf einen der Stühle am Eingang sinken. "Was ist denn nun los?" wollte Andreas wissen, während Chris mich besorgt ansah. Ich sah Chris an. "Liegst du nicht sonst unter dieser Säge?" Andreas begann zu verstehen und lachte. "Das ist doch alles immer nur ein Trick. Hey... Chris wird doch nicht wirklich zerlegt..." "Aber die Säge hat gerade schon im Versehen was zerstört..." quiekte ich und atmete tief ein. Chris lachte. "Okay, also gut, weißt du, es ist alles nur Illusion, was wir machen. Echt jetzt! Mir ist selten was passiert." Andreas wollte gerade etwas ergänzen, fing aber einen scharfen Blick von Chris auf. "Willst du die andere Halle sehen? Dort steht auch noch das Ipad rum. Da ist sogar ne kleine Bühne zum Proben drinnen. Ich war einverstanden und wir gingen außen herum zur anderen Halle. Von irgendwo kam Schafgeblöke. "Sind das deine Schafe, die man hört?" fragte ich Andreas. Er nickte. "Cool. Habt ihr sonst noch Tiere?" "Die Kinder haben natürlich den Wunsch, etwas größeres zu haben. Aber uns reichen die Meerschweinchen..." grinste er. Ich nickte. "Und du?", fragte ich Chris. "Ich habe Wellensittiche. Die wohnen gerade im Büro. Da ist wenigstens jemand." "Echt? Hab ich garnicht gehört vorhin. Ich hatte auch mal welche." "Zeig ich dir gleich! Aber erstmal zeige ich dir das hier." Chris machte die Tür auf. Dort stand tatsächlich eine kleine Bühne. Für die beiden klein. Ich fand die schon groß. Und der weiße Kasten mit dem IPad. So nah dran sah ich, dass da echt kein doppelter Boden oder Spiegel oder sonst was dran war. "Ich mag diesen Trick." "Da hat Papa sogar noch mit dran gebastelt. Irgendwie ist der immer mit dabei." Ich berührte den Anhänger an seinem Hals. Er sah mich traurig an. "Du hättest ihn kennenlernen müssen." "Das hätte ich sehr gerne getan." In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und es kamen der Reihe nach drei Kinder und zwei Frauen herein. Die Kinder waren, wie unschwer zu erkennen war, die von Andreas. Die zwei Jungs waren schon fast so groß wie ich und das Mädchen war vielleicht in der zweiten Klasse, tippte ich. Eine Frau, so in unserem Alter stellte sich als Steffi vor. Sie war Andreas Frau und umarmte mich ganz lieb. Die ältere Frau sah mich ganz freundlich an und stellte sich als Heidi vor. Sie war die Mutter der beiden und umarmte mich auch ganz vorsichtig. "Du bist also Andrea. Christian hat schon etwas über dich erzählt. Er war noch aufgedrehter als sonst, seit er weiß, dass du kommst. Du kommst eigentlich auch aus der Gegend?" "Ja, in der Nähe von Osnabrück bin ich aufgewachsen." "Ach Mensch, da hat Jessica früher immer Reitunterricht gehabt. Und Ferien auf einem Rittergut hat sie da gemacht." Ja, ich und meine Schwester auch." "Mensch, das is ja'n Zufall!" Wir hatten direkt einen guten Draht zueinander. Bis Andreas' Kinder ihre Aufmerksamkeit einforderten. Sie waren mittlerweile auf die Bühne geklettert und wollten nun etwas Papa und Onkel nacheifern. Das Publikum sollte sich nun setzen. Die beiden Jungs konnten die beiden Brüder herrlich nachmachen. Sogar die Sprüche hatten sie drauf. Mir vor Lachen immer noch den Bauch haltend, gingen wir nach der Vorstellung wieder ins Freie. Mittlerweile regnete es mal wieder. Steffi lud mich noch ein, mit ins Haus zu kommen. Sie hatten extra Kuchen gebacken. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und versprach, nach zu kommen. Chris wollte mir noch die Fanecke zeigen und natürlich die Vögel. Ich staunte nicht schlecht, dass sie alle Fangeschenke irgendwie versuchten unterzukriegen. Ein extra Regal wurde sogar angefertig und eingepasst. Wahnsinn.
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My Changeover
FanfictionErstes Buch Wenn aus LIEBE VERÄNDERUNG wird Wie man jemanden treffen kann, den man eigentlich weder kennt noch weiß, das man ihn kennt und sich dann auch noch verliebt. "Was im Leben, was schön ist, ist perfekt? Wo doch alle Ecken und Kanten das, ...