Chris und Andreas wollten weiter arbeiten. Da es noch nicht so spät war, verabschiedete ich mich mit dem Hinweis, dass ich kochen wollte. Chris freute sich. Auf dem Weg raus sprach ich noch kurz gut gelaunt mit Nadine und zog dann meine Jacke an. Als ich raus auf den Parkplatz trat, war es schon dunkel. Ich schloss mein Auto auf und stieg ein. Dann sah ich, das etwas an meiner Frontscheibe flatterte und auch, das etwas aufgeschmiert war. Ich stieg stirnrunzelnd aus dem Wagen. Auf meiner Scheibe war mit einem roten Stift ein Herz gemalt. 'C+?' stand darin. Mich traf der Schlag. Wie konnte das sein? Wer hatte das getan? Ich rieb vorsichtig an einer Ecke der Zeichnung. Es ließ sich zum Glück wegwischen. Ich schoss ein Foto und schickte es Chris auf sein Handy. Mich fröstelte es ziemlich. Dann nahm ich mit zitternden Fingern den Zettel, der hinter meine Scheibenwischer geklemmt war. Es war eine abgerissene Seite aus einem Notizblock oder so. 'Wenn die Ehrlich Brothers so 'ehrlich' sind, warum sagen sie dann nicht, dass Chris verliebt ist? Und was macht ein aus Auto aus Berlin plötzlich an der Firma? Wir haben euch gesehen! Magische Grüße von ehrlichen Fans' Mein Zittern lief in Wellen durch meinen Körper. Ich rannte wie von selbst am Büro vorbei direkt in die Werkstatt und blieb kreidebleich vor Chris stehen. Er sah von seinem Handy hoch und mir direkt in die Augen. Mir war ziemlich übel. Andreas sah ebenfalls von Chris Handy auf und entdeckte dann den Zettel in meiner Hand. Er nahm ihn an sich und las ihn. Dann gab er ihn Chris. Auch er las ihn. Ich hatte mich auf eine nahestehende Palette sinken lassen und den Kopf zwischen meine Beine gesteckt. Als ich Schritte hörte, blickte ich etwas hoch und sah die Schuhe von Andreas vor mir. "Na, ist doch nichts weiter passiert", versuchte er mich zu beruhigen. Wut kochte in mir hoch. Ich sah auf. "Wo ist Chris?" "Im Büro." Ich stand auf und stapfte hinterher, dicht gefolgt von Andreas. Auf dem Weg lief ich an Thomas vorbei. "Nichts passiert, ja? Die haben ein Herz auf meine Windschutzscheibe gemalt! Und einen Zettel gab es auch. Ich will das alles nicht, verdammt noch mal!" Ich hatte Tränen der Wut in meinen Augen. Thomas sah mich mit großen Augen schockiert an. Hilde kam mit Chris aus dem Büro. Sie hatte den Zettel in der Hand. "Und was machen wir jetzt?" fragte ich Sie, flehend, eine gute Antwort zu bekommen. "Wo soll man euch denn gesehen haben? Ihr seid doch nur privat zusammen wie ein Paar. Ansonsten gibst du dich ja tatsächlich wie eine Mitarbeiterin dieser Firma. Wir haben das doch selbst gesehen. Das kann nur dein Auto sein, was solche Assoziationen hervor ruft." Hilde versuchte mich irgendwie zu beruhigen. Ich hatte klar gestellt, das ich Panik bekam. Andreas räsuperte sich. "Chris hat sie heute schon etwas anders angesehen, trotz der Fans." "Jetzt hör aber mal auf! Ich kann sie ja schlecht ignorieren!" "Schluss jetzt." Das war mir zu bunt. Ich drehte mich auf dem Absatz um, ging in die Küche und dann mit einem Lappen zurück zu meinem Auto. Dieses verdammte Herz musste da weg. Ich rieb wie verrückt an meiner Scheibe. Chris kam hinter mir her und stand in etwas Entfernung. Als ich fertig war und mich umdrehte, kam er zu mir und nahm mich in den Arm. Andreas kam gerade zur Tür hinaus und hatte einen Schlüsselbund in der Hand. Chris sah mich an und sagte "Und wenn es rauskommt, stehe ich zu dir. Kein Fan kann von mir erwarten, dass ich ewig Single bleibe. Niemand kann das. Wer mir das nicht gönnt, dem kann ich leider nicht helfen." Andreas stand neben uns. "Genau!", pflichtete er Chris bei. "Wir haben auch keinen angelogen. Die Verabreung war und ist immer noch, dass ihr zwei Zeit bekommt, die Beziehung zu festigen. Und wenn es so weit ist, können wir öffentlich drüber sprechen. Gib mir mal deinen Schlüssel." Er zeigte auf mein Auto. Ich gab ihm den Schlüssel. Während Andreas meine Sachen aus dem Auto holte und bei uns hinstellte, sah ich zu Chris und zu Andreas. "Ich bin noch nicht so weit. Die Leute werden sich doch dann auch für mich interessieren und versuchen, etwas raus zu kriegen. Auch ohne Leichen im Keller hab ich Angst davor. Das ist alles unheimlich." Chris und Andreas stimmten mir zu. Dann fuhr Andreas mit meinem Auto vom Parkplatz und nebenan durch sein großes Tor auf seine eigene Einfahrt. Ich hörte hinter der Mauer die Autotüren zu gehen. Dann schlug das Tor zu und wenig später stand Andreas wieder neben uns. "Da steht dein Auto sicher und blickgeschützt. Chris sah mich an und drückte mir seinen Autoschlüssel in die Hand. "Entweder du fährst alleine oder ich komme mit." "Du kannst ruhig weiter arbeiten. Ich versuche, etwas zu kochen. Hab extra eingekauft." Tapfer sollte es klingen. Aber ich glaube, es klang eher weinerlich. Die Sachen hatte ich schnell ins Auto von Chris gepackt und winkte zum Abschied. Dabei sah ich mich immer wieder um. In der Dunkelheit konnte man aber nichts erkennen. Ich startete den Wagen und fuhr zu Chris. Das Auto war zwar anders und größer als meins, aber es fuhr sich toll. An der Wohnung stieg ich aus und schaffte mein Zeug schnell ins Warme. Dann wusch ich mir die Hände und machte mich ans Kochen. Es sollte Spaghetti mit selbstgemachter Bolognese geben. Ich schnippelte ein paar frische Zutaten und rührte das Fleisch und die Tomatensauce mit den frischen Sachen zusammen. Ein bisschen hiervon und davon zum Würzen und dann hieß es nur noch warten. Je länger die Bolgnese zog, umso besser schmeckte sie schließlich. Nachdem ich die Küche wieder sauber gemacht und aufgeräumt hatte, setzte ich mich einfach vor den Fernseher und zappte mich durch die verschiedenen Programme. Ich hatte mir vorgenommen, mich abzulenken und nicht über diese Sache mit meinem Auto nachzudenken. Klappte natürlich so gar nicht. Während eine Soap nach der anderen lief, dachte ich darüber nach, wo man uns bitte gesehen haben soll. Wir hielten ja kaum mal Händchen draußen. Vielleicht bei dem Spaziergang gestern? Ich zückte mein Telefon und rief im Büro der beiden an. Hilde war noch da. Typisch, dachte ich mir. Ich fragte sie, woher die ganzen Fans gekommen waren. Das Ergebnis war, dass alle von weiter weg kamen. Unwahrscheinlich also, das gestern schon jemand an der Werkstatt gelungert hatte. Ich ging im Kopf durch, wie die Leute ausgesehen hatten, die wir in Berlin gesehen hatten, als wir etwas essen waren und Chris im Anschluss Fotos mit einigen jungen Frauen gemacht hatte. Ich hatte ja Abstand gehalten und stand artig am Rand. Ganz langsam fielen mir wieder die Gesichter ein. Ich zückte nochmal das Handy und befragte die sozialen Medien. Tatsächlich fand ich die Bilder in den ganzen Dateien, die die Fans hochgeladen hatten. Zwei Gesichter hatte ich heute vor Ort gesehen. Nun hatte ich einen Namen. Lim99. Die andere Frau war leider nirgendwo markiert. Damit konnte ich leben. Ich machte einen Screenshot und schaute dann in aller Seelenruhe eine Serie an. Um kurz nach neun wurde ein Schlüssel in die Tür gesteckt. Ich sah auf und sprang dann vor Freude Chris in die Arme. Er nahm mich natürlich sofort in den Arm. Er war kalt von draußen und die Cappy war nass. Er zog die Jacke aus und beförderte mich rückwärts Richtung Küche. "Das riecht gut." "Ich muss nur noch die Nudeln dazu machen." Glücklich atmete ich nochmal tief seinen Geruch ein und machte mich ans Werk. Chris saß da und beobachtete mich. "Sag mal, hast du hier sauber gemacht? Und Wäsche gewaschen?" Ich nickte ihn lächelnd an. "Nicht schlecht. Danke!" Zwölf Minuten später goss ich die Nudeln ab und servierte das Essen. Chris nahm sogar noch Nachschlag. "Hast du das selbst gekocht?" "Klar. Bolegnese ist ja auch nicht so schwer..." Ich fing schon wieder einen strengen Blick auf und setzte daher nur ein "Danke" hinterher. Nach dem Essen verzogen wir uns direkt ins Bett. Nach dem Zähneputzen kam ich ins Schlafzimmer, in dem sich Chris gerade die Sachen auszog. Stolz grinsend ließ ich mich aufs Bett fallen und hielt ihm mein Handy hin. Er legte seine Hose weg und nahm es stirnrunzelnd entgegen. Chris setzte sich hin und sah den Screenshot an. "Die war heute da. Das Foto ist doch..." "...von dem Tag an der Arena in Berlin. Als wir vom Essen wieder kamen und du Fotos gemacht hast", ergänzte ich ihn. "Du bist ja eine Detektivin!" "Es hat mir keine Ruhe gelassen. Aber diese Lim99 könnte es gewesen sein."
Chris legte sich zu mir und lud mich in seine Arme ein. "Morgen wollen wir nochmal nach Düsseldorf. Kommst du mit?" Eigentlich hatte ich kein Lust. Schließlich saß ich die meiste Zeit nur rum. Chris sah mich immer noch erwartungsvoll an."Hm.. Weiß nicht..." "Was ist los? Wegen diesem doofen Zettel?" "Nee.. ach... was soll ich denn dort? Ich sitz doch immer nur rum..." "Du kannst ja mitmachen? Wir könnten zum Üben auch jemanden aus dem nicht vorhandenen Publikum gebrauchen." "Oh ich weiß nicht", murmelte ich und vergrub mein Gesicht an seiner Seite. Chris lachte nur. "Sowas wie dich gibt es auch kein zweites Mal. Ich liebe scheinbar einen absoluten Bühnenmuffel." "Und ich eine absolute Rampensau!" murmelte ich zurück. "Hey, das stimmt nicht! Ich muss ja nicht um jeden Preis alles was geht auf der Bühne veranstalten." "Oh doch!" Chris fing an, mich durchzukitzeln. Da ich wirklich sehr kitzelig war, wehrte ich mich mit aller Kraft gegen ihn und verlor, da er mich irgendwie mit seinen Händen gefesselt bekam. Aus diesem Griff kam ich leider nicht raus und er kitzelte mich mit der freien Hand weiter. Selbst meine Beine hatte er geschickt blockiert. Das war unfair! Schnell änderte ich die Taktik und sah ihn mit meinem besten Schafzimmerblick an. Er ging voll drauf ein küsste mich. Langsam spürte ich, wie sich der Griff lockerte und entwand mich geschickt seiner Hand. Zunächst strich ich ihm sanft durch die Haare und dann kitzelte ich ihn unverhofft zurück. Da er nicht darauf gefasst war, gewann ich die Oberhand und saß halb auf ihm. Leider war er stärker und ich schnell wieder unten. Das Kitzeln ging von vorne los. Nachdem ich bereits um Gnade winselte, machte er mir das Angebot, aufzuhören, wenn ich morgen mitkam. Ohne wirklich eine Wahl zu haben, stimmte ich ihm zu. Chris ließ von mir ab und ich kuschelte mich an ihn.
Chris ließ das mit dem Zettel keine Ruhe. Als Andrea zu schlafen schien, griff er doch zu seinem Handy und scrollte sich selbst durch die Beiträge auf den sozialen Medien. Natürlich fand er Bilder von heute. Andrea war höchstens mal mit einem Arm oder der Hand darauf zu sehen. Auf einem Bild jedoch sah man ganz genau, dass er in ihre Richtung sah. Er schaute wirklich wie ein verliebter Gockel. Andreas hatte Recht gehabt. Das Bild hatte viele Kommentare. Die las er sich jetzt durch. Einen nach dem Anderen. Auch Lim99 hatte kommentiert. 'Dieser Blick! Wem er wohl gilt?' Darunter waren Herzchen gesetzt. Die weiteren Kommentatoren träumten davon, wie es wohl sei, wenn er sie so anschauen würde. Verdammter Mist! Chris fluchte innerlich. Nicht Andrea hatte sich nicht im Griff, so wie sonst immer das Problem war, sondern er hatte sich nicht im Griff. Das war noch nie so gewesen. Noch nie hatte er ein Problem damit gehabt, seine Freundin zu ignorieren. Und Andrea wollte er sich am liebsten in die Hosentasche packen, um sie immer bei sich zu haben. Nur hatte sie einfach sehr viel Respekt vor der großen Maschinerie mit den Fans. Da sie das mit Lim99 bereits herausgefunden hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie das hier auch sah. Er wird es ihr morgen früh sagen müssen. Hoffentlich flippte sie nicht noch mal aus. Wenn seine Freundin damit nicht klar kommen würde, dann war es das mit der Beziehung. Das war ihm klar. Unglücklich legte er das Handy wegund vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. Ausgerechnet die zwei Dinge, die er über alles liebte, kamen nicht so recht miteinander klar: Die Zauberei und Andrea. "Ich liebe dich! Bitte verlass mich nicht deswegen!"
Lim99 ist ein ausgedachter Name! Sollte es den Namen tatsächlich geben, hat dieser nichts mit dieser Geschichte zu tun!
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My Changeover
FanfictionErstes Buch Wenn aus LIEBE VERÄNDERUNG wird Wie man jemanden treffen kann, den man eigentlich weder kennt noch weiß, das man ihn kennt und sich dann auch noch verliebt. "Was im Leben, was schön ist, ist perfekt? Wo doch alle Ecken und Kanten das, ...