47 Kleinigkeiten

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Hey meine Lieben. Ich habe eine kleine Geburtstagspause eingelegt und schreibe erst heute weiter. Da ich mir eigentlich Karten für "endlich eine Show der Ehrlich Brothers sehen" gewünscht hatte und das ja nun leider garnicht klappt, habe ich meine erste Show kurzerhand auf DVD gesehen. Toll! Ich bin wirklich verzaubert.

Als ich im Auto saß, war ich total aufgeregt. Ich rief also Janin an. Natürlich auch, um ihr Frohe Weihnachten zu wünschen, aber eben hauptsächlich, weil ich vor Aufregung schon fast am Heulen war. Weihnachten war ja nun nicht einfach irgendein Kaffeekränzchen auf einem x-beliebigen Sonntag bei Familie Reinelt. Weihnachten ist, seit dem ich Denken kann, das Fest der Liebe. Es stand noch nie für große Geschenke. Aber immer für die Familie. Für Papas Weihnachtsliedsammlung. Für Mamas Essen. Für Omas Buttercremetorte. Für die geschmückten Weihnachtsbäume. Füreinander. Noch nie hatte ich an Weihnachten an anderen Tischen als an denen meiner Familie gesessen. Und nun, nach 34 Jahren war ich das erste Mal woanders eingeladen. Ich war sehr nervös. Und ich hatte Angst vor Chris Reaktion auf mein Geschenk. Es war ja nur eine Kleinigkeit, eine Geste. Es war aus Liebe. Aber es war nichts besonderes. Hoffentlich verstand er das nicht falsch. Janin beruhigte mich. "So oberflächlich kann der garnicht sein" sagte sie zu mir. Verdammt. Wo musste ich denn jetzt überhaupt hin? Direkt zu Andreas? ich war ja garnicht umgezogen. "Janin, ich hab vergessen, wo wir uns treffen und ich bin nicht mal fertig. Oh Gott, wenn ich da jetzt so aufschlagen muss, ist das voll daneben. Ich krieg ne Krise! Hilfe!" "Beruhig dich mal wieder. Die Chaos-Queen muss jetzt in der Handtasche bleiben, hast du gehört? Leg auf und ruf Chris an. Und komm bloß runter!" Damit legte sie auf. Ich drückte Chris Nummer und nach kurzem Klingeln ging er ran. "Wo muss ich denn jetzt hin?" "Na, zu mir. Komm erstmal nach Hause. Was ist denn los?" "Ich bin nur ganz schön aufgeregt." "Musst du nicht. Komm her, Schatz!" Gott sei Dank hatte ich diese Freisprechanalge im Auto. Wir legten auf und ich nahm die Ausfahrt Bünde. Nach 15 weiteren Minuten parkte ich zittrig das Auto vor Chris Tür. Mit wackligen Knien stieg ich aus, nahm meine Tasche und schloss mein Auto ab. Die Haustür ging sofort auf und Chris stand frisch geduscht mit Handtuch in der Wohnungstür. Ich stürzte mich erstmal in seine Arme. Auf einmal war wieder alles OK. Die Nervosität war weg. Die wackligen Beine noch nicht so ganz.  "Frohe Weihnachten!" sagte ich und hob meinen Kopf, um ihm ins Gesicht sehen zu können. "Frohe Weihnachten!" entgegnete er auch mit strahlenden Augen. Dann ließ er mich los und schloss erstmal die Tür hinter mir. Das gab den Blick in den Flur frei. Dort standen, nicht zu übersehen, rosafarbene Hausschuhe und daneben lagen rosfarbene Kuschelsocken. Beides mit einer Schleife drum herum. Chris beobachtete mich sehr aufmerksam mit schief gelegtem Kopf. Ich schlug vor lauter Rührung die Hände vor den Mund. Dann fiel ich ihm einfach um den Hals. "Gefällt dir die Farbe?" Nickend gab ich ihm zu verstehen, dass es mir gefiel. "Da du hier zuhause bist, dachte ich, du brauchst vielleicht was gegen kalte Füße. Frauen haben ja immer ein Problem damit. Und gerade du..." Weiter kam er nicht, denn ich versiegelte seine Lippen mit einem Kuss. "Das ist das Schönste, was ich mir als Geschenk hätte wünschen können!" sagte ich zu ihm. Chris grinste zufrieden. "Du musst dich langsam fertig machen, wir fahren gleich." Ich löste mich widerwillig von ihm und ging ins Bad. Dort legte ich meine Kosmetiktasche ab und wusch mir schnell Gesicht und Hände. Als ich aufblickte, sah ich eine Zahnbürste, ein Deo und eine Haarbürste. Auch rosa. "Chris?" rief ich. Es dauerte einen Moment, bis Chris ins Badezimmer spazierte. "Ja?" "Was... was ist das hier? Also von wem...?" "Das ist Teil Zwei von deinem Geschenk" grinste er nur. Mir kamen die Tränen. Er meinte es tatsächlich total Ernst! Er zeigte auf seine Wange und ich gab ihm einen Kuss darauf. Als er wieder draußen war, machte ich mich schnell fertig. Dann musste ich mich nur noch Umziehen. Im Schlafzimmer war mein Koffer aber weg. "Chris?" Und wieder kam er langsam in den Raum, setzte sich aufs Bett und sah mich aufmerksam an. Diesmal hatte er ein ganz offensichtliches schiefes Grinsen aufgelegt. Er trug mittlerweile eine dunkelgraue Hose und dazu einen dunkelblauen Pullover. Seine Haare waren ordentlich zur Seite gekämmt. Aber nicht großartig gestylt. Und dazu der Dreitagebart. So normal gefiel er mi am besten. Ich stand vor ihm und biss mir auf die Lippen. Am liebsten würde ich.... Ich schüttelte leicht den Kopf. "Ja bitte? Wolltest du was?" "Ja, also.... ähm... mein Koffer...." "Deinen Koffer? Nicht vielleicht doch was anderes?" "Dich flachlegen, aber auch den Koffer..." Hatte ich das gerade echt so gesagt? Mein Gesicht wurde ganz heiß und bestimmt tiefrot. Der Teppich war auch sehr schön. Und ganz flauschig, wenn man mit den Zehenspitzen darüber strich. Chris fasste meine Handgelenke und zog mich zu sich auf seinen Schoß. "Der Vorschlag klingt nicht schlecht, aber die Kinder warten. Deine Klamotten sind im Schrank. Geh schauen." Mich von ihm zu lösen, fiel mir sehr schwer. Ich fühlte mich wie ein Magnet, der von seinem Gegenstück entfernt werden sollte. Und doch stand ich auf. Ich öffnete seinen Schrank. Da war auf einmal viel mehr Platz als gestern. Ich drehte mich zu ihm um. "Du hast doch sicher auch ein paar Klamotten oder?" "Nicht so viele, wie du!" "Hey! Wirst du jetzt frech?"fragte er. Ich schnappte mir mein Strickkleid und umarmte ihn nochmal. "Ich hab nur eine Kleinigkeit für dich." "Ich hab dich. Das ist genug Geschenk für ein ganzes Leben." Bei solchen Worten konnte man nur dahinschmelzen. Wie in einem Roman. Mir war nie aufgefallen, wie romantisch er war. Oder ist das eine neue Seite an ihm? Das Päckchen für Chris hatte ich in der Handtasche versteckt. Ich holte es aus dem Flur und hielt es unsicher in der Hand. Chris war jetzt in der Küche. Ich beschloss, mich erstmal umzuziehen. Hey, das Geschenk von Janin war ja auch noch da. Ich griff es mir und zog vorsichtig die Schleife ab und schlug das Seidenpapier auseinander. Ich sah auf einen kleinen Haufen roter Spitze.  Ich legte es auf meine Knie ab und zog an einer Ecke der Spitze. Es war ein rotes Spitzenhemd mit eingearbeitetem BH, auch aus Spitze. Und dann gab es dazu passend noch das Unterteil. Mir bleib die Spucke weg. Das fühlte sich unglaublich toll an, aber es war auch unglaublich hübsch. Meine Neugierde wuchs über die Scham hinaus und ich rollte das Zeug verstohlen in mein Strickkleid ein und lief rüber ins Bad. Chris lugte aus der Küche, zog dann die Augenbrauen hoch, da er wohl dachte, ich sei schon fertig, ich aber immer noch in Unterwäsche rumlief. So schloss ich die Tür hinter mir ab und tauschtemeine Unterwäsche gegen das Geschenk von Janin ein. Dabei fiel noch ein Zettel aus der Verpackung 'Viel Spaß damit! (Ist bereits frisch gewaschen und einsatzbereit) Deine Liebste Janin' Ich grinste nur noch. Dann drehte ich mich um und sah mich im Spiegel an. WOW! Das sah gut aus. Das fand ich sogar selbst. Es klopfte an der Tür. "Ja, sofort!" antwortete ich hektisch und schmiss schnell das Kleid darüber und legte den Gürtel an. Ein Blick in den Spiegel sagte mir, dass alles gut saß und ich öffnete die Tür. "Du siehts wirklich hübsch aus heute!" sagte Chris anerkennend und gab mir einen Kuss. "Aber jetzt schnell, sonst kommen wir noch später als ich sonst schon immer bin und das gibt wieder nur Gerede." Wir lachten uns gegenseitig an. Als ich gerade die Schuhe anziehen wollte, fiel mir wieder sein Geschenk ein. "Dein Geschenk!" "Wie? Echt? Jetzt?" er grinste frech und griff mich an der Hüfte. "Nicht das" lachte ich und rannte ins Schlafzimmer. Die kleine Schachtel lag noch immer auf dem Bett. Ich gab sie ihm. Gespannt sah ich zu, wie er die kleine Schachtel betrachtete. Dann hob er den Blick mit einem unglaublichen Lächeln im Gesicht. Ich musste echt schwer schlucken, so süß und gleichzeitig sexy fand ich das. Dann öffnete er mit seinen gelenkigen Fingern die kleine Schachtel. Vor ihm stehend sah ich ihm gebannt dabei zu. Mein Puls ging schneller, der Herzschlag wurde immer heftiger, ich hielt die Luft an. Der Deckel war nun runter und Chris zog den Ring mit Schlüsseln heraus. An dem Bund war ein Anhänger mit einem Schmetterling. Chis betrachtete den Anhänger, ließ ihn durch die Finger gleiten und sah dann auf. Sein Blick fragte nicht, sein Blick liebte mich. Ich spürte mit jeder Faser meines Körpers, dass er das nicht erwartet hatte, aber mit Liebe beantworten würde. Er nahm meine Hand, zog mich in seinen Arm und sagte nur 'Danke'.  "Ich dachte, weil ich deinen Schlüssel ja gekidnappt habe, bekommst du im Gegenzug meinen. Vielleicht bekomme ich dann ja öfters nächtlichen Besuch..." "Ich liebe dich." Da war er. Dieser Satz, der mir alles bedeuten sollte. "Ich liebe dich auch." "Nicht so wie ich dich. Wie das letzte Puzzlestück bist du hier rein gestolpert" sagte er und legte meine Hand auf seine Brust. "Und jetzt gehen wir zum Rest der Familie. Komm!" forderte er mich auf und es ging los. Die Rückbank war voller mitgebrachter Süßigkeiten und Geschenke. Die Kinder hatte nämlich bis heute warten müssen, da Chris Ihnen das nicht ohne mich überreichen wollte.

Die kurze Fahrt verlief eher still. Meine Aufregung kam zurück und Chris grinste nur noch vor sich hin. Immer wieder sah ich ihn heimlich von der Seite an. Man was war ich verknallt. Ich fühlte mich wieder wie sechzehn. Kaum, das wir das Auto zum Halten gebracht haben, kam das Überfallkommando in Form von Mia, die mich fast über den Haufen sprang und den beiden Jungs, die Chris nur mühsam davon abhalten konnte, die Rückbank zu stürmen. Andreas stand in der Tür und rief die Kids nun recht väterlich zur Raison. Leider mit vorerst eher weniger Erfolg. Andreas musste nachsetzen, bis die drei uns in Ruhe ankommen ließen. Charly sprang ganz aufgeregt an meiner Strumpfhose rauf. "Den hab ich zu Weihnachten bekommen" erzählte mir Mia stolz. Mit Mia zusammen freute ich mich einen Kullerkeks über dieses niedliche Geschenk. Chris jonglierte alle Geschenke in Richtung Haus, während die Jungs versuchten, zu erahnen, was da wohl drinnen war. Mia folgte mir mit Charly an der Hand ins Haus. Stephi war gerade damit beschäftigt, mit Hedi den Kuchen auf den Tisch zu stellen und Stephanie saß am Tisch. Sie hatte ihren Mann dabei. Ich begrüßte alle und wurde wirklich von jedem herzlich begrüßt. "Und, was macht der Antrag?" wollte Andreas wissen, noch ehe er mich im Arm hatte. "Man Bruder, wir wohnen jetzt erstmal in zwei Wohnungen zusammen. Das muss ja wohl reichen!" meckerte Chris gespielt. "Wie jetzt? Erzähl!" Und schon hatten wir für den Kaffeetisch ein Gesprächsthema geliefert. Hedi probierte dabei als Erste meine mitgebrachten Pralinen. Die Kinder hatten sich schon die Kekse geschnappt. "Die sind sehr gut, Andrea. Hast du die selbst gemacht?" Und das war Thema Nummer Zwei. Nachdem wir also von Schlüsseln und rosa Zahnbürsten erzählt hatten, erklärte ich, wie man so ganz grob Pralinen jeglicher Geschmacksrichtung kreierte und wie lange ich für die Plätzchen am Ofen gestanden hatte.

Unglaublich erleichtert über die normalen Gesprächsthemen und darüber, dass allen die Mitbringsel gefielen und auch die Kinder ihre Geschenke mochten, lehnte ich mich mit meiner Tasse Kaffee später auf der Couch zurück. Charly hatte seinen Kopf auf meinen Schoß gelegt und Mia saß bei Ihrer Oma auf dem Schoß. Sie las ihrer Enkelin etwas aus dem neuen Buch vor. Wir hatten ihr ein Buch über ein Pferd names Attila geschenkt.

Irgendwann stand Stephi auf und machte sich in der Küche zu schaffen. Andreas half ihr. Die Jungs standen auch auf und gingen hinterher. Dann stand Chris auf und ging auch in die Küche. Ich zuckte schon und wollte auch aufstehen, aber Hedi bedeutete mir, sitzen zu bleiben. Ich lehnte mich wieder zurück und streichelte Charly und Mia gleichzeitig über den Rücken. Mittlerweile waren wir drei schon bei Weihnachtsliedern für Kinder angekommen. "Kannst du auch Klavier spielen wie Papa und Onkel Chris?" fragte Mia. Hedi sah mich aufmerksam an. "Ein bisschen. Ich spiele schon lange nicht mehr." "Was man einmal gelernt hat, verlernt man nicht so schnell wieder." Hedi war eine so freundliche Frau und hatte eine herzliche Ausstrahlung. "Spiel mal bitte was!" forderte mich Mia auf. Ich wurde von ihr hoch und zum Klavier gezogen. Ich setzte mich an das Klavier, was dem in der Schule damals ähnlich sieht. Natürlich spielte ich Für Elise. Ohne Noten konnte ich nur das Lied spielen. Stephanie und ihr Mann sahen zu mir und klatschten sogar Beifall, als ich aufhörte. Aus der Küche kam Andreas Stimme, dass Mia mir doch mal die Noten vom Weihnachtsmann bringen sollte. Und das tat sie natürlich. Und so saß ich am Klavier und spielte einfach Weihnachtslieder, die Mia mit ihrer Oma mitsang und selbst Stephanie stimmte ein.

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