88 Eine Basis schaffen

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Janin war bereits so gut wie immer in Herford bei Marco. Sie hatten eine neue Wohnung gefunden und die Renovierung war in vollem Gang, bevor im nächsten Monat ihre Sachen aus Berlin kommen würden. Sie war immer so glücklich am Telefon. Ihr Pferd Aslan war schon umgezogen. Mit Attilas Sachen zusammen. Die standen momentan in  der Werkstatt, was mir Andreas heute morgen bereits missmutig verkündet hat. "Ich wusste nichts davon. Ich hab ja noch nicht mal einen Platz für ihn" entschuldigte ich mich und kratzte mich verzweifelt am Kopf. Wenn das so weiter ging, würde ich auf den Tisch hauen. Das ging so nicht. Die konnten doch nicht alle über meinen Kopf hinweg entscheiden, was hier Sache war und wohin mein Zeug wie auch immer verrschifft wurde. Grummelnd legte ich auf. Chris sah mich über seinen Kaffeebecher hinweg an. Hedi saß neben ihm und schaute mich ebenfalls an. "Was ist los?" "Alle!" brummte ich und schlug mit der Faust auf den Tisch. Die beiden zuckten zusammen. Ich schnappte mein Handy und fixierte Chris böse. "Ich hab aber nichts damit zu tun hoffe ich doch mal?" Statt einer Antwort zu geben, tippte ich bereits eine Nachricht an alle, die etwas mit meinem Unzug planen könnten. Ich wollte das selber machen. Ich hasste das so! Das schrieb ich auch. An alle.

Nach dem Frühstück rief ich bei Martin an. Er erzählte mir, dass Attila theoretisch nach Hause könnte. Praktisch hatte ich das aber noch nicht. Und so rief ich bei dem Stall an, wo Aslan stand. Dort erreichte ich jemanden und konnte gerne kommen und mir die Anlage ansehen. Zu meiner Freude war das garnicht weit weg. Theoretisch auch zu Fuß machbar. Aber momentan wäre das eher doof. Ich sagte, dass ich am Nachmittag vorbei kommen würde. Nachdem ich aufgelegt hatte, war Chris gerade auf dem Sprung in die Werkstatt. "Halt!" rief ich ihm hinterher. "Ich komm mit. Es wird scheinbar Zeit, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen." Da ich heute bereits seit Andreas Anruf so schlecht gelaunt war, wartete Chris einfach artig, bis ich endlich fertig und unten war. Andreas stand ungeduldig unten und wollte schon losschimpfen, was da so lange dauern würde, aber ich kam ihm zuvor. "Mit mir redert ja niemand. Und ich komm jetzt mit. Und das hat gedauert. Also lass Chris in Ruhe und fahr einfach!" "Man, hast du eine Laune..." "Ja! Bei so netten Anrufen am frühen Morgen!" giftete ich ihn an. Chris gab ihm ein Zeichen, besser ruhig zu sein.

In der Firma angekommen, schlich ich langsam zum Büro und begrüßte alle. Jeder freute sich, mich wieder zu sehen.  Ich schnappte mir den Laptop von Chris und setzte mich im Büro auf die Couch. Chris und Andreas saßen an ihren Schreibtischen und diskutierten leise vor sich hin, während Rammstein lief. Zum Glück nur in Zimmerlautstärke. Ich suchte nach Informationen über diesen Freund der beiden. Und als die beiden weg waren, um eine kleine Pause einzulegen, zückte ich mein Handy und rief dort an. Der Mann hieß Marius Larsson. Laut Internet war er schon fast sechzig. So klang er auch. Er war sehr nett und ich fragte ihn, ob wir uns heute mittag hier in der Firma treffen könnten. Leider war ich ja dank Unfall nicht so besonders mobil. Er stimmte dem Vorschlag zu und fragte auch gleich nach den beiden Jungs. Die würde ich natürlich später dazu holen, sagte ich ihm. Aber erstmal ging es um das Geschäftliche. Als ich an mir runter sah, fiel mir dann ein, wie ich aussah. Jogginghose, Shirt, Sweatjacke. Scheiße! Ich hatte noch anderthalb Stunden Zeit. Und so stand ich auf und suchte nach Steffi. Die arbeitete gerade auch im Büro. Das wusste ich. Sie sah mich erstaunt an, schmiss die Arbeit freudig hin und fuhr mich nach Hause. Ich zog mir eine halbwegs bequeme und ordentliche Hose an, ein Top und eine Bluse. Gott sei Dank hatte Janin mir bereits Klamotten mitgebracht aus der Wohnung in Berlin. Steffi band meine Haare ordentlich zusammen und ich machte mich noch etwas zurecht. Wieder im Büro bat ich darum, dass man meinem Gast einen Kaffee bringt. Hilde war zwar nicht so begeistert, aber schluckte das mal runter. Schließlich ging es jetzt um meine eigene Existenz und außerdem kannte auch sie Herrn Larsson ganz gut.

Herr Larsson war pünktlich da und sehr nett. Chris und Andreas hatten von mir Bescheid bekommen und schauten doch etwas erstaunt aus der Wäsche, als die Tür vor deren Nase ins Schloss fiel. Andreas wollte sich schon bei Hilde und Thomas beschweren. Aber Hilde winkte direkt ab. "Warte es mal ab. Da kommt gleich noch ein kleines Hämmerchen hinterher. Die ist heute gut drauf!" Hilde grinste dabei recht geheimnisvoll und schloss ihre Tür ebenfalls vor den Brüdern. Beide standen nun im Flur und wussten nicht so recht, was das jetzt heißen sollte und werden würde.

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